Dream Nails

Filmplakat: Dream Nails

FBW-Pressetext

Cindy gönnt sich nicht viel im Leben. Doch auf eine Sache will sie nicht verzichten. Und so besucht sie regelmäßig das Nagelstudio und lässt sich und ihre Hände von Duc, für den sie, wie viele andere Frauen auch, eine heimliche Schwäche hat, verwöhnen. Cindy muss jedoch feststellen, dass Rassismus, Sexismus und eine allgemeine Aggressivität auch hier Einzug gehalten haben. Alle sind so unruhig, so laut und gereizt im Umgang miteinander. Wie soll sich Cindy da entspannen? Aber etwas ist anders heute. Denn auf einmal wird das Laute um sie herum zu einer Melodie. Eine Melodie, zu der man am liebsten tanzen und aufeinander zugehen möchte. In ihrem zehnminütigen Kurzspielfilm DREAM NAILS inszeniert die Filmemacherin Katja Straub das Setting eines ganz normalen und in keinster Weise glamourös wirkenden Nagelstudios wie eine glitzernd romantische Kulisse eines High-Class-Musicals. Und doch wirkt die Umgebung zunächst rau und unansprechend, wobei auch klare Verweise auf die aktuelle Stimmung in unserer Gesellschaft und Zeit gesetzt werden. Doch mit dem freundlichen Wesen von Cindy und der rhythmischen Aneinanderreihung von Geräuschen und Bewegungen entsteht eine Art Melodie und so fließt eine friedliche und fast träumerisch-verliebte Grundstimmung in die perfekt choreografierten und montierten Bilder ein. Einen großen Dialog braucht es dafür nicht, dafür aber gut besetzte Figurentypen und ein extrem gelungenes Soundkonzept. Bis zum letzten Bild ein kompakt erzähltes und pointiert inszeniertes Kunstwerk.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Kurzfilm
Regie:Katja Straub
Darsteller:Cyndi Williams; Khoa Tien Dang; Gayland Williams; Nguyen Stanton; Jacqui Cross; Tuyen; Manuela Rodriguez-Dantzler; Tiffany Su; Gohe Makonnen; Michelle Le
Drehbuch:Katja Straub
Kamera:Huay-Bing Law
Schnitt:Gal Yaron Mayersohn
Musik:Brian Ramos
Länge:10 Minuten
Produktion: Flickfilm GbR Aust/Hellsgård, Filmuniversität Babelsberg "Konrad Wolf";
FSK:0
Förderer:BKM

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

In DREAM NAILS wird ein vietnamesisches Nagelstudio in Austin Texas zu einem Mikrokosmos, in dem die Stimmungen, Vorurteile und Aggressionen in der multikulturellen US-amerikanischen Gesellschaft spielerisch auf den Punkt gebracht werden. Für die Protagonistin Cindy ist das Nagelstudio ein Refugium, in dem sie ihren Frieden findet und es genießt, von Duc, für den sie heimlich schwärmt, verwöhnt zu werden. Doch um sie herum spürt sie, wie sich Spannungen zwischen den Kundinnen und den Angestellten entwickeln, bei denen Tendenzen von gesellschaftlicher Ungleichheit, Rassismus und Sexismus deutlich werden. Cindy beginnt, von einem utopischen Zustand zu träumen, in dem all diese Konflikte durch Musik und Tanz aufgehoben werden. Katja Straub beginnt ihren Film mit realistischen Bildern von den Menschen im Nagelstudio, etwa in Nahaufnahmen von Fingern und Zehen, die lackiert, gefeilt oder massiert werden. Diese Aufnahmen nehmen dann durch einen schneller werdenden rhythmischen Schnitt immer mehr die Form einer Choreografie an. Zugleich werden durch eine raffinierte Soundcollage die Geräusche im Nagelstudio zunehmend zu Musik, und dann verwandelt sich der Film in eine Traumvision von Cindy, in der sich alle Menschen im Nagelstudio mit Empathie und Toleranz begegnen und miteinander zu tanzen beginnen. Mit einem guten Blick für Details hat Katja Straub hier eine intime, lebendige und authentisch wirkende Milieustudie inszeniert, die sich dann zu einem Traum von einem besseren Leben miteinander wandelt, ohne dabei je kitschig oder salbungsvoll zu wirken. Der Übergang von der Realität in die Fantasie ist dabei mit einer elegant fließenden Leichtigkeit gestaltet, und mit dem Schnitt aus dem Nagelstudio auf die Straße hinaus, wo zwei Passanten im Begriff sind, ebenfalls miteinander zu tanzen, weil Cindys Vision auch auf sie abstrahlt, ist Katja Straub ein perfektes, positiv stimmendes Ende gelungen. DREAM NAILS ist ein kompaktes, originelles und sinnliches Filmkunstwerk, das die von der guten Laune angesteckte Jury mit dem Prädikat „besonders wertvoll“ auszeichnet.