Fair Food
FBW-Pressetext
In einer Zeit, in der jeder Konsument erwartet, täglich die frischesten Lebensmittel in Hülle und Fülle im Supermarkt finden zu können, ist eins umso wichtiger: Genau darauf zu achten, woher diese Lebensmittel kommen und vor allem, wie sie produziert und geerntet werden. Der Dokumentarfilm FAIR FOOD geht dieser wichtigen und hochaktuellen Frage nach, indem er die Landarbeiterbewegung CIW im Süden Floridas bei ihren Bestrebungen begleitet, für die Erntearbeiter vor Ort bessere und vor allem menschlichere Arbeitsbedingungen durchzusetzen. Denn im Hier und Jetzt kann von angemessener Bezahlung und Behandlung keine Rede sein. Die Arbeiter werden unter dem Mindestlohn bezahlt, hausen in viel zu kleinen Unterkünften, dazu gibt es unzählige Übergriffe auf Frauen, die sich aber nicht trauen, die Vorfälle anzuzeigen, aus Angst, ihre Stellung zu verlieren. Die CIW hat deswegen zum Hungerstreik aufgerufen. Mit einem Protestmarsch will sie Supermärkte und Fast-Food-Ketten dazu bringen, nur noch Produkte von Betrieben zu verwenden, die fair mit ihren Beschäftigten umgehen. Regisseur Sanjay Rawal und Produzentin Eva Longoria erzählen die Geschichte der Erntehelfer mit der Absicht, beim Zuschauer das Bewusstsein für die Zustände zu schaffen und dadurch den Konsumenten anzuregen, seine Haltung zu ändern. Es geht weniger um Einzelschicksale als um das Bestreben der Gruppe, die ein Zusammengehörigkeitsgefühl entwickeln und füreinander eintreten und kämpfen. Immer wieder greift der Film auch auf historische Zusammenhänge und dokumentarisches Bildmaterial zurück. Diese Seitenblicke verbildlichen die Komplexität des Themas. Als am Ende der Hungerstreik zu Ende ist, sind nicht alle Forderungen erfüllt, nicht alle wichtigen Gespräche geführt. Doch es wurden Positionen verdeutlicht und Stärke gezeigt. Die Stärke einer Gruppe Menschen, die es verdienen, für ihren Job Respekt, Anerkennung und gerechten Lohn zu erhalten. Denn das ist nur fair. Ein wichtiger Film über einen lokalen Konflikt mit globaler Bedeutung.Filminfos
Gattung: | Dokumentarfilm |
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Regie: | Sanjay Rawal |
Kamera: | Forest Woodward |
Schnitt: | Erin Barnett; Emily Clifton |
Länge: | 83 Minuten |
VÖ-Datum: | 05.02.2015 |
Verleih: | Tiberius Film |
Produktion: | Tiberius Film GmbH , Illumine Films; Two Moons Productions |
FSK: | 0 |
BD EAN-Nummer: | 4041658299879 |
DVD EAN-Nummer: | 4041658229876 |
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Jury-Begründung
Landarbeiter werden nicht angemessen bezahlt und werden ausgebeutet. Seit den 1960er Jahren hat sich daran kaum etwas geändert. Ein Tomatenpflücker in Florida verdient 42 $ pro Tag , bei einer Arbeitszeit von 13 bis 14 Stunden. Landarbeiter sind die modernen Sklaven des Agrarbusiness. Seit den 1960er Jahren hat sich der Preis für Tomaten verdreifacht, sagt der Autor Eric Schlosser, die Entlohnung der Arbeiter beträgt aktuell im Jahr aber nicht mehr als 10.500 bis 13.000 $. Die Produktion wird von den Supermarktketten zu deren Konditionen gekauft, damit bestimmen sie das Einkommen der Tomatenpflücker indirekt und auch direkt, denn sie sind es, die den Preis diktieren. Die Gewerkschaft hat errechnet, dass ein Cent mehr pro gepflücktem Kilo Tomaten die Situation der Arbeiter entscheidend verbessern würde. Darum kämpft sie, doch bisher haben sich noch immer nicht alle Supermarktketten zu dieser Erhöhung verpflichtet.So könnte man in wenigen Sätzen Inhalt und Anliegen des Films FAIR FOOD beschreiben. Der Film wartet mit zahlreichen Fakten, Zahlen und Statistiken auf, die auch mehrmals wiederholt werden.
In Interviews und Statements erfährt der Zuschauer persönliches und erhält Einblick in die Familienverhältnisse und das jahrelange Engagement vieler Gewerkschaftsmitglieder. Der Film zeigt, sozusagen als Rahmenhandlung, einen sechstägigen Hungerstreik der Arbeiter vor der Filiale einer Supermarktkette, mit der die Vertreter der Landarbeiter verhandeln wollen, jedoch nicht angehört werden.
Immer wieder geht der Film auf historische Fakten ein, vergleicht die Situation der Tomatenpflücker mit der der Arbeiter in Bangladesch. Leider droht er sich daher auch nach Ansicht der Jury in seinem Thema zu verlieren. Besonders die häufig wiederkehrenden Hinweise auf historische Zusammenhänge und Versuche, die Situation der Landarbeiter zu verbessern, wirken teilweise wie Propaganda und verwirren den Zuschauer durch Wiederholungen und Ellipsen. Die Begeisterung und der ideelle Einsatz der Filmmacher ist deutlich zu spüren und gelegentlich erscheinen sie von ihrem Thema zu überwältigt, um eine klare Struktur zu finden, die Fakten und Zahlen, Interviews und Statements in eine überschaubare Ordnung bringen könnten.
Hilfreich sind auf jeden Fall die Animationen zur Unterstützung des Themas, die im ersten Drittel des Films Überblick bieten, doch leider als Gestaltungsform im weiteren Verlauf nicht mehr eingesetzt werden.
Ganz klar nimmt der Film deutlich Stellung zu seinem Thema und fordert das auch dem Zuschauer ab. Engagiert trägt der Film die Probleme jenes Teils der Menschen vor, die für wenig Geld harte Arbeit machen. Der Hinweis auf dieses globale Problem ist sicher wichtig und notwendig, jedoch bleibt die Frage, ob der Film mit einer klaren Struktur und größerer Klarheit in der Form noch mehr Menschen erreichen könnte, um sie zu Mitstreitern zu machen.
Die Jury entschied sich angesichts des deutlichen Engagements der Filmemacher und der guten Kameraarbeit mehrheitlich für das Prädikat „wertvoll“.