Die Spieler

Filmplakat: Die Spieler

FBW-Pressetext

Im Grunde ist es reine Mathematik. Wenn Paul an den Spieltisch geht, dann fängt er an zu rechnen. Welche Karten werden ausgespielt, welche Varianten des Bluffs gibt es, wie ist das Verhalten des Gegenübers zu deuten. Und welche Züge sind die klügsten, um sich zum Schluss den größten Pott zu holen. Paul ist ein Spieler durch und durch. Und er weiß, er beherrscht das Spiel. Das erzählt er auch Fatih, als er in dessen Taxi steigt und sich durch die Nacht fahren lässt. Fatih war früher auch ein Spieler. Einer, der ganz oben war – bis er sich immer mehr in einer Spirale nach ganz unten befand. Fatih warnt Paul davor, dass dies auch ihm passieren könne. Paul glaubt ihm nicht. Und schlägt Fatih eine allerletzte Wette vor. Der Kurzspielfilm von Samuel Auer gibt von Anfang an eine wunderschöne melancholische Grundstimmung vor, die der Film bis zu seinem überraschenden Ende durchhält. Die grandiose Kamera fängt die Welt beider Protagonisten ein und setzt sie auch in der Enge des Taxis gut und dynamisch miteinander in Beziehung. Und obwohl die Dialoge eher spärlich sind, so machen die überzeugenden Darsteller ihre jeweilige Gedankenwelt deutlich. Und wenn am Ende des Films eine in poetisch wirkender Slow-Motion gefilmte Hunderennen-Sequenz noch einmal den Grundkonflikt des Films auf den Punkt bringt, dann spürt man die inspirierende Kraft, die von diesem überzeugenden Kurzfilm ausgeht.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Spielfilm; Kurzfilm
Regie:Samuel Auer
Darsteller:Valentin Erb; Aykut Kayacik; Kai Maertens; Dina Hellwig; Burak Yigit; Pero Radicic
Drehbuch:Samuel Auer
Kamera:Lukas Eylandt
Schnitt:Wiebke Henrich
Musik:Bertram Denzel; Alice Phoebe Lou
Länge:24 Minuten
Verleih:DFFB
Produktion: Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin GmbH (DFFB)
Förderer:dffb

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Paul ist ein leidenschaftlicher und offensichtlich erfolgreicher Pokerspieler. Er spielt in Hinterzimmer-Runden türkischer Cafés und finanziert damit sein Studium. Taxifahrer Fatih hat sich des Jobs und der Familie wegen von seiner Spielsucht befreit. Als Paul eines Nachts in Fatihs Taxi steigt und viel Geld für eine riskante Fahrt in viel zu hohem Tempo bietet, ist auch für Fatih der alte Kick wieder da. Ein Kick, der beide Männer in große Gefahr bringt.

In sorgfältig komponierten Bildern erzählt der Kurzfilm von Samuel Auer eine große Geschichte, nüchtern und eindringlich zugleich, ohne das Verhalten seiner Protagonisten zu bewerten. Paul fällt seine Wett- und Pokerentscheidungen hoch kontrolliert, seine strategischen Überlegungen werden – originell visualisiert - als eine Art „mind map“ direkt ins Bild geschrieben. Fatih ist ein Gemütsmensch, der seine Frau und die Oper liebt. Gekonnt arbeitet der Regisseur mit Oppositionen: Kalkül und Tragik, Einsamkeit und soziale Verbundenheit, unerträgliche Langsamkeit und rasendes Tempo, das reizvolle Spiel mit den Farben rot und grün. Am Ende erzeugt die wunderbare Musik eine wehmütige Stimmung, die lange nachhallt. Der Film hat die Jury in hohem Maß überzeugt und erhält daher die höchste Auszeichnung mit dem Prädikat „besonders wertvoll“.