Fabrik der Offiziere

1988

Kurzbeschreibung

Kurz vor Kriegsende erhält ein Oberleutnant in einer Offiziersschule den Auftrag, die Hintergründe des Todes seines Vorgängers auzuklären, wobei er sich selbst wegen seiner antifaschistischen Einstellung an den Galgen bringt.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Spielfilm
Regie:Wolf Vollmar
Länge:120 Minuten
Produktion:

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Der Bewertungsausschuss hat den Film mit 3:2 Stimmen das Prädikat „wertvoll“ erteilt.

Gegen die Erteilung des Prädikats erhoben sich erhebliche Bedenken, die von der Mehrheit des Ausschusses teils mehr, teils weniger geteilt wurden.

So erscheint die Gestaltung des Films durchgehend von einer „Stop-and-Go“-Dramaturgie geprägt, die im normalen Erzählstil einzelne Episoden ausführt, dann aber weitere Entwicklungen wegfallen lässt, um sich unerwartet und unmotiviert zu einem späteren Zeitpunkt des Geschehens wieder in die Handlung einzublenden. Gewiss kann man dies als eine Art der Collagetechnik interpretieren, doch erschienen der Ausschussmehrheit nicht nur die tatsächlich herausgegriffenen Handlungsteile, sondern auch ihr Gesamtzusammenhang zu willkürlich und zufällig. Aus einer möglicherweise beabsichtigten Argumentationskettte, die sich durch solche einzelnen Handlungsteile ergeben sollte, wird daher allenfalls eine gelegentlich (z.B. bei dem amputierten Verwundeten) fast selbstzweckhaft erscheinende Ereigniskette, deren Zusammenhang ans beliebige grenzt.

Darüber hinaus erschien der Mehrheit auch die Führung der Schauspieler und die Charakterisierung der Gestalten nicht besonders gelungen. Zwar gebührt dem Film bei der Auswahl der Schauspieler große Anerkennung, doch ist eigentlich nur die Hauptperson, gespielt von Manfred Zapatka, überzeugend geführt, während die anderen Figuren auch der Haupthandlung unverständlicherweise sehr schematisch agieren müssen oder dürfen. Da auch die Charaktere sich jener Schwarz-Weiß-Zeichnung unterordnen, nach der nationalsozialistisch eingestellte Soldaten auch moralisch voller Mängel stecken, während ihre Gegner moralisch unantastbar sind, ergibt sich eine im Laufe des Films abnehmende Spannung gegenüber dem Geschehen und den Motivationen der Gestalten. Denn sobald das Handeln einer Figur erstmals beurteilt werden kann, sind aufgrund dieser Dramaturgie ihre politischen wie menschlichen Qualitäten natürlich fast automatisch vorhersehbar.

Schließlich wurden Zweifel auch gegenüber der historischen Authentizität vieler Einzelheiten geäußert. Das Kriegsgerichtsverfahren gegen einen General, die Untersuchung bei einem Sprengunfall, der Umgang zwischen den unterschiedlichen Offiziersrängen, Gleichgestellten und gegenüber Untergebenen, der Vorgang selbst des Weckensdies alles, so wenig auch das Einzelne für sich ins Gewicht fallen mag, summiert sich am Ende zu einem Mangel an dokumentarischer Echtheit, der für sich allein noch nicht ausschlaggebend genannt werden kann, aber doch zu beachten war.

Allerdings muss man diesem Film auf der anderen Seite die Qualität seiner technischen und gestalterischen Realisation zugute halten. Denn in den Aufnahmen und in der Montage, in den Bauten und der Ausstattung zeigen sich handwerkliche Qualitäten, die manches aufwiegen, was dem Film ansonsten nicht gelungen ist. Dass der Film dennoch nur knapp ein Prädikat erhalten konnte, ergibt sich aus der Tatsache, dass der Mehrheit die konzeptionellen Mängel doch beträchtlich erschienen.