Ein fast anonymes Verhältnis

Kinostart: 09.10.89
1988
Filmplakat: Ein fast anonymes Verhältnis

Kurzbeschreibung

Während eines Portugal-Urlaubs macht die alleinstehende Ärztin Lillian die Bekanntschaft des mysteriösen Raymond, der der Amerikanerin den Hof macht. Die Mittvierzigerin reist zurück nach England und tritt dort wieder ihren Dienst auf einer Krebsstation an. Eines Tages taucht Raymond auf und setzt sein intensives Liebeswerben fort. Lillian läßt sich schließlich zur Ehe überreden. Als der Gatte plötzlich verschwindet, stellt die Ärztin Nachforschungen an und entdeckt, daß Raymond schwer verschuldet ist. Doch je mehr sie über den geheimnisumwitterten Partner erfährt, desto stärker werden Lillians Gefühle zu dem Verschwundenen.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Kategorie:Spielfilm
Gattung:Drama
Regie:David Hare
Darsteller:Blair Brown; Bridget Fonda; Bruno Ganz; Alan Howard; Alexandra Pigg
Drehbuch:David Hare
Kamera:Andrew Dunn
Schnitt:Edward Manier
Musik:Nick Bicat
Länge:96 Minuten
Kinostart:09.10.1989
Produktion: Granada Films, London
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Der Film kreist um die Beziehung zweier Menschen, die durch eine Schicksalsfügung aufeinandertreffen und zwischen denen sich ein Verhältnis entwickelt, das zunächst völlig irrational ist. Der Reiz liegt vor allem darin, dass es sich hierbei um zwei völlig konträre Charaktere handelt. Der Mann ist ein Romantiker, dessen „Hobby“ die Vorfreude ist, wie er es selbst formuliert. An einer Beziehung reizt ihn vor allem der Anfang, die Ouvertüre. Die Frau dagegen, amerikanische Ärztin in einem Londoner Krankenhaus, versucht, ihr Leben über den Verstand zu kontrollieren und leistet sich (wenn möglich) keine Emotionen. Sie ist im Laufe der Handlung einem Erfahrungsprozess ausgesetzt, der in ihr den Mut zu Gefühlen weckt, um das zu tun, was der Vernunft nicht entspricht. Von besonderer Bedeutung ist das Verhältnis der Ärztin zu ihrer jüngeren Schwester, die ihre Gefühle auslebt und dann auch bereit ist, Verantwortung dafür zu tragen.

Es ist vor allem die ruhige Dramatik, die den hohen Reiz des Films ausmacht und auch die Handlung, die sich auf die Menschen einlässt und für mehr Gefühl in einer Welt, die von Vernunft geprägt ist, wirbt.

Von Anfang an ist das Interesse an beiden Hauptdarstellern geweckt. Vor allem aber ist es die Ärztin, deren Lebensweg und Entwicklung man mit Spannungen und Sympathie verfolgt, wozu auch die Kameraarbeit (Nah- und Großaufnahmen) beiträgt, der ruhige und ästhetisch reizvolle Bildern zu verdanken sind. Diese Geschichte ist mehr als die Darstellung einer Lebensbeziehung, da sie auch eingeht auf Probleme in der heutigen Gesellschaft – in diesem Falle die Nöte von Ärzten und Patienten in einem Krankenhaus, die Beziehungen zwischen Geschwistern, zwischen Schwarz und Weiß. U. a.