Dull Spots of Greenish Colours

Filmplakat: Dull Spots of Greenish Colours

FBW-Pressetext

Sasha Svirsky ist ein russischer Künstler und Filmemacher,. Als entschiedener und vor allem öffentlich gegen den Krieg eintretender Künstler hat er seine Zukunft nicht mehr in Russland gesehen und ist mit seiner Frau Nadya nach Berlin gegangen. Doch kann man dem Krieg und den schlimmen Nachrichten wirklich jemals entfliehen? Wie sollte das überhaupt möglich sein, wenn man jeden Tag, jede Minute, ja jede Sekunde von einer medialen Berichterstattung und von einem Bildergewitter auf den sozialen Netzwerken umgeben ist? In seinem experimentellen Kurzfilm spielt Svirsky mit der Überfrachtung auf Bild- und Tonebene und lässt durch die schraffierten Zeichnungen, die in schneller Abfolge montiert sind, und die Lärm-Kakophonie des Sounds ein Gefühl der synästhetischen Überforderung beim Zuschauenden entstehen. So macht Svirsky deutlich, wie sich Krieg auch anfühlen kann – wenn er nicht vor der eigenen Tür, sondern eher über ein mediales Fenster stattfindet. Durch die immersive Einbeziehung der Zuschauenden in den Film und den vom Regisseur selbst eingesprochenen Kommentar ist DULL SPOTS OF GREENISH COLOURS nicht nur ein interessantes kulturpolitisches Filmessay, sondern vor allem auch ein sehr persönlicher Film über ein hochaktuelles globales Thema.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Animationsfilm; Experimentalfilm; Kurzfilm
Regie:Sasha Svirsky
Drehbuch:Sasha Svirsky
Schnitt:Sasha Svirsky
Musik:Andreas Werner
Länge:10 Minuten
Produktion: Wait A Second! / Matern-Trigo-Maghout-Magnuska-Plucinska-Solomon-Ziolkowska GbR
Förderer:MBB

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Der Animationsfilm DULL SPOTS OF GREENISH COLOURS von Sasha Svirsky beginnt in einer abstrakten, arkadischen Welt, die durch traumartige Bilder von Harmonie und Unschuld geprägt ist. Doch diese vermeintliche Idylle wird schnell entzaubert: Zerstörte Wohnhäuser, gesichtslose Menschenmassen, die zu Soldaten werden, und der verzerrte Blick auf Machtfiguren wie Putin – dargestellt durch groteske Bilder, die auf Botox-Effekte anspielen – verdeutlichen die Abgründe einer Gesellschaft im Ausnahmezustand. Der Krieg tritt in den Vordergrund, dargestellt durch schwebende Soldaten, die im Rhythmus des Sterbens und Wiederaufstehens durch das Bild gleiten.
Es ist ein experimentelles Werk, das die Grenzen zwischen Kunst, Politik und Medienkritik auslotet. In nur zehn Minuten gelingt es Svirsky, ein vielschichtiges und beklemmendes Bild einer Gesellschaft zu zeichnen, die durch Propaganda und Manipulation transformiert wird. Der Film thematisiert die Gleichschaltung von Meinungen und die verheerenden Auswirkungen, die Informationskriege auf unsere Wahrnehmung und Realität haben.
Die Animation kombiniert künstlerische und dokumentarische Elemente und erzeugt so eine mosaikhafte Bildsprache, die an einen Rorschach-Test erinnert. Der Zuschauer wird aufgefordert, eigene Positionen und Interpretationen zu entwickeln. Die impulsive Musik verstärkt die Wirkung der Bilder, spielt dabei bewusst mit Gegensätzen von Anziehung und Abstoßung und lässt die Überforderung des medialen Krieges direkt erleben. Trotz dieser kalkulierten Überforderung bietet der ruhige, lakonische Ton des Erzählers Orientierung und führt das Publikum durch die narrativen Brücken des Films.
DULL SPOTS OF GREENISH COLOURS folgt in seiner Experimentalität dennoch einer Art von klassischer 3-Akt-Struktur: dem Paradies, der Vertreibung und der Katastrophe. Diese dramaturgische Klammer macht den Film trotz seiner avantgardistischen Ansätze zugänglich und publikumswirksam. Die kalkulierte Mischung aus Animation und dokumentarischem Material schafft ein Werk, das gleichermaßen verstört und aufklärt. Es greift hochaktuelle Themen wie Propaganda, Manipulation und die Mechanismen medialer Kriegsführung auf, ohne dabei belehrend zu wirken.
Svirskys Film entfaltet eine starke Wirkung, die weit über die Laufzeit hinaus nachhallt. Er fordert sein Publikum heraus, regt zur Reflexion an und zeigt auf eindringliche Weise, wie Informationskriege zur Zerstörung von Gesellschaften beitragen. DULL SPOTS OF GREENISH COLOURS ist ein Film, der nicht nur in Kurzfilmprogrammen, sondern auch im Kino z. B. als Vorfilm gezeigt werden sollte.