Die Journalistin

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Wahre Geschichten, gerade wenn sie zeitnah erzählt werden, wenn Kinder, Verwandte oder potentielle Kläger noch am Leben sind, können nicht an jeder Stelle gleich tief schürfen. Das gilt für Fakten wie für das nach außen gewendete, nun in der Rekonstruktion veröffentlichte Seelenleben der Journalistin Veronica Guerin.
Eine mutige Frau ist sie gewesen, diese irische Journalistin, die 1996 wegen ihrer Recherchen im Drogenmilieu von Dublin ermordet wurde. Als Rückblende erzählt der Film ihre Geschichte, erzählt von ihrer Suche nach den Hintermännern, von Berufsehrgeiz und Hartnäckigkeit, von Einschüchterungsversuchen und Morddrohungen. Mutter war sie auch und Ehefrau, sich daraus ergebene familiäre Spannungen blendet der Film nicht aus.
Nicht alles an Handlungen und Motiven erschließt sich ohne weiteres bzw. ist nachvollziehbar, aber der spannende Film hat eh schon eine beträchtliche Erklärungs- und Informationsbürde zu schultern. Wenig Zeit bleibt da, um Situationen auszuspielen, manches kann nur angerissen werden. Auf einer gewissen Distanz hält auch, daß die dramaturgische Auslösung nicht immer eine klare Erzählperspektive hat. Manchmal ist das nah an der Journalistin dran, manchmal pur die Gangsterwelt, und oft ein Platz dazwischen. Die Darsteller, allen voran Cate Blanchett, sind durchweg überzeugend, die Ausstattung milieugerecht, das filmische Handwerk absolut solide.