Ela - Skizzen zum Abschied

Filmplakat: Ela - Skizzen zum Abschied

FBW-Pressetext

Ela will in den Westen. Sie hat genug von ihrer Heimat Polen, von dem Verzicht, von der grauen Hoffnungslosigkeit ihrer Umgebung. Und doch fällt es ihr schwer, alles hinter sich zu lassen. Ihre Schwester und ihren Neffen, mit denen sie zusammenlebt und die sie über alles liebt. Ihre Arbeit, die sie zwar frustriert, aber die ihr doch zumindest Stabilität gegeben hat. Und ihren Freund, der sie ständig damit aufzieht, wie toll ihr Leben doch im „Goldenen Westen“ werden wird. Und der ihr sagt, dass es keinen Sinn macht, nun noch zusammenzubleiben. Denn wenn Ela geht, dann geht sie ganz. Der Filmemacher Oliver Adam Kusio erzählt Elas Geschichten in verschiedenen Tableaus, „Skizzen“, wie er sie nennt. Und jede dieser Skizzen wirft ein neues Schlaglicht auf Ela und die Beziehungen in ihrem Leben. Die Dialoge sind minimalistisch, wirken ebenso angerissen wie die Gefühle, die zwischen den Figuren still entstehen. Viel wichtiger als Worte sind Blicke, Gesten, durch die sich Nähe, Liebe und Vertrauen andeutet. Karolina Romuk-Wodoracka stellt Ela überzeugend als junge Frau dar, die zwischen Aufbruch und Bleiben hin- und herschwankt. Die Kamera fängt das Milieu authentisch ein, dazu wählt Kusio kluge Bildausschnitte, die den Konflikt der Figuren noch verdeutlichen. Am Ende steht Ela mit ihrer Schwester alleine da. Gesprochen wird nichts, doch die Blicke sagen alles. ELA – SKIZZEN ZUM ABSCHIED ist ein intensiver, stimmungsvoller Kurzfilm mit beeindruckender erzählerischer Tiefe.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Mehrere Millionen Polen leben und arbeiten im Ausland. Bald wird Ela eine von ihnen sein. Ihre Perspektive in einer polnischen Kleinstadt ist so trist wie das Wetter im grauen Winter und die Umgebung in einer farblosen, vernachlässigten Plattensiedlung. Sie arbeitet am Band einer Wäscherei. Sie fürchtet sich vor dem Schicksal ihrer Schwester, die mit Mann und zwei Kindern in der Einöde gefangen ist. Auch sie beschwört Ela, das Land zu verlassen.
Und trotzdem fällt Ela der Abschied nicht leicht- von der Familie, dem Freund, ihrem gesamten sozialen Umfeld. Filmemacher Oliver Adam Kusio fängt ihre Gefühle und das Trauma der Heimat seiner Eltern grandios ein, was ihm eine Nominierung für den Deutschen Kurzfilmpreis 2017 und die Einladung in die Semaine de la Critique Cannes 2017 sowie weiteren internationalen Kurzfilmfestivals einbrachte.
Für den schwierigen Abnabelungsprozess hat der junge Regisseur eine adäquate künstlerische Form gefunden. In vier inhaltlich miteinander verwobenen Kapiteln folgt er Elas Abschiedstour von der vertrauten Umgebung, wobei er seine Hauptdarstellerin Karolina Romuk-Wodoracka zu einer exzellenten, den Zuschauer berührenden Performance führt. Mit der Handkamera bleibt er sehr nahe an ihr und ihrer Stimmung dran. Obwohl sie weiß, dass sie gehen muss, bleibt die Wehmut, die sie schwanken lässt.
Die Bilder geben andererseits das Gefühl: hier muss sie weg. Der Film macht mit seinem sozialen Realismus die Ursachen für Elas Wunsch deutlich, trotz nicht gerade überragender Englischkenntnisse in Irland einen Neuanfang zu versuchen. Die Kleidung aller Protagonisten ist einfach und abgerissen, die Häuser sind ungepflegt, die aufgemotzten Metropolen sind weit, die Zeit scheint still zu stehen. Europa hat diese Menschen vergessen, es braucht sie nur als Arbeitskräfte im Westen. Auch diese Enttäuschung vieler Polen vermittelt der Film mit dieser kleinen Familiengeschichte.