Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
Dies ist ein Film über die Macht der Künste. Die drei Protagonisten haben beruflich mit den Künsten zu tun, jeweils einer ihrer Eltern sind oder waren Künstler und dies war auch der Grund, warum sie Auschwitz überlebt haben. Da ist es nur folgerichtig, dass DREI SÖHNE voller Kunst ist: Raphael Wallfisch spielt das Cello, wie er es von seiner Mutter Anita Lasker-Wallfisch gelernt hat. Thomas Frankl zeigt nicht nur in seiner Galerie die Bilder seines Vaters Adolf Frankl, er erzählt auch dessen und sein Leben an der Reihe dieser Gemälde entlang. Und der Philosoph André Laks ist ein Künstler des Denkens, der miterleben darf, wie die Musik seines Vaters Szymon Laks in den letzten Jahren neu entdeckt wird. Aus dessen Kammermusik-Werken besteht auch die Filmmusik, die mit ihrer Tiefe und Melancholie genau den richtigen Ton trifft. Und auch sonst weiß Birgit-Karin Weber genau, wie sie hier erzählen muss, wie sie sich den Protagonisten und den Geschichten ihrer Eltern nähern kann, und wie sie Momente in ihrem Film sammelt. Sie lässt die Kamera weiterlaufen, wenn Raphael Wallfisch zusammen mit einem Pianisten ein Stück von Szymon Laks beendet hat, und fängt so den Moment ein, wenn die Musiker Gesten und Töne der Erleichterung von sich geben, weil sie eine schwierige Arbeit gut zu Ende gebracht haben. Sie zeigt einen Musikverleger dabei, wie er eine Partitur von Laks liest und dabei körperlich so mitgeht, als würde er sie hören. Dies sind Momente, in denen ganz nebenbei und wortlos auch viel über die Künste erzählt wird. Die drei Söhne sind auf ganz unterschiedliche Art und Weise davon geprägt worden, dass sie Nachkommen von Auschwitz-Überlebenden sind. Und ihnen allen kommt Birgit-Karin Weber mit ihrer Kamera erstaunlich nahe. Man spürt, dass die Protagonisten der Filmemacherin vertrauen und sich ihr in den Gesprächen öffnen. Besonders deutlich wird dies bei Thomas Frankl, der tragischen Figur des Films. Denn anders als Wallfisch und Laks kann er die Geschichte nicht hinter sich lassen. er lebt für seinen Vater und seine Kunst, trägt dessen Hut auf dem Kopf und hat seine Bilder ständig um sich. Dies ist ein schöngeistiger Film im besten Sinne des Wortes. Bücher, Bilder und Musik spielen darin eine wichtige Rolle und seine Drehorte sind Lesezimmer, Galerien und Konzertsäle. Für den Hass gibt es in diesem Film keinen Raum, und so kann hier André Laks auch den klugen und humanen Satz aussprechen, dass „die Israelis verantwortlicher denken als ihre Regierung.“ Auch dafür findet die Filmemacherin Platz in ihrem vielschichtigen Film, der der Geschichte, der Kunst, vor allem aber den Menschen gerecht wird.