Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
In DREAM NAILS wird ein vietnamesisches Nagelstudio in Austin Texas zu einem Mikrokosmos, in dem die Stimmungen, Vorurteile und Aggressionen in der multikulturellen US-amerikanischen Gesellschaft spielerisch auf den Punkt gebracht werden. Für die Protagonistin Cindy ist das Nagelstudio ein Refugium, in dem sie ihren Frieden findet und es genießt, von Duc, für den sie heimlich schwärmt, verwöhnt zu werden. Doch um sie herum spürt sie, wie sich Spannungen zwischen den Kundinnen und den Angestellten entwickeln, bei denen Tendenzen von gesellschaftlicher Ungleichheit, Rassismus und Sexismus deutlich werden. Cindy beginnt, von einem utopischen Zustand zu träumen, in dem all diese Konflikte durch Musik und Tanz aufgehoben werden. Katja Straub beginnt ihren Film mit realistischen Bildern von den Menschen im Nagelstudio, etwa in Nahaufnahmen von Fingern und Zehen, die lackiert, gefeilt oder massiert werden. Diese Aufnahmen nehmen dann durch einen schneller werdenden rhythmischen Schnitt immer mehr die Form einer Choreografie an. Zugleich werden durch eine raffinierte Soundcollage die Geräusche im Nagelstudio zunehmend zu Musik, und dann verwandelt sich der Film in eine Traumvision von Cindy, in der sich alle Menschen im Nagelstudio mit Empathie und Toleranz begegnen und miteinander zu tanzen beginnen. Mit einem guten Blick für Details hat Katja Straub hier eine intime, lebendige und authentisch wirkende Milieustudie inszeniert, die sich dann zu einem Traum von einem besseren Leben miteinander wandelt, ohne dabei je kitschig oder salbungsvoll zu wirken. Der Übergang von der Realität in die Fantasie ist dabei mit einer elegant fließenden Leichtigkeit gestaltet, und mit dem Schnitt aus dem Nagelstudio auf die Straße hinaus, wo zwei Passanten im Begriff sind, ebenfalls miteinander zu tanzen, weil Cindys Vision auch auf sie abstrahlt, ist Katja Straub ein perfektes, positiv stimmendes Ende gelungen. DREAM NAILS ist ein kompaktes, originelles und sinnliches Filmkunstwerk, das die von der guten Laune angesteckte Jury mit dem Prädikat „besonders wertvoll“ auszeichnet.