Es lebe unsere DDR
Kurzbeschreibung
Kompilationsfilm über 40 Jahre (1949-1989), Selbstdarstellung der DDR in den staatlich gelenkten Medien Wochenschau, Dok.-Film und teilweise FernsehenFilminfos
Gattung: | Dokumentarfilm |
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Regie: | Thomas Hausner |
Drehbuch: | Thomas Hausner |
Länge: | 86 Minuten |
Produktion: | Stallion Film- und Fernsehproduktion, München, Schmidt, Gerhard, scripts and films, Filmproduktion, Köln |
Jury-Begründung
Der Bewertungsausschuß würdigt die Kompilation des in den Medien wiedergegebenen Alltags der DDR. Ein Film, der betroffen macht, bei dem sich ehemalige Bürger des anderen Staates fragen, wie es ihnen eigentlich gelang, alles so relativ gut überstanden zu haben.Kein Zweifel, die Bilder hat es gegeben. Während der Aufbauphase ist Ehrlichkeit spürbar, doch mit den Jahrzehnten wird die Propaganda immer verlogener, sowohl in der Sprache, als auch in den Bildern.
Das Material - im staatlichen Auftrag erstellt - bietet nicht nur Momentaufnahmen, sondern ist zugleich zeitgeschichtliche Dokumentation, die uns heute absurd, skurril vorkommt, uns belustigt, aber dennoch traurig macht. Es ist die vorformulierte, vorgeführte Öffentlichkeit, die hier zu sehen ist. In der Darstellung der Trivialität des Alltags hat der Film seine Berechtigung. Er macht den Zuschauer fassungslos, wie derartiges möglich war, lässt ihm aber genug Raum zum Füllen der Lücken und zum Nachdenken. Die scheinbar willkürliche Montage ist übelegt eingesetzt, schafft Verbindungen,dient der Kommentierung. Gegenüber dem teilweise vergleichbaren Titel aus dem Westen, "Rendezvous unterm Nierentisch", zeigt der Film eine dramaturgische Entwicklung, die sich nicht nur in der Chronlogie widerspiegelt.
Kritisiert wird, dass bestimmte Ereignisse nicht stattfinden, wie der Aufstand vom 17. Juni, die Geschehnisse um den "Prager Frühling" und das Auftauchen der "Solidarität" in Polen. Vielleicht hat es dazu aber auch wirklich kein filmisches Material für die Reflexion im Alltag der DDR geben.
Gelobt wird die durch die Felsenstein-Inszenierung von "Orpheus in der Unterwelt" - 1950 in der Komischen Oper - geschaffene dramaturgische Klammer. Ob es wirklich damit endet, dass von der DDR nichts anderes übrig bleibt, als ein Auftritt in einer Operette - wie es bei Jacques offenbach heißt -, bleibt fraglich. Der Filmemacher kann aber zu Recht auf das Schlußlied der 40-Jahr-Feier für die DDR hinweisen: das Lied vom kleinen Trompeter - aus einer Operette - gespielt vom FDJ-Jugend Orchester.