Die Hollywood-Verschwörung

Kinostart: 15.02.07
2006
Filmplakat: Die Hollywood-Verschwörung

FBW-Pressetext

Ein farbiger Film Noir aus dem (wahren) Hollywood von 1959 mit viel Licht und Schatten, stilsicher in den Settings, der Ausstattung und der Damen- und Herrengarderobe, dazu medienkritisch und entlarvend, geht es doch um den rätselhaften Tod des Fernsehserienhelden „Superman“. Modern und nostalgisch zugleich ist der Ausflug in die Niederungen, in denen Film und Fernsehen sich begegnen. Ausgezeichnet die Besetzung, traumhaft die Musik.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Thriller; Spielfilm; Film noir
Regie:Allen Coulter
Darsteller:Ben Affleck; Diane Lane; Adrien Brody
Drehbuch:Paul Bernbaum
Länge:126 Minuten
Kinostart:15.02.2007
Verleih:Buena Vista Filmverleih
Produktion: Back Lot Pictures, Back Lot Pictures; Focus Features; Universal City; Miramax Films; West Hollywood;
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Ein bis heute ungeklärter Mordfall aus dem Jahr 1959 ist der Angelpunkt dieses stilsicher und sorgfältig inszenierten Noir-Thrillers, der auch den Vergleich mit Brian DePalmas jüngstem Film „Die schwarze Dahlie/The Black Dahlia“ nicht scheuen muss. Mit nicht ganz alltäglichen Sets, perfekter Ausstattung und einem bis in Nuancen ausgefeilten Erzählduktus ist dies ein schönes Beispiel eines heutigen Film Noir, bei dem die Helden nicht strahlende Siegertypen sind, sondern an ihrem Auftrag oder an der ihnen zugedachten Rolle zu zerbrechen drohen.

Hervorragend die Übergänge und Rückblenden, die nie künstlich wirken, sondern fließend ineinander übergehen und fester Bestandteil einer Geschichte sind, in der die Zuschauer - wie auch der Held - nie sicher sein können, ob das Verbrechen überhaupt eines war. Perfekte Ausstattung und eine geschickte Struktur zeichnen den Film aus, sie produzieren eine geheimnisvoll anmutende Aura und geben sogar teilweise die Illusion, der Film sei tatsächlich in den 50ern gedreht.

Hervorragend und unvergesslich, wie ein kleiner Junge vor dem sensationslüsternen Publikum der Filmstudio-Kulisse mit einem echten Revolver aus dem Schrank seines Daddys auf den „Superman“-Darsteller schießen will, um zu sehen, wie die Kugeln an dem Filmhelden abprallen. In dieser Szene wird „Superman“ ganz klein und verletzlich. Das Image des unbezwingbaren Superhelden wird von einem kleinen Lausbuben in Sekunden auf Briefmarken-Niveau verkleinert. Der „Superman“-Darsteller George Reeves, den Ben Affleck mit großer und zugleich stoischer Intensität verkörpert, hat 1959 seine beste Zeit als Jugend-Idol bereits hinter sich - er weiß es nur noch nicht.

Indem der Film dem rätselhaften Tod eines Fernsehhelden von 1959 nachspürt, entsteht auch ein mediales Zeitbild, für das der Film ein sinnfälliges, oft milde humorvolles Sensorium zeigt. Zum Schmunzeln etwa ist es, wie all die kleinen Jungs stehen und liegen lassen, was immer sie gerade tun, wenn im Fernsehen ihre Lieblingsserie beginnt. Oder wie der eigentlich höher ambitionierte „Superman“-Darsteller realisieren muss, dass seine Hauptfans kleine Pfadfinder sind, die sich an der Restaurant-Scheibe die Nasen platt drücken.

Weltklasse ist der Soundtrack mit Jazz- und Bar-Musik aus den 50ern, die dem Genre den unverwechselbaren Stempel aufgedrückt hat und hier zu grandiosem Leben erweckt wird. Wo bitte lässt sich die Musik zum Film käuflich erwerben?

Die brillante Montage, das exzellente Licht- und Schattenspiel, aufwändige Kamera-Fahrten und eine ausgezeichnete Besetzung (vor allem mit Adrien Brody in der Hauptrolle, aber auch Ben Afflek als Superman-TV-Serien-Held) fügen sich zur existenziellen Geschichte eines Detektivs mit unverhohlener Medien-Kritik, die spannend erzählt ist und in ihrem Schluss viel Raum lässt zu Interpretationen und Aprés-Film-Gesprächen in der Kneipe nebenan. Hoffentlich läuft dort dann im Hintergrund die Musik zum Film.