El Manguito

Filmplakat: El Manguito

FBW-Pressetext

Idael und seine Familie haben El Manguito nie verlassen – obwohl das kleine Bergdorf in den unzugänglichen Wäldern der Sierra Maestra in Kuba völlig abgeschnitten von der Außenwelt ist. Kein Strom, keine Infrastruktur, keine Kommunikation mit anderen, keine Möglichkeit, Idaels kranke und teil behinderte Kinder von einem Arzt behandeln zu lassen. Fünfmal die Woche jedoch wird ein Lehrer eingeflogen, der Idaels jüngsten Sohn unterrichtet. Denn Bildung war für das sozialistische System immer wichtig. Und Idael glaubt an dieses System. Auch heute noch. Laurentia Genske führt den Zuschauer in ihrem Kurzdokumentarfilm EL MANGUITO in einen Teil der Welt, den die Welt selbst scheinbar vergessen hat. Ohne große Erläuterungen oder einen Kommentar bringt sie das Schicksal von Idaels Familie näher, sie zeigt deren autarken Alltag und lässt sie selbst zu Wort kommen. Die Bilder der Berge und der dicht stehenden Bäume, die subtil mit dem Wechsel von Schwarz-Weiß und Farbe spielen, vermitteln die Abgeschiedenheit der Situation, dennoch ist eine große Nähe des Filmteams zur Familie spürbar. Der stetige Bezug zur Castro-Ära zeigt, wie tief die Verehrung die Menschen dort durchdringt und zeichnet somit auch ein hochinformatives Gesellschaftsbild Kubas. Ein beeindruckendes Porträt.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm; Kurzfilm
Regie:Laurentia Genske
Drehbuch:Laurentia Genske; Simon Rittmeier
Kamera:Simon Rittmeier
Schnitt:Tama Tobias-Macht
Länge:19 Minuten
Verleih:Kurzfilmtage Oberhausen
Produktion: Kunsthochschule für Medien Köln
Förderer:Kunsthochschule für Medien Köln

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Laurentia Genskes Film EL MANGUITO entführt in eine Welt, die so für den Zuschauer eigentlich kaum mehr möglich erscheint: Hier, in einem kleinen Bergdorf im Nirgendwo Kubas in der unzugänglichen Sierra Mastre, leben zwölf Menschen, allesamt Angehörige einer Familie, die der Film in ihrem Alltag beobachtet. Dabei entsteht ein vielschichtiges Bild, das durchaus widersprüchlich ist: Einerseits ist die Armut und Rückständigkeit der Menschen deutlich zu spüren, andererseits merkt man aber auch die Vorzüge des seit Jahrzehnten herrschenden Regimes, bei dem Bildung eine hohe Priorität hat. An fünf Tagen in der Woche macht sich ein Lehrer auf den Weg, um den jüngsten Sohn der Familie zu unterrichten. Doch natürlich ist nicht alles paradiesisch hier. Und trotzdem glauben die Menschen mit rührender Naivität an Fidel Castro und die Errungenschaften des Sozialismus kubanischer Prägung.

Es wäre ein Leichtes, der Exotik Kubas und der Faszination für diese aus der Welt gefallene Lebensform zu finden, doch Laurentia Genske erliegt dieser Versuchung nicht, sondern zeichnet in ihrem Film das beeindruckende Porträt einer Mikrogesellschaft mit all ihren Facetten, all ihren Vorzügen, aber auch Nachteilen und Beschränkungen. In einer gelungenen Mischung aus Nähe und Distanz und mit den klassischen Mitteln des Dokumentarfilms gelingen Genske und ihrem Kameramann Simon Rittmeier Bilder, die an die Filme ethnologisch geprägter Regisseure erinnern. Auf diese Weise gelingt ein interessanter Einblick in eine fast vergessene Welt.