Downton Abbey II: Eine neue Ära
FBW-Pressetext
Schwelgende Bilder, berauschende Kostüme und eine Vielzahl an kleinen und großen zwischenmenschlichen Dramen – die Rückkehr nach Downton bereitet großes Vergnügen.Als ein Filmteam bei Lord Grantham anfragt, ob auf Downton ein Film gedreht werden könne, ist dieser alles andere als begeistert. Vor allem auch aufgrund der Aufregung, die sowieso schon mit der mysteriösen Erbschaft einer Villa in Südfrankreich ins Haus steht. Doch egal, was die Zeiten auch bringen: Auf Downton haben die Herr- und die Dienstschaft bisher noch jede Herausforderung gemeistert. Mit der zweiten filmischen Fortsetzung der erfolgreichen Serie wird die Geschichte des englischen Herrensitzes und seinen liebgewonnenen Bewohner:innen mit einem genauen Gespür für zwischenmenschliche Töne weitererzählt.
Wie schon der erste erfolgreiche Kinofilm rund um Downton Abbey setzt auch EINE NEUE ÄRA direkt am Ende der vorangegangenen Handlung an. Und auch wenn es beim Zusehen ein Vorteil ist, bereits mit den vielen Erzählsträngen und Charakteren vertraut zu sein, so kann man den Film auch ohne Vorkenntnisse als ein mit viel Liebe zum Detail ausgestattetes und mit herrlich schwelgerischen Bildern gefilmtes Kostümdrama genießen, das neben den vielen Schauwerten in England und Südfrankreich auch einiges über die Zeit erzählt, in der der Film spielt. Ob die Einführung des Tonfilms im sehr unterhaltsamen Nebenhandlungsstrang rund um den Filmdreh, oder die sich verändernden Machtverhältnisse im Land, die auch die Stellung des Adels mehr und mehr hinterfragen – die 1930er sind DIE NEUE ÄRA, der sich eben auch die Bewohner von Downton stellen müssen. Die Dialoge sind wie immer mit augenzwinkernd spitzer Feder getränkt von einer gravitätischen Noblesse Oblige, die sich bis in die Dienerschaft fortsetzt (allen voran Mr. Carson, der ganz und gar „not amused“ die Dreharbeiten im Haus des Lords beaufsichtigt). Getragen werden sie von einem eingespielten und sich blind verstehenden Ensemble, angeführt von der ewig grandiosen Dame Maggie Smith, die in einem ganz besonderen Erzählstrang eine entscheidende Rolle spielt. Ergänzt wird das erfahrene Team von erfrischen anderen Figuren wie etwa dem Regisseur des Films (gespielt von Dominic West), dessen Hollywood-Charakter so gar nicht zu dem Verhaltenskodex auf Downton passen will. Doch in der Begegnung zwischen alter und neuer Welt liegt der besondere Reiz dieses Films, der die Rückkehr nach Downton zu einem wahrhaft vergnüglichen Erlebnis werden lässt.
Filminfos
Gattung: | Drama; Spielfilm |
---|---|
Regie: | Simon Curtis |
Darsteller: | Laura Haddock; Maggie Smith; Michelle Dockery; Joanne Froggatt; Tuppence Middleton; Elizabeth McGovern; Dominic West; Hugh Bonneville; Imelda Staunton |
Drehbuch: | Julian Fellowes |
Kamera: | Andrew Dunn |
Schnitt: | Adam Recht |
Webseite: | upig.de; |
Länge: | 126 Minuten |
Kinostart: | 28.04.2022 |
Verleih: | Universal |
Produktion: | Carnival Film & Television, Universal Pictures; |
FSK: | 0 |
Jury-Begründung
Fünf Jahre, sechs Staffeln oder eben 52 Folgen lang haben Zuschauer in aller Welt die Serie DOWNTON ABBEY verfolgt. Jede Episode berichtet über die Geschicke von Personal und Adel „Upstairs“ und „Downstairs“ des Familiensitzes von Lord und Lady Grantham.Im der zweiten Spielfilmfortsetzung der Serie ist es nun ein Brief, der die Granthams in Aufregung versetzt. Die alte Lady Violet, Dowager Countess of Grantham, soll im Süden Frankreichs die Villa eines früheren Verehrers geerbt haben. Ein amouröses Vorleben der Witwe? Das wäre ein Skandal, eine Villa an der Côte d‘Azur allerdings ein willkommenes Geschenk. Um der Sache auf den Grund zu gehen, beschließen die Granthams mit größerer Entourage nach Frankreich zu reisen, obwohl sie zeitgleich Downton Abbey einem Filmteam für Dreharbeiten zu Verfügung gestellt haben.
Die Serie hat hohe Standards gesetzt, hinter die der Film unmöglich zurückfallen kann. Und so überzeugt DOWNTON ABBEY II von der ersten Szene an mit vertrauten Bildern. Serienfreunde werden die gewohnte Kamera und die bekannten, breiten Panoramen goutieren, Neueinsteiger die herrlichen Landschaftsaufnahmen genießen. Ganz klar, Filme wie DOWNTON ABBEY leben von den Locations und die sind großartig ausgesucht.
Worin sich Serie und Film unterscheiden, ist nach Ansicht der Jury die doch deutlich gesteigerte „Geschwätzigkeit“. DOWNTON ABBEY II ist ein dialoglastiger Sprechfilm. Wer nicht gewissenhaft zuhören kann oder will, der muss damit rechnen, mit offenen Fragen zu leben. Auch in Sachen Dramaturgie konnte die Jury den Film nicht als originell oder neu werten. Und tatsächlich verfährt Regisseur Simon Curtis nach dem simplen Rezept: Dialog-Schnitt-Dialog-Schnitt, usw. Vielleicht aber, so hat die Jury überlegt, ist dies eine bewusste Entscheidung für das Prestigeobjekt DOWNTON ABBEY gewesen, um die Menge an Einflüssen durch ein einfaches Schnittmuster zu reduzieren.
Zwei Handlungsorte hat das Drehbuch von Julian Fellowes gesetzt. Zum einen die bereits angesprochene Côte d‘Azur zum anderen natürlich das namensgebende, herrschaftliche Anwesen der Crawleys. Dort wird in DOWNTON ABBEY II „neumodisches Zeugs“ auf erhabene Tradition treffen. Am geschichtlichen Vorabend des Tonfilms ist ein Filmteam eingezogen, das den Alltag in der Abbey gehörig durcheinanderbringt. Gerne hat sich die Jury daran erinnern lassen, welche Ressentiments noch in den 20er Jahren dem Film gegolten haben und welche Ressentiments zum Teil noch gelten. Der kleine Abstecher in die Filmgeschichte ist informativ und eine Bereicherung für einen Film, der ansonsten nur wenig auf Zeitgeschehen setzt. Anders als in der Serie gibt es in DOWNTON ABBEY II nur wenig vom bereits erwähnten „Upstairs, Downstairs.“ Das ist schade, denn dort, wo die Serie großzügige Einblicke in den Alltag des Hauspersonals spendiert hat, gerät die Dienerschaft des Films ein wenig zum Beiwerk.
Dennoch gelingt es dem Film immer wieder, das Versprechen einzulösen, das schon die Serie mit ihren Zuschauern eingegangen ist: Großartige Unterhaltung mit hervorragenden Schauspielern zu bieten. Allen voran sei hier noch einmal Maggie Smith genannt, die mit ihrem Schalk und ihrer Spitzzüngigkeit bis zu guter Letzt ein Rätsel daraus macht, was dereinst an der Côte d‘Azur zwischen ihr und ihrem französischen Verehrer geschehen ist.
Die Jury freut sich, DOWNTON ABBEY II: EINE NEUE ÄRA nach einer spannenden und ausführlichen Diskussion, in Abwägung aller Argumente, das Prädikat „wertvoll“ verleihen zu dürfen.