Diyarbakir - Ich schäme mich, ein Jurist zu sein
Kurzbeschreibung
Zwei kurdische Anwälte, die Verhaftung, Folter und Gefängnis in der Türkei überstanden haben, berichten von ihrem Leben, ihren Erfahrungen mit der türkischen Justiz und ihrem Engagement für die Selbstbestimmung ihres Volkes.Filminfos
Gattung: | Dokumentarfilm |
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Regie: | Karaman Yavuz |
Länge: | 89 Minuten |
Produktion: | Yavuz, Karaman, Filmproduktion, Hamburg, Yavuz, Karaman, Filmproduktion, Hamburg |
Jury-Begründung
Nach dem Militärpusch 1970 haben zwei kurdische Rechtsanwälte beschlossen, gemeinsam die Verteidigung politisch Verfolgter im kurdischen Gebiet der Türkei zu übernehmen. Die Existenz der kurdischen Kultur, ihrer Sprache und des kurdischen Volkes werden von der türkischen Regierung geleugnet. Die Kurden werden diskriminierend als "Bergtürken" bezeichnet.Der Dokumentarfilm beschränkt sich auf die sehr genauen und sorgfältigen Schilderungen der beiden Erzähler, die in Interviews die Zeitspanne von Mitte der 50er Jahre bis zu ihrer gezwungenen Ausreise Mitte der 80er umfaßt. Eindrucksvoll werden die biografischen Wege, die vielen juristischen Niederlagen, persönlichen Verfolgungen und mehrjährigen Aufenthalte im Gefängnis Diyarbakir geschildert. Der Film gibt der Brutalität, der bekennende Kurden ausgesetzt sind, in aller Genauigkeit und Ausführlichkeit Raum. Die beiden großen Monologe, die miteinander verbunden werden, erzählen auf der einen Seite die ungebrochene Integrität der beiden Rechtsanwälte, aber auch inwieweit der türkische Staat versucht, die Rechte der Menschen auf ihre eigene kurdische Identität zu brechen. Landschaftsaufnahmen, die aufgrund der militärischen Besetzung der kurdischen Gebiete nur aus dem fahrenden Auto gemacht werden können, vermitteln einen Eindruck der alltäglichen Bedrohung, der die Bevölkerung ausgesetzt ist. Gleichzeitig dokumentieren sie das Bestreben der türkischen Administration, keine Einblicke in die kurdischen Städte und Dörfer zu ermöglichen. Das Leben in dem Kriegsgebiet wird auch eindrucksvoll mit Aufnahmen des kurdischen Neujahr-Festes von 1993 belegt, der Zuschauer sieht, wie die Polizei gewaltsam versucht, eine Menschenansammlung während des Festtages zu verhindern und sie schließlich mit Gewehrschüssen auflöst.
Beeindruckend ist der ungebrochene Glaube an Gerechtigkeit und der Wunsch nach einer demokratischen Übereinkunft mit dem türkischen Staat, den beide Rechtsanwälte als Hoffnung und Utopie in ihrem deutschen Asyl äußern.