Die Saat des heiligen Feigenbaums

Kinostart: 26.12.24
2024
Filmplakat: Die Saat des heiligen Feigenbaums

FBW-Pressetext

Der neue Film von Mohammed Rasoulof erzählt die Geschichte einer Familie vor dem Hintergrund der Jina-Proteste („Frau, Leben, Freiheit“) im Iran 2022. Ein hochaktueller politischer Film, der einen mit voller emotionaler Wucht trifft und nicht mehr loslässt.

Es ist eine Ehre für Iman, als er zum Untersuchungsrichter am Revolutionsgericht in Teheran ernannt wird. Auch seine Frau Najmeh freut sich über die Möglichkeiten, die der Familie nun offenstehen. Eine größere Wohnung, ein jeweils eigenes Zimmer für die beiden Töchter Rezvan und Sana. Doch die Beförderung bringt auch Gefahren mit sich. Vor allem in einer Zeit, in der im Iran die Menschen auf die Straße gehen, um gegen den Unrechtsstaat zu protestieren. Iman erhält eine Waffe, um sich und seine Familie zu verteidigen. Während Iman immer mehr unter seiner neuen Position leidet und Paranoia entwickelt, werden Rezvan und Sana nach und nach von der Revolutionsstimmung im Land angesteckt. Sie geraten damit nicht nur in einen Streit mit ihrer Mutter, sondern hinterfragen zunehmend das frauenfeindliche System. Und eines Tages ist die Waffe des Vaters spurlos verschwunden….

Fast drei Stunden lang ist der neue Film von Mohammed Rasoulof – und jede Minute des Films ist gefüllt von einer atemlosen, körperlich greifbaren Spannung. Mit DIE SAAT DES HEILIGEN FEIGENBAUMS erzählt Rasoulof eine familiäre Tragödie, die gleichzeitig die Konflikte der iranischen Gesellschaft spiegelt. Die Jina-Proteste („Frau, Leben, Freiheit“) bilden den Hintergrund der Geschehnisse – und Rasoulof zeigt auf, wie eine jüngere Generation, verkörpert durch Rezvan und Sana, die diktatorischen Strukturen nicht mehr akzeptieren will. Die Mutter Najmeh ist zerrissen zwischen den Werten, die sie gelernt und akzeptiert hat, und dem Verständnis für ihre Töchter, die sie um jeden Preis schützen will. Wenn es sein muss, auch vor dem Vater Iman, den Rasoulof als ambivalenten Mann zeichnet, der weiß, dass das System, für das er arbeitet, korrupt ist. Trotzdem ist er immer noch ein Patriarch, der darauf besteht, dass Frau und Töchter ihm gehorchen. Wie ein immer enger werdender Griff ist die Spannung des Films spürbar, die Darstellenden sind in ihrem Spiel fast dokumentarisch authentisch und die Kamera lässt ihnen den Raum, das angespannte Miteinander auszuleben. Die Gewalt, die auch in den immer wieder eingespielten realen Videoaufnahmen sichtbar ist, manifestiert sich in der Familienkonstellation durch Blicke, Gesten und kurze, absolute Ansagen, die vor allen Dingen in späteren Szenen die Ausweglosigkeit der Frauen in diesem System deutlich werden lassen. Gerade gegen Ende des Films wirkt DIE SAAT DES HEILIGEN FEIGENBAUMS immer mehr wie ein atemloser Thriller, dessen Ende mit aller Wucht daherkommt und lange nach dem Abspann noch beschäftigt. Mit dieser Produktion, die in Cannes den Spezialpreis der Jury erhielt, ist Rasoulof ein politisch hochaktueller und in jeder Beziehung großer Film gelungen, der anklagt, aufrüttelt - und am Ende auch Mut macht.

Filminfos

Gattung:Drama; Spielfilm
Regie:Mohammad Rasoulof
Darsteller:Missagh Zareh; Soheila Golestani; Mahsa Rostami; Setareh Maleki; Niousha Akhshi; Reza Akhlaghi; Shiva Ordooei; Amineh Arani
Drehbuch:Mohammad Rasoulof
Kamera:Pooyan Aghababaei
Schnitt:Andrew Bird
Musik:Karzan Mahmood
Webseite:alamodefilm.de;
Länge:167 Minuten
Kinostart:26.12.2024
Verleih:Alamode Filmdistribution
Produktion: Run Way Pictures, Parallel45; Arte France Cinéma;
FSK:12
Förderer:MOIN Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Das Gutachten folgt in Kürze.