ein, zwei Dinge

FBW-Pressetext

Fragmente der Erinnerung einer heute erwachsenen Frau an ihre Mutter. Widersprüchliche Versionen, vage Stimmungen, Schnappschüsse. Elegant und stilistisch sehr interessant, eigenständig und mit einer merkwürdig schönen Aura umreißt die Regisseurin einen flüchtigen Erinnerungsprozess. Der subtile, angenehm melancholische Film stellt seine Virtuosität nicht aus, wirkt auf raffinierte Art bescheiden. Könn(t)en Männer solche Filme machen?
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Kurzfilm
Regie:Anna Henckel-Donnersmarck
Darsteller:Jule Böwe; Rainer Sellin; Jola Hauschild
Länge:9 Minuten
Produktion: Anna Henckel Donnersmarck, Anna c/o Petra Henzler
Förderer:FFA

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Fragmente einer Erinnerung will dieser Kurzfilm zeigen - der Erinnerung einer heute erwachsenen Frau an ihre Mutter. Da diese Erinnerungen verschwommen und teilweise unsicher sind, ist es stilistisch konsequent und stimmig, sie im Film als verwaschenen Bilder ohne Tiefenschärfe zu zeigen, die wirken, als wären sie tatsächlich in den 70er Jahren aufgenommene Schnappschüsse. Ästhetisch ist dies hochinteressant.
Mutter und Tochter bewegen sich völlig natürlich in diesen kurzen Stimmungsbildern. Auch Ausstattung, Kleidung und Frisuren wirken authentisch. Auf der Tonebene hört man dagegen die heute erwachsene Sophie, wie sie ihre eigenen Erinnerungsfetzen beschreibt, diese in Frage stellt und auf Unterschiede hinweist zwischen dem, was ihr Vater und Mutter erzählt haben. So ergeben sich zum Teil direkte Widersprüche zwischen dem, was im Film gesagt und gezeigt wird. Vater und Mutter hatten verschiedene Version davon, wie sie sich kennen lernten, und während seine erzählt wird, wird ihre gezeigt. Sophie weiß heute nicht mehr, ob sie wirklich als kleines Kind besser finnisch als deutsch sprechen konnte, oder ob ihr das nur von der Mutter so erzählt wurde.
Sie traut den eigenen Erinnerungen nicht, und so erzählt der Film auch von Verlust und Vergänglichkeit. Mit dem Kondensstreifen am Himmel hat die Regisseurin dafür ein stimmiges Bild gefunden, das aber nicht symbolträchtig wirkt. Ihr ist ein subtiler, angenehm melancholischer Film gelungen, der seine Virtuosität nicht ausstellt, sondern statt dessen auf eine raffinierte Art und Weise bescheiden wirkt. So ist dann auch der Titel gut getroffen.