Die ungewisse Lage des Paradieses

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Nach einer Auseinandersetzung verlässt Marianne ihren Mann, um sich mit der Tochter Anna an der Nordsee in dem heruntergekommenen Hotel ihrer Tante Paula auf die Suche nach dem Paradies zu begeben.

Auf dieser Irrfahrt zwischen nicht aufgearbeiteter Kindheit und erhofftem Glück wird sie von der Tochter begleitet. Anna wird in der Pension mit der Welt anderer Erwachsener konfrontiert, die sich, ähnlich ihrer Mutter, auf der Flucht vor der Einsamkeit befindet. Da ist vor allem zu nennen die aufgedreht lärmende Tante Paula mit ihren zahlreichen Liebhabern, der Dauergast Ludwig, der Paula verehrt, der Obsthändler Vincenzo, der für seine Dienste mit der Einrichtung der Pension bezahlt wurde, sowie ein junges Paar und Isolde, die existenziell unter einer Verunstaltung leidet.

Jeder der Handelnden versucht, mehr oder minder verzweifelt das Paradies zu finden bzw. das Glück zu benennen. Bis auf wenige Ausnahmen resignieren die überzeugend gezeichneten Hauptfiguren in ihrer Suche. Allein Anna gelingt es, als Katalysator der Handlung die Sprach- und Beziehungslosigkeit der einzelnen Protagonisten zu überwinden. Die Ausweglosigkeit einzelner Personen wird in faszinierenden optischen Sequenzen vermittelt. Hervorzuheben sind vor allem die poetische Gestaltungskraft der Regie, die damit gelegentliche Schwächen in der Umsetzung des Drehbuches überspielen kann, aber auch die dramaturgisch klug eingesetzte Musik und die in sich geschlossene Ausstattung.