Eine unbequeme Wahrheit

Kinostart: 21.09.06
2005
Filmplakat: Eine unbequeme Wahrheit

FBW-Pressetext

Manche Wahrheiten brauchen listige Botschafter, manche Botschaften will man am liebsten gar nicht für wahr halten. Auf unnachahmlich amerikanische Art spricht der packende, aus einem Diavortrag entwickelte Dokumentarfilm auch Skeptiker an, die eine drohende Klimakatastrophe bisher weit von sich gewiesen haben. Der Film mit Al Gore, dem ehemaligen Vize-Präsidenten der USA, verführt zum eigenen Denken...
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm
Regie:Davis Guggenheim
Darsteller:Al Gore
Länge:96 Minuten
Kinostart:21.09.2006
Verleih:Universal
Produktion: Participant Productions, Lawrence Bender Productions
FSK:0

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Der informative Dokumentarfilm von David Guggenheim ist für jeden am Thema Klimaerwärmung Interessierten eine reichhaltige Fundgrube und sollte zum festen Bestandteil eines Schulbesuchs im Kino werden.

Ein Jahr nach der Wirbelsturm-Katastrophe „Katrina“ und zum Beginn der neuen Wirbelsturm-Saison stellt Al Gore, der ehemalige Vize-Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika und ehemalige Präsidentschaftskandidat, in einem spannenden Dokumentarfilm anschaulich den Zusammenhang zwischen globaler Erderwärmung und den jüngsten Klimakatastrophen her. Der vielschichtige Film bietet eine wissenschaftlich fundierte Erklärung des Phänomens Erwärmung der Erdatmosphäre und dies in Form einer furiosen Mischung aus realem Horror-Thriller, Politkrimi und unterhaltsamer Aufklärung.

Aus seinem präsidialen Fundus skizziert er teils auf der Basis wissenschaftlicher, aber auch aufgrund bislang geheimer militärischer Daten und Fakten ein besorgniserregendes Zukunftsszenario für den Planeten Erde und für die gesamte Menschheit. Die rasant fortschreitende Erderwärmung wird nach Meinung der Wissenschaftler durch das Abschmelzen der Polkappen möglicherweise schon innerhalb der nächsten 50 Jahre zum Kollaps des Klimamotors im Atlantik und damit zu einer neuen europäischen Eiszeit führen und das gesamte Weltklima nachhaltig verändern, wenn nicht sofort gegengesteuert wird.

Das Filmteam begleitet den Referenten Gore auf seiner Vortragstour rund um den Globus, auf der er die Klimadaten der letzten 650 000 Jahre kurzweilig Revue passieren lässt. Immer wieder werden autobiographische Episoden aus seiner eigenen Geschichte eingestreut, sie geben der Dokumentation den glaubwürdigen Hintergrund. Auch seine politische Karriere wird beleuchtet. Seine umstrittene Wahlniederlage gegen George W. Busch im Hurrikan-Gebiet Florida nimmt er eher augenzwinkernd auf, um in der nächsten Szene den US-Präsidenten Busch in der Air Force One hilflos über der Katastrophenlandschaft von New Orleans kreisen zu lassen. Will sagen: Seht her, das ist der Unterschied. Allerdings fällt die fehlende Unterschrift unter das Kyoto-Protokoll zum Schutz der Erdatmosphäre, das weltweit alle Länder außer Australien und den USA unterschrieben haben, auch in seine Amtszeit als US-Vizepräsident. Ein starkes Stück Selbstkritik und durchaus ein unverhohlener Tritt an das Schienbein seines früheren Chefs und Weggefährten Bill Clinton.

In einer kurzweiligen, schnell geschnittenen und atmosphärisch dicht strukturierten Dramaturgie wird der Betrachter mit wissenschaftlichen Fakten ebenso vertraut gemacht wie mit der entgegen gesetzten Meinung und mit der Lobbyarbeit von US-Industrie- und Autokonzernen, denen die geforderten Gegenmaßnahmen gegen die industrielle Erderwärmung zu weit gehen und die um ihre Marktherrschaft bangen. Gore weist am Beispiel der Automobilindustrie nach, wie die unbeweglichen US-amerikanischen Autokonzerne ausgerechnet an diejenigen Autohersteller deutlich Marktanteile verlieren, die ökologisch sinnvolle Automodelle auf der Basis erneuerbarer Energien entwickeln. Denn auch in den USA bewegt sich das öffentliche Meinungsklima zugunsten des Umweltschutzes. Die Liste der US-Großstädte, die freiwillig dem Kyoto-Protokoll gegen die Erderwärmung beigetreten sind und sich zu Maßnahmen gegen den ungehemmten Kohlendioxid-Ausstoß verpflichtet haben, ist eindrucksvoll und wird immer länger. Die meisten Ostküstenstaaten sind ebenso Unterzeichner des Kyoto-Protokolls wie jüngst der wichtige Automobilabsatzmarkt des vom republikanischen Gouverneur Schwarzenegger regierten Bundesstaates Kalifornien. Die unbequeme Wahrheit über unser Klima findet immer mehr Gehör. Dazu trägt dieser aufrüttelnde Film maßgeblich bei.