Die Liebe zum Leben
FBW-Pressetext
30.000 deutsche Soldaten der Wehrmacht, die im Zweiten Weltkrieg desertierten, wurden von der NS-Militärjustiz zum Tode verurteilt. Die wenigen, die überlebten, wurden im Nachkriegsdeutschland nicht rehabilitiert, auch eine Entschädigung für das ertragene Leid gab es nie. Einer von ihnen war Ludwig Baumann, selbst ehemaliger Soldat der Wehrmacht, der 1942 desertiert und zum Tode verurteilt worden war. Als späterer Aktivist setzte er sich für die Rehabilitierung der Opfer ein und es ist ihm zu verdanken, dass im Jahr 2002 die Urteile der NS-Militärjustiz gegen die Wehrmachtsdeserteure aufgehoben wurden.Annette Ortlieb widmet sich in ihrem Dokumentarfilm DIE LIEBE ZUM LEBEN einem Thema, das in der Aufarbeitung der jüngeren deutschen Vergangenheit bisher kaum beleuchtet wurde. Dabei stehen die Lebensgeschichte und das Schicksal des ehemaligen Soldaten Ludwig Baumann (1921-2018) beispielhaft für die ca. 3000 bis 4000 Menschen, die ihr Todesurteil als Deserteur überlebten, dieses Urteil aber ihr Leben lang mit sich herumtragen mussten, ohne dass sich jemand – auch nicht der Rechtsstaat der Bundesrepublik Deutschland – für die Aufhebung der Urteile oder deren Aufhebung eingesetzt hat. Dass der Film so eindrucksvoll wirken kann, liegt auch und vor allem in der gründlichen Recherche, die Annette Ortlieb durchgeführt hat und in dem vertrauensvollen Verhältnis zwischen der Filmemacherin und dem Protagonisten begründet. Erst diese Verbindung macht es möglich, einen solchen persönlichen Einblick in ein Leben zu geben. Ludwig Baumann erzählt klug, reflektiert, energisch und mitreißend von seinem dramatischen Leben, von seinen Traumata, von seinen Ängsten und von seinem Kampf um Gerechtigkeit: die Aufhebung aller Urteile der NS-Militärjustiz. Mit Ursula Prahm kommt eine langjährige Wegbegleiterin Baumanns ebenso zu Wort wie etwa die ehemalige Justizministerin Herta Däubler-Gmelin. Die Aussagen Baumanns und der Einblick in dieses komplexe Kapitel der deutschen Nachkriegsgeschichte machen betroffen. Doch am Ende bleibt das, was dem Film seinen Titel verleiht: DIE LIEBE ZUM LEBEN. Eine Liebe, die man in Baumanns Worten und seinem Handeln spürt. Und die dank Annette Ortliebs filmischer Aufarbeitung eine lehreiche und mutmachende Inspiration für heutige und nachkommende Generationen sein kann.
Filminfos
Gattung: | Dokumentarfilm |
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Regie: | Annette Ortlieb |
Drehbuch: | Annette Ortlieb |
Kamera: | Robert Falckenberg; Susanne Hensdiek |
Schnitt: | Margot Neubert-Maric |
Musik: | André Feldhaus |
Webseite: | inseltoechterfilm.de; |
Länge: | 63 Minuten |
Produktion: | Inseltöchterfilm Annette Ortlieb |
Förderer: | Filmbüro Bremen; Nordmedia; MOIN Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein; Senator für Kultur Bremen; Kooperationspartner Landeszentrale für politische Bildung Hamburg |