Die Stimme des Ingenieurs
FBW-Pressetext
Konrad Siegers leidet unter einer fortschreitenden Krankheit, die ihn nach und nach seine Stimme verlieren lässt. Ein Schicksal, gegen das er sich stemmen will. Und so trainiert er jeden Tag seine Sprechmuskeln und übt einzelne Wörter und Sätze. Damit er damit einen Sprachcomputer füttern kann, der eines Tages, wenn er selbst keine Worte mehr formen kann, diese für ihn in die Welt trägt. In seinem Kurzdokumentarfilm begleitet der Filmemacher André Siegers seinen Vater Konrad bei seinen Übungen, seiner Mission und auch in seinem Alltag, den er zusammen mit seiner Frau Carol bewältigt. Doch trotz der Beeinträchtigung und der Anstrengungen, die der Film ungefiltert zeigt, blitzt in den knapp 21 Minuten immer auch ein wunderbarer trockener Humor auf, der Konrad und Carol verbindet und der ihnen hilft, mit dem, was da auch immer kommen mag, umzugehen. Dass sich der Regisseur und die Porträtierten nahestehen, zeigt die große Vertrautheit, die gerade Konrad zulässt. Dennoch überschreitet Siegers nie eine Grenze, die den Zuschauenden unangenehm sein könnte. Mit DIE STIMME DES INGENIEURS gelingt André Siegers ein beeindruckender Film, der gleichzeitig persönlich, berührend und darüber hinaus unterhaltsam und informativ inspirierend ist.Filminfos
Gattung: | Dokumentarfilm; Kurzfilm |
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Regie: | André Siegers |
Drehbuch: | André Siegers |
Kamera: | Karsten Krause |
Schnitt: | André Siegers; Simon Quack; Maya Connors |
Länge: | 20 Minuten |
Produktion: | Fünferfilm UG |
Förderer: | BKM; MOIN Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein |
Jury-Begründung
Konrad Siegers verliert aufgrund einer Krankheit langsam und unwiederbringlich seine Stimme. Doch als Ingenieur ist er es gewohnt, für Probleme technische Lösungen zu finden. Und so macht er sich daran, ein digitales Sprachprogramm zu entwickeln, bei dem seine Stimme so aufgenommen und bearbeitet wird, dass er statt mit seinem Sprechorgan mit der Hilfe eines Computer weiterhin sprechen kann. Der Filmemacher ist der Sohn des Protagonisten und so erklärt sich die Nähe, mit der die Kamera Konrad Siegers und seiner Ehefrau Carol Siegers in ihrem Heim folgen kann. Da werden Arbeiten in der Wohnung und im Garten von einem Staubsauger- und einem Rasenmäherroboter erledigt und auch sonst wird schnell deutlich, wie konsequent Konrad Siegers seine Welt mit Technik gestaltet hat. Mit dem liebevollen Blick des Sohnes zeigt André Siegers die einzelnen Schritte, mit denen sein Vater dieses Projekt angeht, bei dem er mit seiner Stimme auch einen Teil seiner Identität bewahren will. Dabei gibt es komische Momente wie den Dialog mit einem Spracherkennungprogramm, dass die ostwestfälische Provinz mit Peking verwechselt und Momente, in denen darüber reflektiert wird, in welcher Art und Weise Worte unsere Realität beschreiben. Der Film bietet einen heute ungewohnt positiven Blick auf technische Neuentwicklungen und so wird KI hier nicht wie üblich als ein Problem sondern stattdessen als Mittel zur Lösung eines Problems verstanden. In der letzten Sequenz macht André Siegers dann auch noch deutlich, dass sein Vater mehr war als ein ‚homo faber‘ und wie schwer der Verlust seiner Stimme für diesen tatsächlich wiegt. Denn Konrad Siegers war ein begabter Sänger, wie alte Tonbandaufnahmen belegen. Und auch auf diesen bleibt die Stimme des Ingenieurs durch Technik lebendig.Sehr gerne vergibt die FBW-Jury dem Kurzdokumentarfilm das höchste Prädikat ‚besonders wertvoll‘.