Drei Farben WEISS

Kinostart: 24.03.94
1993
Filmplakat: Drei Farben WEISS

Kurzbeschreibung

Nach seiner Scheidung verlässt ein enttäuschter polnischer Friseur Paris und macht in seiner Heimat Karriere als Unternehmer. Um sich an seiner Ex-Frau zu rächen, inszeniert er seinen Tod und lockt sie nach Polen.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama; Komödie; Spielfilm
Regie:Krzysztof Kieslowski
Darsteller:Julie Delpy; Zbigniew Zamachowski; Janusz Gajos
Drehbuch:Krzysztof Kieslowski
Kamera:Edward Klosinski
Schnitt:Urszula Lesiak
Musik:Zbigniew Preisner
Länge:92 Minuten
Kinostart:24.03.1994
Verleih:Concorde
Produktion: MK2 Productions , CED Productions/France 3 Cinéma, Paris/CAB Productions S.A., Lausanne/TOR Produktion, Warschau
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Krzysztof Kieslowskis Drei-Farben-Triologie, angelehnt an die französische Trikolore, ist dies die Nummer zwei. Nach BLAU nunmehr WEISS. BLAU stand für Freiheit, WEISS steht für Gleichheit. Die Gleichheit in dieser Deutung Kieslowskis aufzuspüren fällt schwerer als sein dramaturgisch wirksameres BLAU zu erkennen.
Wo ist hier Gleichheit? Gleichheit zwischen Karol und Dominique, zwischen dem Polen und der Französin, zwischen der Situation im saturierten Frankreich und der im heruntergekommenen ärmlichen Polen? Es gibt, so scheint es, keine gleichzeitige Gleichheit. Als die Farbe WEISS sich endlich einstellt und die Leinwand in blendende Helligkeit versetzt, ist es der seit langem herbeigesehnte, sich endlich einstellende Höhepunkt im Liebesakt zwischen Dominique und Karol. Nur wie ein Blitz, der schnell wieder vergeht. Und der letzten Szene, nicht leicht zu deuten, muss dennoch entnommen werden, dass in der Beziehung, die zwischen Lieben und Hass hin- und herpendelt, ein Happy-End nicht vorgesehen ist.
Der Reichtum an Bildern, Gedanken und Assoziationen verführt Kieslowski nicht dazu, Emotionalität über die Künstlichkeit seiner Bilder und Strukturen triumphieren zu lassen. Seine Beschäftigung mit der Farbe WEISS, mit der Parole der Gleichheit ist antithetisch. Seine Figuren wollen nicht am wirklichen Leben gemessen werden, sie bleiben Kopfgeburten, Konstruktionen, die um so wirksamer die Auffassung ihres Meisters repräsentieren.
Der Farbe WEISS, auch wenn sie nicht dominiert, untertan sind Stimmung, Atmospäre und vor allem das Panorama der Bilder. Die in Frankreich spielenden Szenen enthalten noch Farbe und Kraft, in Polen wird alles grau, die Realität des Alltags ist eingefangen, auch wenn sie im Hintergrund bleibt. Die Besetzung der Hauptrollen wird vom Bewertungsausschuss als überzeugend angesehen. Zbigniew Zamachowski gelingt in einer fast chaplinesken Studie die Wandlung vom armen Schlucker zum Neureichen. Julie Delpy ist in ihrer blassen Schönheit die Frau, die hinter einem fast ausdruckslosen Gesicht wahrhaft teuflische Rachelüsternheit zu verbergen versteht.