Ernst Lubitsch in Berlin, Von der Schönhauser Allee nach Hollywood
FBW-Pressetext
„Pep, Humor. Love und Soul“ – das macht den ultimativen Lubitsch-Touch, den meisten Kinogängern am besten vertraut aus „Sein oder Nichtsein“ (To Be or Not to Be, 1942). Die superbe Dokumentation von Robert Fischer, Bonus-DVD einer sechsteiligen Deluxe-Edition, bringt uns den frühen Lubitsch näher. 1920 drehte er mit „Anna Boleyn“ den damals mit Abstand teuersten deutschen Film. Die DVD-Edition von Transit-Film macht nicht nur fünf große Filmklassiker wieder verfügbar, sie kann es mit der Editionsleistung der von Cineasten angebeteten DVD-Reihe „Criterion Collection“ aufnehmen.Filminfos
Gattung: | Dokumentarfilm |
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Regie: | Robert Fischer |
Länge: | 110 Minuten |
Kinostart: | 22.11.2006 |
Verleih: | Transit Filmverleih |
Produktion: | Transit Film GmbH Loy W. Arnold |
Jury-Begründung
Die sehr sorgfältig recherchierte Dokumentation gibt einen genauen Einblick in Leben und Werk des frühen Ernst Lubitsch. Der geschickt montierte Film hält einige Überraschungen bereit, darunter die Originalstimmen von Stummfilmgrößen. Prägnante Filmausschnitte vermitteln den Duktus der Stummfilme, Setfotos zeigen etwas von der Monumentalität früher Produktionen. Ernst Lubitsch drehte 1920 mit „Anna Boleyn“ den damals teuersten deutschen Film. Fünf weitere restaurierte Filmklassiker mit neuer Musik enthält die Luxus-Edition von „Transit Classics“. Die Dokumentation von Robert Fischer gehört als Bonus-DVD mit zu der sechsteiligen DVD-Edition. Transit setzt damit Maßstäbe, die einem Vergleich mit den Non-plus-ultra-Editionen der US-amerikanischen Labels „Criterion“ absolut standhalten. Die sechsteilige Ernst-Lubitsch-Collection im Schmuckschuber ist ein höchst willkommener Edelstein im DVD-Himmel der Filmklassiker.In den USA lebende Verwandte erzählen von Ernst Lubtisch und seinen Familienverhältnissen und davon, was für ein Mensch er war. Filmhistoriker und Kuratoren wie Prinzler und Patalas analysieren die einzelnen Schaffensperioden von Lubitsch zwischen seinen Anfängen als Theaterschauspieler und seinem Umzug nach Hollywood. Filmemacher von heute wie Becker und Tykwer erzählen von ihren Seherfahrungen mit dem frühen Lubitsch.
Der spannende Film ist erstaunlich gründlich und ausführlich, nicht aber pedantisch, auch wenn etwa solche Informationen wie die Länge des Weges von der Arbeitsstelle Lubitschs im Theater zu seiner Wohnung nicht unbedingt für jeden relevant sind.
Die Dokumentation nähert sich Ernst Lubitsch in wohldosierten Schritten und tut dies auf eine sehr flüssige und angenehm zurückhaltende Art und Weise. Der Autor bleibt fast gänzlich unsichtbar – er erlaubt sich nur einen indirekten Kommentar mit einer kleinen Montage von Szenen aus Lubitsch-Filmen, in denen jeweils die Füße von Frauen liebkost werden und so der Filmemacher als Fuß-Fetischisten enttarnt wird.
Es zeugt von einigem Geschick beim Aufbau des Films, wenn etwa im Kapitel über die Familie von Lubitsch passende Ausschnitte aus seinen Stummfilm-Komödien gezeigt werden, die einerseits aus der Not, dass es nicht genug frühes Bildmaterial gibt, eine Tugend machen, aber auch noch en passant die später aufgestellte These belegen, dass Lubitsch viele autobiografische Elemente in seinen Filmen verwendete. Besonders hervorzuheben ist auch die überaus inspirierte Musik von Aljoscha Zimmermann.
Im pointierten Epilog wird schließlich noch der Lubitsch-Touch in der Karikatur eines seiner Mitarbeiter auf den Punkt gebracht: „Pep, Humor, Love, Soul.“