Die Grünstein-Variante

1984
Filmplakat: Die Grünstein-Variante

Kurzbeschreibung

Kurz vor Ausbruch des Krieges (1939) begegnen sich ein Deutscher, ein Grieche und ein polnischer Jude in einem Pariser Gefängnis und fangen mit Hilfe des Schachspiels an, sich zu verständigen und zu verstehen.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Kategorie:Spielfilm
Gattung:Drama
Regie:Bernhard Wicki
Darsteller:Fred Düren; Hubert Gleissner; Jörg Gudzuhn; Rolf Ludwig; Klaus Schwarzkopf
Drehbuch:Wolfgang Kohlhaase; Bernhard Wicki
Kamera:Edward Klosinski; Günter Sahr
Schnitt:Tanja Schmidbauer; Gudrun Kieckheim
Musik:Günter Fischer
Länge:105 Minuten
Verleih:Futura Film
Produktion: Allianz Filmproduktion GmbH, Berlin, WDR
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Ein Dreipersonenstück mit wenigen Randfiguren, beschränkt auf nur einen Gefängnisraum, Menschen in der Grenzsituation des Gefangenen: reduziert auf sich, auf ihre Vergangenheit und Sehnsüchte, abgeschnitten von der Alltagswelt des bisherigen Lebens, beschränkt auch in den unmittelbaren sozialen Kontakten gegenüber den Mitgefangenen. Diese Situation, angesiedelt in einem Frankreich des Jahres 1939, das in seiner Angst vor politischen Verwicklungen seinerseits die Freiheitsberaubungen des nationalsozialistischen Deutschland bereits vorwegnimmt, wird psychologisch genau geschildert, allerdings nicht auf die politischen Einzelheiten der damaligen Ereignisse bezogen.

Der schachspielende deutsche Seemann, der fromme polnische Jude, der kaiser-versessene giechische Koch sind bei aller Unterschiedlichkeit zu Anfang des Films nicht mehr als Klischeefiguren, die aber im Laufe der Gespräche und Selbstentlarvungen individuelle Kontur gewinnen und wechselseitig Verständnis entwickeln. Dabei gelingt es dem Film vor allem in der Gestalt des Juden, Inhalt und Wesen einer Glaubens-und damit auch einer Lebenshaltung zu veranschaulichen - im jüdischen Geist mehr durch pointierte Formulierungen als durch auffällige Handlungen oder Entscheidungen.

Die sorgfältige, niemals trotz des einen Raumes sich selbstzweckhaft aufdrängende Ausstattung die im gleichem Sinne düstere Farbgestaltung und die Musik und Geräusch-Kulisse, sparsam eingesetzt und damit den Handlungsablauf geschickt akzentuierend, intensivieren ein atmosphärisch dichtes Geschehen, dessen Bedeutsamkeit nicht in den Vordergrund gerückt wird, sondern (auch durch die knappe Rahmenhandlung) dem Betrachter anheimgestellt bleibt.