Farssmann oder Zu Fuß in die Sackgasse

Kinostart: 05.09.91
1990

Kurzbeschreibung

Ein scheidungsgeschädigter Buchhalter könnte Karriere machen, sich anbietende neue Beziehungen eingehen und sogar an einem großen Dollar- Deal mitwirken, aber er, der zwischen alle ideologischen Fronten gerät, will nur bleiben, was er ist: Buchhalter.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Komödie
Regie:Roland Oehme
Darsteller:Michael Gwisdek; Angelika Waller; Käthe Reichel
Drehbuch:Rudi Strahl; Roland Oehme
Buchvorlage:Hermann Kant
Kamera:Jürgen Lenz
Musik:Günther Fischer
Länge:97 Minuten
Kinostart:05.09.1991
Verleih:Progress
Produktion: DEFA Studio Babelsberg GmbH, Potsdam
FSK:6

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Der Film wurde nach Motiven des Schriftstellers Hermann Kant in den Jahren vor der Vereinigung in Ost-Berlin hergestellt. Buchhalter Farssmann ist Hauptfigur dieses Mentalitäts-Porträts, das die Wirklichkeit einer Nischengesellschaft mit ihren Strategien treffend ironisiert. OB im täglichen Ansehen für die frischen Brötchen oder auf Behörden, überall kommen Tauschgeschäfte und Gegenleistungen ins Spiel, mit denen sich Bürger oder Funktionäre behelfen.

Die beginnenden Liberalisierungstendenzen und Wege zur Devisenbeschaffung greift der Film in zwei relativ absurden Handlungssträngen auf: Einmal soll Farssmann die Spende von fast 100 Millionen Dollar eines Amerikaners überbringen, der sein Erbe nicht nur den Mormonen in Utah, sondern auch der Verschönerung der DDR zugedacht hat. Zum anderen hat Farssmann die vergrabene Bronze- Statute eines Preußen-Fürsten entdeckt, die auch zu Geld zu machen ist, woran vor allem der Chef seines Betriebes, in dem Orden hergestellt werden, interessiert ist. Zwischen diesen beiden größeren Aktionen bietet der Film eine Fülle von Beobachtungen an, die die Befindlichkeit der Menschen zwischen Improvisation und Glücksuche, aber auch zwischen Misstrauen und Bewachung wiedergeben. Farssmann ist eine Figur, die ständig an Klippen gerät, aber immer irgendwie davonkommt und noch dazu Glück bei Frauen hat.

Der Bewertungsausschuss bescheinigt dem Film eine gute Unterhaltungsqualität, die nicht nur von der Handlung, sondern auch über die Ebene der meist dekuvrierenden Dialoge befördert wird. DDR- Wirklichkeit realistisch, aber nicht ideologisch zur Reflexion anzubieten, dieser Leitgedanke wird konsequent durchgehalten. Kleine optische Hilfen, wie die kreisförmige Einblendung des Gesichts Farssmanns zur OFF- Stimme, machen die literarische Vorgabe kenntlich. Der Blick in Wohnungen, Büros, auf Häuser- Fassaden und in Hinterhöfen macht Milieu spürbar und erhält seinen spezifischen Wert angesichts des einsetzenden Wandels in der Baulandschaft Ost-Berlins.

Leider gibt es Sequenzen, in denen die Führung einzelner Darsteller an den Rand des Klamottenhaften geriet.