Jury-Begründung
Prädikat wertvoll
Dystopien erfreuen sich derzeit nicht nur in der Literatur großer Beliebtheit. Auch im Film wird die Welt ständig vom Untergang bedroht. Zum Teil ist das dem maßlosen Ehrgeiz, dem stetig wachsenden Leistungsdruck, der Konsum- und Amüsierlust und der permanenten Reizüberflutung geschuldet. So auch in EMPLOYEE OF THE DAY. Drei Figuren ragen aus der gesichtlosen Masse von schattengleichen Wesen heraus, die durch eine von kalten Neonlichtern erleuchtete Großstadt ziehen: Eine dicke Frau, ein dünnes Mädchen, und ein geheimnisvoller Elektriker, der für eine große, bedrohlich wirkende Firma arbeitet. Deren Philosophie scheint zu sein, Leute, die das tägliche Soll nicht erfüllen, zu entsorgen. Die dicke Frau als erfolgreichste Arbeiterin am Fließband, erhält als Belohnung für ihren Akkord die Möglichkeit, an einer Gameshow mitzuwirken und viel Geld zu gewinnen – was am Ende aber für sie zum tödlichen Spiel wird. Die junge Frau wiederum erfüllt ihr Soll nicht und muss weichen, der Dritte im Bunde, der als Erfüllungsgehilfe fungiert, erlebt den Untergang seiner technisierten Welt, als die Hochhäuser der Stadt in sich zusammen fallen, sie alle sind Opfer der ständigen Jagd nach Geld und Macht. Aldous Huxleys „Schöne neue Welt“ und METROPOLIS von Fritz Lang stehen bei diesem düsteren Animationsfilm ebenso Pate wie die traumatischen Bilder von 9/11. Die Idee zu der Handlung mag zwar nicht neu oder originell sein, aber die Umsetzung in den schweren, düsteren animierten Bildern ist fesselnd und intensiv. Vor allem wirken jene Momente in dem Film surreal und zugleich beklemmend realistisch, als die junge Frau, die ihren Job verloren hat, mit ihrem Schlüssel nicht mehr in ihre zellenähnliche Wohnung hinein kommt und sozusagen gesellschaftlich „ausgemustert“ worden ist.