Die Mitte

Kinostart: 27.05.04
2003
Filmplakat: Die Mitte

FBW-Pressetext

Keine dröge Geografiestunde, sondern eine sehr unterhaltsame, anregende und geschickt montierte Portraitsammlung von Menschen in Europa, ihrer Lebensmitte und ihren Befindlichkeiten in der jeweiligen Mitte Europas.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm
Regie:Mucha Stanislaw
Drehbuch:Stanislaw Mucha
Länge:86 Minuten
Kinostart:27.05.2004
Produktion: Strandfilm GmbH Dieter Reifarth, HR; Arte;
FSK:0

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

In seinem Dokumentarfilm geht Stanislaw Mucha der Frage nach, wo sich der eigentliche geografische Mittelpunkt des heutigen Europas befindet. Dieses recht banal klingende Unterfangen bereitet aber schon sehr bald Schwierigkeiten. So stellt sich schon während der Nachfrage bei verschiedenen Personen zum Ort des Mittelpunktes heraus, daß diese zumeist einen sehr subjektiven Blickwinkel haben. Der Filmemacher erfährt, daß sich dieser Punkt in der deutschen Stadt Essen, im österreichischen Braunau am Inn und zugleich an mehreren Orten in Tschechien, der Slowakei und Litauen befinden soll. In Polen erklärt man ihm sogar, das ein wahrer Mittelpunkt Europas ganz abhanden gekommen sei. So zeigt der Film Spinner, Visionäre, Lokalpatrioten und wird streckenweise zu einer nicht ganz ernst gemeinten Nabelschau des Erdteiles. Die Frage der Topographie wird nicht selten zu einer des Glaubens. Selbst die geografischen Grenzen scheinen unklar, da die Grenzmarkierungen nicht selten verändert wurden.

Der Film von Stanislaw Mucha geht bei seiner Suche nach dem Mittelpunkt Europas sehr behutsam vor. Er weist auf die historische bedingten Veränderungen seiner Definition hin. Dabei hat er an den Orten der Recherche immer auch die Menschen in ihrem Umfeld im Zentrum seines Filmes. Hierdurch bieten sich dem Zuschauer äußerst interessante Einblicke in die Lebenszusammenhänge und Befindlichkeiten der Menschen im sich stark verändernden Europa. Kauzige Typen, skurrile Erscheinungen und aufmerksame Beobachter ihres Umfeldes bieten ein facettenreiches Gesamtbild. Die Kamera, der Reise entsprechend oft bewegt, beobachtet die vortrefflich ausgewählten Personen genau, kommt ihnen aber nie zu nahe. Der leider heute üblich gewordene Off-Kommentar entfällt dankenswerter Weise komplett und läßt die Menschen und Bilder für sich sprechen.
Daß der Titel mit seinem vorgegebenes Ziel letztendlich nicht vollends aufgeht, tut dem hervorragenden Dokumentarfilm keinen Abbruch. Die gezeigten Menschen bleiben auf jeden Fall nachhaltig in Erinnerung: sie sind am und im Mittelpunkt.