Die geteilte Erde

Jurybegründung

Der Bewertungsausschuss hat dem Film einstimmig das Prädikat "wertvoll" erteilt. Die vermeintliche EInmütigkeit dieser Entscheidung darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich der Ausschuss erst nach langer Diskussion zu diesem positiven Ergebnis durchrang. Denn von einer Minderheit wurde zunächst eingewendet, dass die Zielgruppe nicht auszumachen sei, an die sich der Film wende, und dass es die Informationen zum Thema an der erwünschten (historischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen) Vollständigkeit fehlen ließen. Auch wurden die vermeitnlich unmotivierten Aneinanderreihung einiger Bilder und unnötige Wiederholungen beanstandet.

Demgegenüber stellte die Mehrheit des Ausschusses fets, dass es sich hier weniger um einen Lehrfilm noch um ein Fernsehfeature handele, sondern um einen küstlerisch sensiblen Dokumentarfilm, der sich seine zunächst nur schwer zu erschließenden Geschihcte - die Folgen des technischen und sozialökonomischen Fortschritts auf dem Land, irgendwo in der Toscana, und dessem unterschiedliche Auswirkungen auf die italienische Bevölkerung - nicht leicht gemacht habe. Wohltuend empfunden wurde, dass ich die deutsche Autorin mit großer Behutsamkeit ihren GEsprächspartnern genähert und sie psychologisch sensible "ausgeholt" habe, dass die zu Worte Gekommenen ihre Probleme ohne Anklage, fast sachlich und in nobler Distanz geschildert hätten. Informationen seinen in ausreichendem Unfange - sei es durch Statements, sei es durch Bilder, aber auch in der Gegenüberstellung heutiger Szenen mit Schwarzweißaufnahmen von vor 12 Jahren - vermittelt worden. Zur typischen Erzählweise dieser Dokumentation gehören etwa folgende kleine Bildergeschichten: Wenn der frühere Landarbeiter seinen Erinnerungen nachhängt, schminkt sich ein junges Mädchen, vielleicht seine Tochter, ganz unbeteiligt. Und ein anderer präsentiert nicht ohne Stolz den letzten Hahn des Gehöfts - er ist ausgestopft.

Die Bestürzung des Zuschauers über die Zustände vor Ort entsteht eher durch Untertreibung, wenn er gleichsam beiläufig erfährt, dass die Landarbeiter noch vor einem Menschenalter fast wie Sklaven von der Willkür der Patroni abhängig waren und sich erst in jüngerer Zeit mehr Freiheit erwerben konnten. Aber diese neue Freiheit gilt nicht für jeden der Alten als erstrebenswert. "Gewiss", sagt einer, "wir haben früher hart arbeiten müssen, aber unser Leben war menschlicher."
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm
Regie:Rosemarie Blank
Drehbuch:Rosemarie Blank
Kamera:Ali Reza Mohaved; Rosemarie Blank
Schnitt:Jan Dop; Rosemarie Blank
Länge:82 Minuten

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Der Bewertungsausschuss hat dem Film einstimmig das Prädikat "wertvoll" erteilt. Die vermeintliche EInmütigkeit dieser Entscheidung darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich der Ausschuss erst nach langer Diskussion zu diesem positiven Ergebnis durchrang. Denn von einer Minderheit wurde zunächst eingewendet, dass die Zielgruppe nicht auszumachen sei, an die sich der Film wende, und dass es die Informationen zum Thema an der erwünschten (historischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen) Vollständigkeit fehlen ließen. Auch wurden die vermeitnlich unmotivierten Aneinanderreihung einiger Bilder und unnötige Wiederholungen beanstandet.
Demgegenüber stellte die Mehrheit des Ausschusses fets, dass es sich hier weniger um einen Lehrfilm noch um ein Fernsehfeature handele, sondern um einen küstlerisch sensiblen Dokumentarfilm, der sich seine zunächst nur schwer zu erschließenden Geschihcte - die Folgen des technischen und sozialökonomischen Fortschritts auf dem Land, irgendwo in der Toscana, und dessem unterschiedliche Auswirkungen auf die italienische Bevölkerung - nicht leicht gemacht habe. Wohltuend empfunden wurde, dass ich die deutsche Autorin mit großer Behutsamkeit ihren GEsprächspartnern genähert und sie psychologisch sensible "ausgeholt" habe, dass die zu Worte Gekommenen ihre Probleme ohne Anklage, fast sachlich und in nobler Distanz geschildert hätten. Informationen seinen in ausreichendem Unfange - sei es durch Statements, sei es durch Bilder, aber auch in der Gegenüberstellung heutiger Szenen mit Schwarzweißaufnahmen von vor 12 Jahren - vermittelt worden. Zur typischen Erzählweise dieser Dokumentation gehören etwa folgende kleine Bildergeschichten: Wenn der frühere Landarbeiter seinen Erinnerungen nachhängt, schminkt sich ein junges Mädchen, vielleicht seine Tochter, ganz unbeteiligt. Und ein anderer präsentiert nicht ohne Stolz den letzten Hahn des Gehöfts - er ist ausgestopft.
Die Bestürzung des Zuschauers über die Zustände vor Ort entsteht eher durch Untertreibung, wenn er gleichsam beiläufig erfährt, dass die Landarbeiter noch vor einem Menschenalter fast wie Sklaven von der Willkür der Patroni abhängig waren und sich erst in jüngerer Zeit mehr Freiheit erwerben konnten. Aber diese neue Freiheit gilt nicht für jeden der Alten als erstrebenswert. "Gewiss", sagt einer, "wir haben früher hart arbeiten müssen, aber unser Leben war menschlicher."