Die Reise

Kinostart: 25.09.86
1986
Filmplakat: Die Reise

Kurzbeschreibung

Ein Mann aus dem Umkreis von Terroristen wird von der Polizei, aber auch von ehemaligen Freunden gejagt, die ihn für einen Verräter halten.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Kategorie:Spielfilm
Gattung:Drama
Regie:Markus Imhoof
Darsteller:Markus Boysen; Corinna Kirchhoff; Claude-Oliver Rudolph; Alexander Mehner
Drehbuch:Markus Imhoof; Martin Wiebel
Buchvorlage:Roman von Bertram Vesper
Kamera:Hans Liechti
Schnitt:Ursula West
Musik:Franco Ambrosetti
Länge:110 Minuten
Kinostart:25.09.1986
Verleih:Filmverlag der Autoren
Produktion: Ziegler Film Filmproduktion, WDR; Limbo Film
FSK:16

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Der Ausschuss bestätigt die Qualität des Films, der sich mit Ereignissen beschäftigt, die aus der deutschen Nachkriegsgeschichte nicht wegzudenken sind. Er schildert die lange Reise eines jungen Mannes von seinem kalten und verständnislosen Elternhaus weg in den Kreis von Gleichaltrigen und politisch Gleichgesinnten, die zu Terroristen werden, und schließlich aus diesem Kreis, den er nicht mehr akzeptiert, zusammen mit seinem fünfjährigen Sohn weiter in eine Zukunft, die mit neuen Vorurteilen und Missverständnissen verstellt zu sein scheint. Das Schlussbild enthält tragische Symbolkraft: Das Kind des inzwischen Verhafteten beißt einem Polizisten, der es festhält, in die Hand. So wird, erfährt man, auch die dritte Generation dieser Familie in die politische Auseinandersetzung einbezogen.
Es oblag dem Bewertungsausschuss nicht, die literarische Quelle auf die Authentizität ihrer Verfilmung zu untersuchen, er hatte sich ausschließlich an das Werk des Regisseurs Markus Imhoof zu halten. Dessen Drehbuch verknüpft auf dramaturgisch einleuchtende Weise zwei Geschichten miteinander, den Konflikt des starken, unbelehrbaren Vaters, eines Dichters der Nazi-Zeit, mit seinem sensiblen Sohn, und zwanzig Jahre später die Konfrontation dieses Sohnes mit dem politischen Fanatismus seiner Generation. Das Spiel zwischen der Gegenwart (von 1968) und den Rückblenden erfolgt ohne Verwirrung und bleibt übersichtlich, es schürt die Spannung der Handlung und gibt ihr Atemlosigkeit auch dort, wo innere Entwicklungen gezeigt werden. Die Äußerungen geraten mitunter zu plakativ, ohne dass sie den geschlossenen Gesamteindruck zu beeinträchtigen vermögen.
Die zwingende Logik des Buches, das Geschichte in künstlerischen Dimensionen aufarbeitet, die Souveränität der Regie, die auch kleinsten Details große Sorgfalt widmet, die Leistung der Schauspieler in ihrer bedrückenden Extremität, die wichtigen Beiträge von Kamera und Musik - sie alle haben entscheidenden Anteil am Gelingen eines Films, der nur mit dem höchstehn Prädikat ausgezeichnet werden konnte.