Ein Sonntag auf dem Lande
Filminfos
Kategorie: | Spielfilm |
---|---|
Gattung: | Drama |
Regie: | Bertrand Tavernier |
Darsteller: | Michel Aumont; Sabine Azéma; Monique Chaumette; Louis Ducreux; Geneviève Mnich |
Drehbuch: | Colo Tavernier; Bertrand Tavernier |
Buchvorlage: | Roman von Pierre Bost |
Kamera: | Bruno de Keyzer |
Schnitt: | Armand Psenny |
Musik: | Gabriel Fauré |
Länge: | 94 Minuten |
Verleih: | Concorde |
FSK: | 6 |
Jury-Begründung
Mit dem höchsten Prädikat honoriert der Bewertungsausschuss die gelungene Studie eines Sonntags auf dem Lande (um 1912) in der französischen Provinz, wie sie eindringlicher und atmosphärisch dichter kaum gelingen könnte. Mit ihr hat Bertrand Tavernier eine filmische Meisterleistung vollbracht.Ein alter einsamer Maler, der in einem wunderschönen Landhaus mit romantischen Park wohnt und arbeitet, empfängt am Sonntag den Besuch seines Sohnes mit Familie, und es entwickelt sich ein ganz und gar konventionelles, wortarmes, fast spießig bürgerliches Zusammensein, das erst durch das unerwartete Eintreffen auch der Tochter des Malers, Irene, einer von Temperament sprühenden, unverheirateten Boutiquebesitzerin aus Paris, Leben und Farbe erhält. Und bis die Gäste am Abend wieder abreisen, hat eine Fülle von überwiegend inneren Ereignissen stattgefunden, die das Verhältnis der Personen zueinander treffend kennzeichnen und die einzelnen Charaktere schildern, beziehungsweise entlarven. Das geschieht mit Einsatz sparsamster, oft nur mimischer Mittel und erfolgt in einem gleichsam lyrischen Zeitmaß, das dem Film eine unwiderstehliche Poesie verleiht.
Zugleich ist in dies ein Film über das Altern. Wie man mit Würde zu altern vermag, ohne sich von dem physischen Vorgang irritieren zu lassen, beweist der betagte Maler, ergreifend verkörpert durch Louis Ducreux, in seinen Kontakten mit der Haushälterin, mit den einzelnen Familienmitgliedern und nicht zuletzt mit der Einsamkeit, die ihn nicht resignieren lässt : Am ende stellt er sich eine neue, noch leere Leinwand auf die Staffelei. Er schließt einen Neuanfang nicht aus, im Gegensatz zu seinem Sohn, dessen kleinbürgerliche Mediokrität keinerlei Lebensoptimismus ausstrahlt.
Dass die innere Dramatik diesen simplen Familiensonntag die äußere Spannung bis zur letzten Einstellung wachhält, ist auch das Verdienst aller Darsteller und vor allem der Ausstattung, die sich in einer beglückten Übereinstimmung mit der Kamera befindet. Das Milieu, filmisch aufgeblättert wie in alten Fotoalben, atmet Tschechow-stimmung und ist doch das des Frankreichs avant guerre.