Drei Reisende

Kurzbeschreibung

Drei Reisende treffen sich in einem Zug nach Leipzig.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Kurzfilm
Regie:Jan Thüring
Darsteller:Daniel Steiner; Melika Fourutan; Thomas Schmidt; Siegfried Pappelbaum
Drehbuch:Shohreh Jandaghian
Länge:13 Minuten
Produktion: Open Gate Filmproduktion, Herré, Benedikt
FSK:6
Förderer:FFA

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

In Abwandlung seines im Jahr 2002 entstandenen Animationsfilms Endstation Paradies kann man den neuesten Kurzspielfilm Drei Reisende von Jan Thüring (Buch und Regie) zusammen mit Benedikt Herré (Produktion) als glückliche und geglückte Endstation einer kleinen Sehnsucht seiner Protagonisten begreifen.

Der Arbeitstitel „Glücksbringer“ lässt dazu noch Märchenhaftes und Phantastisches erahnen. Der 15minütige auf 35mm gedrehte Kurzspielfilm erzählt die Geschichte dreier sich zufällig im Zugabteil begegnender Menschen. Monique gebildet, sehr schön, blind trifft Hans. Dieser ist etwas unbeholfen, spielt Gitarre und ist stumm. Eine charmante „Unterhaltung“ beginnt, die durch den sich nach ein paar Minuten ebenfalls im Abteil niederlassenden Taschendieb Bodo gestört wird. Dieser beschuldigt Hans, Moniques goldene Taschenuhr gestohlen zu haben. Hans wehrt sich mit seinen Mitteln und ist am Ende ein echter „Hans im Glück“. Das Klingeln der Taschenuhr überführt den Dieb. Monique hatte die Taschenuhr von der Großmutter geschenkt bekommen. Im Film ersetzt diese auf eine sehr schöne poetische Art und Weise den Massenartikel Handy und unterstreicht das Besondere der beiden Helden und ihrer Geschichte. Hans kann ritterlich für Monique kämpfen und ihr am Ende die goldene Taschenuhr zurückgeben – nicht ohne dafür belohnt zu werden: Hand in Hand verlassen sie den Bahnsteig…

Jan Thüring sagte in einem Interview: “Mein erstes Ziel ist es, Geschichten zu erzählen.“ Dieses Ziel ist ihm mit diesem Kurzspielfilm ganz bestimmt gelungen. Zudem hat er aus dem Inhalt heraus auch die entsprechende Form gefunden. Die Geschichte wird nahezu in Echtzeit erzählt und dargestellt.

Das Thema - behinderte Menschen werden Opfer von Kriminellen - ist ein ernsthaftes, und man könnte es auch sehr ernsthaft und ganz ohne Humor und jede Verschmitztheit behandeln. Das Wertvolle an diesem Film ist es jedoch gerade, dass Thüring die Geschichte humorvoll und mit Charme in Szene setzt. Sie wird damit originell und erhält eine spielerische Leichtigkeit, ohne damit jedoch an Ernsthaftigkeit zu verlieren oder oberflächlich zu wirken. Die Figuren sind typisiert und auch so besetzt, wobei die Darstellung des Diebes Bodo (Thomas Schmidt) hervorzuheben ist.

Einige handwerkliche Schwächen (Schnitt, Gesamtkomposition) werden jedoch durch die den gesamten Film tragende Idee kompensiert. Es ist ein humorvoller, charmanter Film, dem ein breites Publikum zu wünschen ist.