Drei Söhne

Kinostart: 27.01.20
2017
Filmplakat: Drei Söhne

FBW-Pressetext

Raphael Wallfisch ist ein international bekannter Cellist, André Laks ein Philosophieprofessor, Thomas Frankl ein Galerist. So unterschiedlich die individuellen Lebensläufe der drei Männer auch sind, so eint sie doch die Vergangenheit ihrer Eltern: Denn sowohl Raphaels Mutter als auch die Väter von André und Thomas sind Künstler. Und sie sind Überlebende von Auschwitz. Die Filmemacherin Birgit-Karin Weber vereint nun in ihrem Film DREI SÖHNE die Geschichten dieser Menschen, indem sie die Söhne über das Leben von und mit den Eltern erzählen lässt. Dabei wird nicht nur das schwere Schicksal der Überlebenden deutlich, sondern es zeigt sich auch die Bürde der nachfolgenden Generation, die Zeit ihres Lebens mit dem Trauma der Eltern leben musste und es stückweise auch übernommen hat. Denn alle Söhne fühlen sich dafür verantwortlich, die Kunst der Eltern weiter in die Welt zu tragen. So unterstützt Raphael seine Mutter, die bekannte Anita Lasker-Wallfish, bei ihren Auftritten und Lesungen mit seiner Musik, Thomas führt in Wien eine Galerie, in der er die Kunst seines Vaters Adolf Frankl ausstellt und André kümmerte sich zeitweise um die Wiederveröffentlichung der Musik seines Vaters Szymon Laks. In langen Interviews, in denen die große Vertrautheit zwischen den Befragten und der Filmemacherin deutlich wird, sprechen sie offen und ehrlich über die inneren Konflikte, die diese Lebensaufgabe mit sich bringt – und auch über die Mauer des Schweigens, die in allen Elternhäusern aufgebaut wurde und die eine Aufarbeitung der Thematik umso schwieriger macht. Unterlegt wird Webers Dokumentarfilm von Szymon Laks‘ Kompositionen, die den Ton der Erzählung setzen und sie noch um eine interessante Ebene erweitern. DREI SÖHNE ist ein Dokumentarfilm, der mit großer Ruhe und Tiefe ein wichtiges und vielschichtiges Thema behandelt. Und der dank seiner wunderbar ausgewählten Protagonisten kluge Reflexionen über den Umgang mit Historie und persönlichen Erinnerungen ermöglicht.
Prädikat besonders wertvoll

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Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm
Regie:Birgit-Karin Weber
Drehbuch:Birgit-Karin Weber
Kamera:Martin Schilling; Steve Enste; Birgit-Karin Weber
Schnitt:Henning Fromme; Simon Adam
Musik:Szymon Laks
Webseite:dreisoehne.de;
Länge:87 Minuten
Kinostart:27.01.2020
Produktion: Greb + Neckermann Filmproduction

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Dies ist ein Film über die Macht der Künste. Die drei Protagonisten haben beruflich mit den Künsten zu tun, jeweils einer ihrer Eltern sind oder waren Künstler und dies war auch der Grund, warum sie Auschwitz überlebt haben. Da ist es nur folgerichtig, dass DREI SÖHNE voller Kunst ist: Raphael Wallfisch spielt das Cello, wie er es von seiner Mutter Anita Lasker-Wallfisch gelernt hat. Thomas Frankl zeigt nicht nur in seiner Galerie die Bilder seines Vaters Adolf Frankl, er erzählt auch dessen und sein Leben an der Reihe dieser Gemälde entlang. Und der Philosoph André Laks ist ein Künstler des Denkens, der miterleben darf, wie die Musik seines Vaters Szymon Laks in den letzten Jahren neu entdeckt wird. Aus dessen Kammermusik-Werken besteht auch die Filmmusik, die mit ihrer Tiefe und Melancholie genau den richtigen Ton trifft. Und auch sonst weiß Birgit-Karin Weber genau, wie sie hier erzählen muss, wie sie sich den Protagonisten und den Geschichten ihrer Eltern nähern kann, und wie sie Momente in ihrem Film sammelt. Sie lässt die Kamera weiterlaufen, wenn Raphael Wallfisch zusammen mit einem Pianisten ein Stück von Szymon Laks beendet hat, und fängt so den Moment ein, wenn die Musiker Gesten und Töne der Erleichterung von sich geben, weil sie eine schwierige Arbeit gut zu Ende gebracht haben. Sie zeigt einen Musikverleger dabei, wie er eine Partitur von Laks liest und dabei körperlich so mitgeht, als würde er sie hören. Dies sind Momente, in denen ganz nebenbei und wortlos auch viel über die Künste erzählt wird. Die drei Söhne sind auf ganz unterschiedliche Art und Weise davon geprägt worden, dass sie Nachkommen von Auschwitz-Überlebenden sind. Und ihnen allen kommt Birgit-Karin Weber mit ihrer Kamera erstaunlich nahe. Man spürt, dass die Protagonisten der Filmemacherin vertrauen und sich ihr in den Gesprächen öffnen. Besonders deutlich wird dies bei Thomas Frankl, der tragischen Figur des Films. Denn anders als Wallfisch und Laks kann er die Geschichte nicht hinter sich lassen. er lebt für seinen Vater und seine Kunst, trägt dessen Hut auf dem Kopf und hat seine Bilder ständig um sich. Dies ist ein schöngeistiger Film im besten Sinne des Wortes. Bücher, Bilder und Musik spielen darin eine wichtige Rolle und seine Drehorte sind Lesezimmer, Galerien und Konzertsäle. Für den Hass gibt es in diesem Film keinen Raum, und so kann hier André Laks auch den klugen und humanen Satz aussprechen, dass „die Israelis verantwortlicher denken als ihre Regierung.“ Auch dafür findet die Filmemacherin Platz in ihrem vielschichtigen Film, der der Geschichte, der Kunst, vor allem aber den Menschen gerecht wird.