Eat my Dream
FBW-Pressetext
Alles beginnt mit einem Fisch. Seine Schuppen glänzen im Tageslicht. Sie sehen wunderschön aus, so lebendig. Doch im Moment der Aufnahme ist der Fisch bereits zum Tode verurteilt und auf dem Weg in die Masse. Immer mehr ist vom Fisch zu erkennen, immer schneller bewegen sich die Bilder. Bis der einzelne Fisch im riesigen Auffangbecken unter seinesgleichen verschwindet. Zurück bleibt das Blut auf dem Laufband, die Innereien auf dem Boden und einzelne Schuppen hier und da. Und am Horizont leuchtet das Nordlicht. Der Kurzanimadokfilm von Jessica Dürwald begleitet die tägliche Arbeit in einer Fischfabrik in Norwegen. In acht Minuten sieht der Zuschauer, durch klug ausgewählte und kunstvoll bearbeitete Bildausschnitte, nie den gesamten Prozess der Massenabfertigung. Dennoch gehen die unkommentierten und lang stehenden Bilder unter die Haut. Unterstützt wird dieser Eindruck auch von der Musik, die mit harten Klavieranschlägen die Bewegungen der Fische begleitet und so den Prozess noch verdeutlicht. Als Kontrast flimmert das grünliche Nordlicht am Horizont, das voller Schönheit doch nicht über die Härte des eben Gezeigten hinwegtäuschen kann. EAT MY DREAM ist ein eindrucksvoller und wirkungsvoller Film, der für seine Botschaft keine deutlichen Worte benötigt. Und dafür umso deutlichere Bilder findet.Filminfos
Gattung: | Animationsfilm; Dokumentarfilm; Kurzfilm |
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Regie: | Jessica Dürwald |
Drehbuch: | Jessica Dürwald |
Kamera: | Jessica Dürwald |
Schnitt: | Atilio Menéndez |
Musik: | Carlos ST.Ana |
Länge: | 8 Minuten |
Produktion: | Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF |
Förderer: | Filmuniversität Babelsberg |
Jury-Begründung
Die FBW-Jury hat dem Film das Prädikat besonders wertvoll verliehen.Außergewöhnliche Texturen, interessante Formen, beeindruckende Farben. Wenn über Fischfabriken berichtet wird, dann zumeist über die brutale Art des Sterbens und die gruseligen Zustände hinter ihren Mauern. Noch nie aber hat die Jury das Sterben in einer Fischfabrik so ästhetisch dargestellt gesehen wie in EAT MY DREAM von Jessica Dürwald.
Aus Makroaufnahmen von Schuppen, Flossen und Augen lässt Dürwalds Kamera allmählich ganze Fische entstehen. Von Schürzen und Fließbändern tropft dickes, zähes Blut. Wo normalerweise Ekel einsetzen würde, entsteht in Dürwalds Animation ein langsamer Totentanz mit Sinn für Details.
Die Jury zeigte sich tief beeindruckt von der Aussagekraft ihrer Bilder. Durch Auslassung von Bildern bzw. eine niedrige Bildfrequenz erinnern alle Bewegungen in EAT MY DREAM an den klassischen Stummfilm. Unterstützt wird der Eindruck durch den sehr roh wirkenden, adäquaten Klavierscore. Charlie Chaplin am Fließband in „Modern Times“ lässt grüßen, das stimmt nachdenklich.
Die Jury ist sich in der Filmdiskussion einig: Jessica Dürwalds eigenwillige Komposition über maschinelles Fischsterben ist genauso gut gefilmt, wie stimmig erzählt. Von anfänglichen, kryptischen Bildern bis zum Großreinemachen am Ende behält der Film seine schockierende Poesie.
Nach Ansicht der Jury beweist Jessica Dürwald ein enormes Gespür für Bewegung und handwerkliche Virtuosität. EAT MY DREAM ist ein mutiger Film, der eine bekannte Geschichte beklemmend anders und dennoch sehr ästhetisch zu erzählen weiß. So viel Perfektion belohnt die Jury gerne mit dem Prädikat besonders wertvoll.