Die Klasse
FBW-Pressetext
François ist ein außergewöhnlicher Lehrer einer Schule in einem Problembezirk von Paris. Seine Methoden sind extravagant, genau wie sein Vertrauen in seine Schüler, dabei gilt es jede Menge Konfliktsituationen zu entschärfen. Der Film mutet wie ein Dokumentarfilm an, jedes Wort, jede Situation ist authentisch und glaubhaft inszeniert. François Bégaudeau ist eben nicht nur Hauptdarsteller des Filmes, sondern auch selber der Lehrer, der seine Erlebnisse in einem Roman niedergeschrieben hat. Seine schauspielerische Leistung wie auch die der sorgfältig gecasteten Schüler, die allesamt Laiendarsteller sind, ist faszinierend und mitreißend. Laurent Cantet ist ein eigenwilliger Film gelungen, der soziale Fragen auf spannende Weise anpackt.Filminfos
Kategorie: | Arthouse |
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Gattung: | Drama; Spielfilm |
Regie: | Laurent Cantet |
Darsteller: | François Bégaudeau; Vincent Caire; Olivier Dupeyron; Patrick Dureuil |
Drehbuch: | Laurent Cantet; François Bégaudeau |
Weblinks: | ; |
Länge: | 130 Minuten |
Kinostart: | 15.01.2009 |
VÖ-Datum: | 01.07.2009 |
Verleih: | Concorde |
Produktion: | Haut et Court, Haut et court |
FSK: | 0 |
Jury-Begründung
Entre les murs heißt der Film im französischen Original, und dieser Titel beschreibt die Atmosphäre sehr treffend. Eingeschlossen im Klassenzimmer, in Lehrpläne und Normen gepresst fühlen sich Schüler oft. Ihre Energien und Widerstände zu überwinden und in die richtigen Bahnen zu lenken, ist das Bemühen des Lehrers. Hier scheint er, ein Wunder an positiver Autorität und Geduld zu vollbringen. Ständig wird er von den Schülern in Diskussionen verwickelt, beantwortet Fragen offen und ohne Vorbehalte, schlichtet Streit zwischen frühreifen Jungs, versucht die Aggression oder Gleichgültigkeit der Mädchen in Unterrichtsstoff umzumünzen. Das globalisierte Klassenzimmer stellt jeden Lehrer vor enorme Herausforderungen. Die Schulklasse einer französischen Vorortschule ist Schauplatz des Films. Das Klassenzimmer, eng und vor Energie schier berstend, die hier gebändigt werden muss.Mit großer Spielfreude und hoch engagiert sehen wir die Schülerinnen und Schüler, allesamt Laiendarsteller. Auch der Lehrer François Bégaudeau, der Roman-, Drehbuchautor und selbst ausgebildeter Lehrer ist, hat hier seine Erfahrungen eingebracht und spielt seinen Part aus dem richtigen Leben authentisch und überzeugend.
Die Leistung der Regie muss besonders betont werden, denn das gelegentlich überschäumende Temperament einzelner Darsteller richtig einzusetzen, erfordert großes Einfühlungsvermögen. Keine Aktion wirkt künstlich oder überzogen.
Auch der gesamte Lehrkörper wird vorgestellt und hier wird einmal mehr deutlich, welch’ schwierige Aufgabe besonders von den Lehrern geleistet wird, die in multikulturellen Klassen unterrichten. Und dass diese Aufgabe manchmal auch über die Kräfte eines Einzelnen hinausgehen kann, wird ebenso dargestellt. Eine wichtige gesellschaftliche und kulturelle Aufgabe zeigt der Film in seiner komplexen Form. Wenn der Konflikt mit einzelnen Schülern aufbricht, die sich gegen den Lehrer wenden, ihn sogar verleumden, wird der Zuschauer dramatisch in eine Situation einbezogen, die an vielen Schulen Alltag zu sein scheint. Die Machtlosigkeit der Lehrer, ihre Beschränkung auf das Wirken in der Schule, wird bewusst gemacht, aber auch ihre Anteilnahme am privaten Schicksal ihrer Schüler und deren Eltern gezeigt. Die Inszenierung findet einen dramatischen Höhepunkt, als ein Schüler von der Schule verwiesen wird und in Folge der Lehrer - offensichtlich zu Unrecht beschuldigt - ebenfalls angegriffen wird.
Dennoch versöhnt der Schluss des Films: Lehrer und Schüler spielen im Pausenhof miteinander Fußball am Ende des Schuljahres im Spiel vereint.
Der Film zeigt durchgängig eine strikte, bewusst dokumentarisch gehaltene Form. Die Kamera geht nahe an die Gesichter heran. Ohne Schnörkel und überflüssige Einstellungen entsteht eine dichte Atmosphäre, die den Zuschauer in ihren Bann zieht.
Die Klasse ist ein wichtiger Film, der die Chance nutzt, die nur einem Spielfilm zur Verfügung steht: Szenen durch Schauspieler zu akzentuieren, Ereignisse inszeniert zu verdeutlichen und damit zum Verständnis des Themas entscheidend beizutragen.
Der Ausschuss war sich darin einig, an diesen wichtigen Film das Prädikat besonders wertvoll zu vergeben.