Elisa

Filmplakat: Elisa

FBW-Pressetext

Sie weiß, dass Mama wütend wird, wenn sie sich kratzt. Und doch kann sie nicht anders. Sie weiß, dass Mama es mag, wenn die Haare ordentlich gekämmt und geflochten sind. Und doch hasst sie es. Sie weiß, dass sie schlafen soll, wenn das Licht ausgeht. Und doch kann sie es nicht. Denn in ihrem Zimmer ist sie schon lange nicht mehr allein. Auf der erzählerischen Ebene behandelt der Kurzspielfilm ELISA von Kristina Kean Shtubert die dysfunktionale Beziehung zwischen der neunjährigen Elisa und ihrer überspannten Mutter, die überragend von Anastasia Triller und Susanne Wuest verkörpert werden. Jede Geste, jeder Ton, jeder Blick ist auf den Punkt inszeniert und lebt von der hochgradigen Anspannung der stets bedrohlichen Situation, die sich jederzeit in einem Wutausbruch der Mutter entladen kann. Was Shtubert in ihrem Film aber, dank einer großartigen Ausstattung, einer perfekt ausbalancierten Licht- und Farbstimmung und einer exzellenten Kamera, auch gelingt, ist eine so große atmosphärische Dichte, dass man bis zum überraschenden Schluss der Geschichte mit atemloser Spannung folgt. Beeindruckendes und spannendes Kurzfilm- und Genrekino.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Kurzfilm
Regie:Kristina Kean Shtubert
Darsteller:Susanne Wuest; Anastasia Triller
Drehbuch:Ines Berwing in Zusammenarbeit mit Kristina Kean Shtubert
Kamera:Nicola Alice Hens
Schnitt:Wolfgang Gessat; Stefanie Kosik; Adrienne Hudson; Kristina Kean Shtubert
Musik:Chatschatur Kanajan
Länge:16 Minuten
Verleih:DFFB
Produktion: Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin GmbH (DFFB)
Förderer:dffb

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Eine Mutter und ihr Kind beim vertrauten Beisammensein - es ist das Idyll einer innigen familiären Zweierkonstellation, die Kristina Kean Shtubert in ihrem gelungenen Kurzfilm ELISA in hellen und lichten Farben zeichnet. Doch die Idylle ist eine brüchige - das Mädchen leidet unter einer Zwangsstörung und kratz sich infolgedessen immer wieder die Haut auf, die an manchen Stellen schon ganz vernarbt ist. Und die Mutter reagiert hilflos - und mehr noch: Ihr Kontrollzwang, den sich auch mit Gewalt gegenüber ihrer Tochter ausübt, gibt eine Ahnung davon, worin die Ursachen für die psychische Auffälligkeit des Mädchens liegen könnten.

Mit ELISA ist der jungen Regisseurin ein ebenso so spannendes wie tiefgründiges und vielschichtiges Kurzdrama gelungen, das von so großer Intensität ist, dass man manchmal kaum hinschauen mag, weil die miteinander verstrickten Emotionen so ergreifend in Szene gesetzt wurden. Mit überzeugendem Spiel - namentlich auch der jungen Hauptdarstellerin Anastasia Triller - gelingt dem Film eine gut ausbalancierte Mischung aus Psychodrama mit leichten Horroranklängen. Was auch daran liegen mag, dass ELISA ebenso wie ICH SEH, ICH SEH (in dem ebenfalls Susanne Wuest eine Mutter spielte) das romantische Doppelgängermotiv bemüht und damit auf sehenswerte Weise eine weitere Ebene der Wahrnehmung und der Empathie eröffnet und mehrere Lesarten zulässt.

Unterstützt von einem sicher gesetzten Spannungsbogen, treffsicheren Dialogen wie auch einer präzise gezeichneten nonverbalen Kommunikation mittels Blickachsen sowie einem sehenswertem Setdesign, das die Wohnung von Mutter und Tochter auch als Seelenraum erfahrbar macht, ist ELISA ein Film, der lange haften bleibt und nachwirkt.

Die Jury der FBW zeigte sich beeindruckt von der Reife, Feinfühligkeit und Stilsicherheit der Inszenierung und erteilte dem Film einstimmig das Prädikat „besonders wertvoll“.