Jury-Begründung
Prädikat wertvoll
Nach einem etwas dialoglastigen Einstieg schwimmt sich der Film allmählich frei und beginnt, seine Geschichte in Bildern zu erzählen. Dabei erreicht er in der Schilderung der Kölner Punk- und Junkie-Szene eine erschütternde, fast dokumentarische Authentitzität. Die realistische Darstellung des trostlosen Lebens der Straßenkids gewinnt zunehmend an Echtheit. So entsteht ein glaubwürdiges Bild des Milieus. Damit einher geht die emotional berührende intime Zeichnung einer zum Scheitern verurteilten amour fou. Die Protagonisten dieser Liebesgeschichte werden von Robert Stadlober als „Engel“ und Jana Pallaske als „Joe“ in ihrer Verletzlichkeit und ihrem verzweifelten Kampf um Liebe ergreifend verkörpert. Die Kälte der Welt, in der sie leben, wird durch die durchweg kühle, sterile Farbgebung des Films unterstrichen. Bemerkenswert ist auch die Kameraarbeit, die etwa in der Entbindungsszene meisterliche Höhen erreicht. Um so mehr ist es zu bedauern, daß der Film unter der Uneinheitlichkeit des Drehbuchs leidet, die sich nicht nur beim Einstieg in die Handlung, sondern auch noch einmal besonders störend bei dem aufgesetzten Schluß zeigt. Seine Verlogenheit offenbart einen durch nichts zu beschönigenden Bruch. Trotz dieser bedauerlichen Mängel bewies die Filmemacherin Vanessa Jopp in ihrem zweiten Spielfilm so viel filmisches Talent, daß der großen Mehrheit des Ausschusses ein Prädikat gerechtfertigt erschien.