Die Farbe Lila
FBW-Pressetext
Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Alice Walker erzählt die neue Interpretation des beliebten Filmklassikers die Geschichte einer jungen schwarzen Frau, die durch die Unterstützung ihrer Gefährtinnen ihre eigene Stimme findet. Bewegend, mitreißend und von einem herausragenden Ensemble mit Kraft und Verve gespielt.Georgia, 1909: Die Schwestern Celie und Nettie sind unzertrennlich. Nettie ist willensstark und gewitzt, Celie dagegen sanftmütig und nicht ganz so klug. Schon lange wird Celie von ihrem Vater missbraucht, zwei Kinder hat sie von ihm bekommen, beide hat er ihr weggenommen. Als ihr Vater sie eines Tages an einen Mann verheiratet, den sie „Mister“ nennen muss, verhält sich auch er ihr gegenüber brutal und rücksichtslos. Ohne Nettie, die das Land verlässt, verzweifelt Celie an ihrer Einsamkeit. Doch die Bluessängerin Shug Avery, die auch die Geliebte ihres Mannes ist, und Sofia, die Frau ihres Stiefsohnes, werden zu Celies Gefährtinnen, die ihr zeigen, dass das Leben auch Schönes zu bieten hat.
Der Film in der Regie von Blitz Bazawule (Drehbuch Marcus Gardley) basiert auf der Romanvorlage von Alice Walker und Steven Spielbergs Filmklassiker von 1985. Die Herangehensweise an den Stoff unterscheidet sich von Spielbergs Verfilmung des Stoffes – doch trotz der stimmungsvollen und mitreißenden Musiknummern zwischen Blues, Gospel und Jazz verliert die Geschichte rund um die sanftmütig duldsame Celie nie ihre dramatische Tiefe. Dass eine schwarze Frau in den Südstaaten der USA zu dieser Zeit keine Rechte hatte, wird eindrucksvoll erzählt. Und doch verharrt DIE FARBE LILA nicht in Hoffnungslosigkeit. Ganz im Sinne des „Female Empowerment“ findet Celie dank der Unterstützung anderer Frauen zu ihrer eigenen Stimme und Kraft. Fantasia Barrino, die die Rolle der erwachsenen Celie schon am Broadway verkörperte, liefert eine kraftvolle Darstellung, in der sich Sanftmut und Willensstärke nicht widersprechen. An ihrer Seite glänzen Taraji P. Henson als Shug Avery und Danielle Brooks als aufmüpfig-freche Sofia, die schon früh gegen ihren Mann aufbegehrt und sich nicht brechen lässt, auch wenn sie für ihr Verhalten einen hohen Preis zahlen muss. Für die einzelnen Musiknummern finden Bazawule und sein Team wirkungsvoll bildstarke Settings, dazu entsteht, auch dank der zunehmend farbenfroheren Licht- und Farbsetzung, eine fast märchenhafte Stimmung, die dem Film zwar eine gewisse bühnenhafte Künstlichkeit verleiht, aber immer wieder zum Kern der Geschichte zurückkommt: der Liebe zweier Schwestern, Und der Liebe zu sich selbst, die Celie nach und nach findet, bis sie am Ende in einer mit Verve von Fantasia Barrino vorgetragenen Solo-Nummer herausrufen kann: „I am here.“
Filminfos
Gattung: | Drama; Spielfilm |
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Regie: | Blitz Bazawule |
Darsteller: | Halle Bailey; Elizabeth Marvel; Fantasia Barrino; Taraji P. Henson; Danielle Brooks; Colman Domingo; Corey Hawkins; Louis Gossett Jr.; u.v.a. |
Drehbuch: | Marcus Gardley, Marsha Norman |
Kamera: | Dan Laustsen |
Schnitt: | Jon Poll |
Musik: | Kris Bowers |
Weblinks: | kinofans.com; |
Länge: | 141 Minuten |
Kinostart: | 08.02.2024 |
Verleih: | Warner |
Produktion: | Amblin Entertainment, Harpo Films; Scott Sanders Productions; Warner Bros.; |
FSK: | 12 |
Jury-Begründung
Die zweite Verfilmung des weltberühmten Romans von Alice Walker "Die Farbe Lila" kommt auf den ersten Blick als professionell gestaltetes, attraktives, zugleich aber auch sehr klassisches Musical daher. Die etwas tiefer gehende Betrachtung offenbart jedoch eine Adaption, die sehr bewusst mit dem umgeht, was von heute aus gesehen die Schwächen von Steven Spielbergs erfolgreicher Kinoversion aus dem Jahr 1985 sind. Wo der Film etwa seinerzeit noch die wenig sympathisch erscheinenden Schwarzen Männer zu sehr als Stereotype behandelte, legt die Neuverfilmung Wert darauf, auch in den negativ gezeichneten Figuren stets ihre Menschlichkeit sichtbar zu halten.Als eigentliche Vorlage des Films dient das gleichnamige Musical von 2005, das seinerseits von Menno Meyjes' Drehbuch zu Spielbergs Version ausging. Alle Zweifel, die das Konzept der thematischen Zusammenstellung von Tanz- und Gesangsnummern mit den harten sozialen Realitäten Schwarzer Frauen im ländlichen Georgia des frühen 20. Jahrhunderts auslösen, zerstreut Blitz Bazawules Film sehr schnell. Im Gegenteil erweist sich, dass die Gospel-, Jazz- und Blues-Elemente des Scores und Soundtracks hervorragend zum Stoff passen. Die Musik ergänzt die emotionale Tiefe der geschilderten Erfahrungen. Das schwere Schicksal der Hauptheldin Celia, die als Teenager missbraucht und als Ehefrau geprügelt wird, findet im Gesang einen Ausdruck der Befreiung und Selbstbestimmung. Wie überhaupt die starke Rolle der Musik den wichtigen Aspekt hervorhebt, dass das Leben der "black community" im von restriktiven Gesetzen geprägten Süden der USA zwar von bitterer Armut geprägt war, aber gleichzeitig eine musikalische Kultur von unschätzbarem Einfluss hervorbrachte. Die opulente Ausstattung mit zeitgemäßen Kostümen und farbenfrohen Landschaften wird nie zum Kitsch, weil sie zum einen mit der Zeit und dem Ort der Handlung präzise korreliert und zum andern in die Erzählung surreale Momente einstreut, die Celias Träume und Sehnsüchte repräsentieren.
DIE FARBE LILA ist ein zutiefst menschlicher, emotional mitreißender Film, dessen konventionelle Hülle in seinem Innern gleichsam einen Schutzraum schafft, um von erlittener Gewalt, Repression und Ungerechtigkeit zu erzählen, unbeschönigt, mit Authentizität und Nachdruck, aber auch ohne das Leid zum Klischee werden zu lassen. Von Sounddesign bis zur Ausleuchtung, vom Kulissenbau bis zu den Kamerafahrten – jedes der filmischen Gewerke, die an einer Großproduktion wie dieser beteiligt sind, ist hier sichtlich in Höchstform. Das höchste Lob der Jury aber geht an die Schauspieler, die bis in kleine Nebenrollen großartig besetzt sind, und durch die auch kurze Auftritte nachhaltig in Erinnerung bleiben. Fantasia Barrino als Celie, Taraji P. Henson als Shug, Colman Domingo als Mister und Danielle Brooks als Sophie wären hier besonders hervorzuheben. Die Jury der FBW verleiht dem Film sehr gerne das höchste Prädikat BESONDERS WERTVOLL.