Ein Haufen Glück
FBW-Pressetext
Selbst Liebe kann manchmal einfach scheiße sein. Besonders dann, wenn ein zotteliger Vorstadthund im prüden Nachbarn einen Freund fürs Leben entdeckt. In einer urkomischen Geschichte aus Geben und Nehmen spielen Jule Körperich und Karin Demuth mit der Eskalation unerwiderter Liebe. Als der Hund sich nicht anders zu helfen weiß, seine Liebe auszudrücken, präsentiert er dem Nachbarn eben tagtäglich sein „Innerstes“: Einen Haufen. Direkt vor die Haustür. In wunderbarer Trash-Film-Manier entspinnt sich ein Teufelskreis des fäkalen Fatalismus, der zeigt, wie unterschiedlich eine Geste doch betrachtet werden kann. Ein liebevoll animierter Stop-Motion-Kurzfilm, der im wahrsten Sinn des Wortes voll auf die Kacke haut und uns zeigt, dass Freundschaft fürs Leben auch viel mit Akzeptanz und gegenseitigem Aufeinander zugehen zu tun hat.Filminfos
Gattung: | Animationsfilm; Kurzfilm |
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Regie: | Jule Körperich; Karin Demuth |
Drehbuch: | Gregor Hennig |
Kamera: | Jule Körperich; Karin Demuth |
Schnitt: | Markus Colic |
Musik: | André Feldhaus |
Länge: | 10 Minuten |
Produktion: | Jule Körperich |
FSK: | 0 |
Förderer: | Senator für Kultur Bremen |
Jury-Begründung
Ein wuscheliger Hund hat in der Nachbarschaft ein neues Herrchen auserkoren, ein trauriger älterer Herr. Seine Zuneigung zeigt er ausgerechnet durch den täglich frischen Hundehaufen vor dessen Haustür. Daraus entwickelt sich eine Geschichte über Fehldeutungen und missglückten Gesten.Mehr braucht es für die Filmemacherinnen Jule Körperich und Karin Demuth (Drehbuch von Gregor Hennig) nicht, um in einem altmodisch anmutenden Puppen-Stop-Trick-Film eine umfassende kleine Erzählwelt zu formen.
Bevor am Ende der alte Mann versteht und den um Aufmerksamkeit winselnden Vierbeiner einfach so sein lässt, wie er ist und ihn nach Herzensfreude vor seine Tür kacken lässt, erleben wir ein kurzes Stakkato an wiederkehrenden Abläufen der Missverständnis-Spirale mit vielen, vielen Hundehaufen.
Nicht alle Wiederholungen in diesem Konzert der kompromisslosen Zeichen beider Beteiligter wirken zwingend, was in zehn Minuten Erzählzeit zu gewissen Längen führt.
Das Stop Motion-Verfahren wird hier bewusst eckig gehalten, mit deutlich unter 24 Bildern die Sekunde. Dadurch wirkt das ganze Puppenspiel simpler. Zusammen mit der Entscheidung, gleiche Sequenzen immer wieder durchzuspielen, wirken einige Gesten sehr ausdrücklich. Auf der anderen Seite steht dieser anachronistische Stil im schönen Kontrast zu einer gewissen anarchischen Grundhaltung. Die sture Zuneigung des Hundes über etwas als eklig Konnotiertes wirkt erfrischend rebellisch. Selbst der zunächst verstockt wirkende ältere Mann lässt sich zwischenzeitig auf diese Ebene ein und erkennt dabei, dass es darauf nicht ankommt. Wenn die Absicht stimmt, kann man auch mal was wegstecken, was man sich sonst nicht gerne gefallen ließe. Eine schöne Grundidee über Akzeptanz. Das Trashige, einschließlich der Gedankenblasen, fügt sich hierbei gut ein. Da darf die Geschichte im Song auch gern noch einmal variierend nacherzählt werden, das Repetitive ist hier ja Programm.
Trotz Redundanzen war die Jury von dieser komplett freien Produktion, die mit wenigen finanziellen Mitteln ein originelles Kurzfilmthema in liebevoller Kleinarbeit (Kulissen, Puppen) umgesetzt hat, überzeugt. Ein Beitrag, den man sich u.a. wunderbar als Vorfilm vorstellen kann.
Mit großer Einmütigkeit erteilte die Jury der FBW diesem wichtigen Film das Prädikat BESONDERS WERTVOLL.