Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
Alex Schaads mittellanger Film »Endling« erzählt davon, wie Veränderungen durch Fortschritt und Entwicklung Menschen überrollen können, wie schnell abgehängt und zum alten Eisen gezählt werden kann, wer nicht schnell genug zur Anpassung bereit ist. Schaad erzählt davon anhand der Schließungen der Kohlegruben in Deutschland. Sein Protagonist Armin hat den Beruf des Bergmanns geliebt und mit allen Fasern seines Körpers gelebt – so sehr, dass das Ende des Bottroper Bergwerks ihn in eine Perspektivlosigkeit entlässt, für die er keine Alternative mehr sieht. Besonders auf visueller Ebene ist »Endling« ein großer Genuss: Originalmotive wie die Bergmannsiedlung, der Umkleideraum oder der Stollen unter Tage sind eindrucksvoll, die Bildkompositionen aufwändig und stilsicher gebaut. Die authentische Szenerie, die mit großer Hingabe für Details ausgestattet ist, vermittelt ein ebenso stimmiges Gefühl für das Milieu wie die Schauspieler und ihre Dialoge im Ruhrdeutsch. Alle Elemente zusammen zeugen von der Liebe der Macher·innen zu ihren Figuren, dem Milieu und der Geschichte, was »Endling« zusätzliches Gewicht und Glaubwürdigkeit verleiht. Zudem bietet das Drehbuch eine wunderbare zweite Ebene an, auf der es seine Hauptfigur wiederkehrend in den Kontext des »Sterntaler«-Märchens setzt. Der Münz-Regen als Ausgleich für ein aufopfernd geführtes Leben – in feine Ironie gepackt wirkt diese Anspielung wohltuend über das Ende des perfekt getimten Films hinaus.