Die gestiefelte Katze

Filmplakat: Die gestiefelte Katze

FBW-Pressetext

In einer Reihe mit verschiedenen Märchenadaptionen in Gebärdensprache reiht sich DIE GESTIEFELTE KATZE von Britt Dunse in ein inspirierend, liebevolles Projekt ein, das gelebte Inklusion bedeutet. In sympathisch, kindgerechten Bühneninszenierungen, die an die Augsburger Puppenkiste erinnern, können sich gehörlose und hörende Kinder mit der Geschichte und miteinander auf Augenhöhe begegnen. Alle Darstellenden sind selbst Kinder, die sichtlich Spaß daran haben, die Erzählung mitzugestalten und mit ihrer Spielfreude ansteckend sind. Das liegt auch an der unterhaltsamen Umsetzung von filmischen Perspektiv-Tricks wenn kleine Mäuschen zwischen Mehlsäcken einer Mühle umherhuschen. Gebärdensprache nimmt einen zentralen Aspekt der Erzählung ein, erscheint aber so selbstverständlich, dass sie hörendes Publikum schnell in den Bann zieht. Das ist beste Kinder-Kurzfilmunterhaltung, die wirklich für ALLE Kleinen und Großen im Publikum ein Riesenspaß ist.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Kinderfilm; Kurzfilm
Regie:Britt Dunse
Drehbuch:Britt Dunse
Buchvorlage:Gebrüder Grimm
Kamera:Gernot Bayer
Schnitt:Britt Dunse
Musik:Tilo Alpermann
Webseite:dgs-kinderfilm.de;
Länge:10 Minuten
Produktion: Britt Dunse

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Einfallsreich, das war eines der ersten Argumente, das in der Diskussion zu DIE GESTIEFELTE KATZE fiel. Und tatsächlich steckt Britt Dunses Kinderkurzfilm voller Ideen. Ein weiteres Mal hat Dunse ein Märchen aus dem Grimms-Märchen-Fundus mit gehörlosen Kindern verfilmt und dieses „mit“ soll nicht nur anzeigen, dass die Kinder bloß nach Drehbuch agieren. Ganz offensichtlich sind sie bei der Entwicklung des Drehbuchs auch involviert gewesen und genießen es, auch improvisatorisch frei vor der Kamera agieren zu können.

DIE GESTIEFELTE KATZE, nomen est omen, hält sich nicht dogmatisch an die antiquierte Grimm-Vorlage, sondern begreift sie als Skizze und stimmt sie dann, mit kleinen Nebenhandlungen, auf die Besonderheiten der Kinder und natürlich der Gebärdensprache ab. Erheblich dazu trägt bei, dass Gebärdensprache hier nicht wie sonst üblich, als Übersetzung für Nichthörende genutzt wird, sondern fester Bestandteil des Schauspiels ist. Die gebärdenden Kinder sind keine Übersetzer sondern Akteure. Die reine, performative Kraft des Gebärdens kann dadurch voll zum Ausdruck kommen. Tatsächlich werden Zuschauer immer wieder das Erlebnis haben, dass es von Vorteil ist, Gebärden zu beherrschen, so wie es auch die Katzenprotagonistin beweist, die zunächst mit dem Müllersohn und dann mit dem König ins Gespräch kommt und allein dadurch die Heldin des Films ist.

Es macht wahrlich Spaß, die freudig agierenden Darsteller in dieser Adaption zu erleben. Ähnlich einem Wimmelbild finden sich liebevolle Kleinigkeiten im Szenenbild, so dass es Freude macht, dort nach solchen Motiven Ausschau zu halten. Niemand wirkt kamerascheu, nichts wirkt aufgesetzt. Im Gegenteil, die Kinder bewegen sich in ihren farbenfrohen Kostümen so ungezwungen und frei zwischen kunterbunten Pappkulissen und collagiertem Hintergrund, dass man als Zuschauer, wenn schon nicht mitspielen, dann aber wenigstens das Gesehene nachspielen möchte.

Und auch in filmischer Hinsicht kann sich DIE GESTIEFELTE KATZE sehen lassen. Aufgefallen ist der Jury, dass die Szenen noch ausgewogener und professioneller, als in den Vorgängerfilmen wirken. Augenscheinlich hat Dunse ihr Know-How und ihre filmischen Fähigkeiten erneut so erweitert, dass Zuschauer ein genauso spannendes, wie flüssiges Filmerlebnis erwarten dürfen.

DIE GESTIEFELTE KATZE ist gelebte Inklusion! Der Film ist nicht nur eine tolle Anregung für Kindergärten und Schulen, sondern auch ein Lehrstücke für Programmacher z. B. des Fernsehens, wo Gehörlosen bestenfalls die altbekannten Untertitel angeboten werden. Nach ausführlicher Diskussion freut sich die Jury, das Prädikat besonders wertvoll einstimmig an DIE GESTIEFELTE KATZE verleihen zu dürfen.