Die Fälschung

Filmplakat: Die Fälschung

Jurybegründung

Der FIlm erhielt das höchste Prädikat; die Entscheidung fiel einstimmig.



Ein Zeitberichterstatter, bedrückt von Problemen seiner gefährdeten Ehe, die er durch zeitweilige Trennung meint lösen zu können, fliegt im Auftrag einer großen deutschen Redaktion mit einem Pressefotografen nach Beirut, um von dort, aus dem Zentrum des Geschehens, über den religiös motivierten Bürgerkrieg zu berichten. Der Krieg eskaliert. Distanziertes Zuschauen und Reportieren erweist sich zunehmend als Unmöglichkeit. Der Reporter wird in den Sog der wahnwitzigen Ereignisse hineingezogen, bis in schuldhafte Verstrickungen. Auch eine Liebesaffäre erweist sich für ihn als Täuschung. Als er nach Hamburg zurückkehrt, um einen ungeschminkten Bericht von dem Grauen des Bürgerkrieges zu geben, erkennt er, dass seine persönlichen Erfahrungen nur journalistisch vermarktet werden und dass die Redaktion nur an der jeweils aktuellsten Sensation, nicht aber an der Wahrheit, an der persönlich haftenden Erfahrung des Betroffenen, der Betroffenen interessiert ist. Rückkehr in eine Krise, die den Reporter in seiner ganzen Existenz betrifft.



Volker Schlöndorff ist die herausragende filmkünstlerische Umsetzung wesentlicher innerer Motive eines bedeutenden zeitkritischen Buches von Nicolas Born gelungen. Das ist mehr als nur die Verfilmung einer anspruchsvollen literarischen Vorlage. Schlöndorff hat zu den äußeren wie inneren Geschehnissen dieser Vorlage filmisch eigenständige Bildmetaphern von großer Eindringlichkeit gefunden, Bilder, die eine alles überrollende Katastrophensituation artikulieren und hohen Gleichniswert haben. Zum Beispiel: Hochwasser am Anfang, am Ende; ausrollende Brandung in Beirut, Brecher, die alles unter sich zermalmen. Das steht für Ereignisse, die alle Sicherheit aus den Angeln heben; zerstörende Gewalt, die den Menschen überrollt. So auch eskaliert der Krieg; die Zerstörung von Menschenleben, die Ausbreitung von namenlosem Leid, das mit einer distanziert reportierenden Haltung nicht mehr beschreibbar ist. Inmitten des Untergangs: Die Adoption eines ausgesetzten Kindes; das Selbstverständnis einer Frau; Hoffnung auf einen neuen Anfang mit dem Leben; Erfüllung einer Aufgabe; Identität. Vor solchen Erfahrungen erweist sich jede Form von Escapismus als Täuschung. Das Ende: Regen auf der Windschutzscheibe. Dahinter, kaum noch erkennbar, das Gesicht des Reporters, allein mit seiner Erfahrung. Ein Gesicht, das in den Konturen zerfließt: Identitätskrise eines Mannes.



Ein Film, dessen Bilder sich tief einprägen. Keine Feststellungen, keine billigen Eindeutigkeiten. Statt dessen Bilder, die aufwühlen, die Assoziationen freimachen; Bilder, die Freiräume für mitdenkende, nachdenkende Phantasie lassen. Bilder des Grauens und Bilder von hoher ästhetischer Qualität: Trauer und Schönheit des Lebens beschreibend. Bilder, die nie zum Selbstzweck verkommen, sondern aussagen und hart am Thema bleiben, dramaturgisch notwendig, sinnvoll und richtig. Ein Film über menschliche Krisen und Katastrophen unserer Zeit. Bilder und Ereignisse, die uns wie durch einen Sog erfassen, betroffen machen und die eigenen Haftbarkeit, die eigene Verantwortung in unserer Zeit vor Augen führen, ob im Zusammenleben mit nahen oder fernen Menschen, ob im Beruf, ob in der Gesellschaft, ob in allem, was wir tun. Ein Film, der Fälschung, Täuschungen, Illusionen aufdeckt. Ein kritischer Film, der unaufdringlich und höchst sensibel auf die kaum erträgliche Wahrheit vom unheilen Zustand unseres Lebens, unserer Welt hinweist.



Die schauspielerischen Leistungen von Bruno Ganz, Hanna Schygulla und den genau besetzten kleineren Rollen sind durchweg auf höchstem Niveau. Gleiches gilt für Schnitt, Aufnahmetechnik, die treffende Wahl der Exterieurs und Interieurs und die sparsam und sinnvoll eingesetzte, behutsam ausgewählte Musik. Ein Film, der keine falschen Töne und Bilder kennt. Anspruch und filmische Umsetzung entsprechen einander nach Ansicht des Bewertungsausschusses in nahezu vollkommener Weise.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Der FIlm erhielt das höchste Prädikat; die Entscheidung fiel einstimmig.

Ein Zeitberichterstatter, bedrückt von Problemen seiner gefährdeten Ehe, die er durch zeitweilige Trennung meint lösen zu können, fliegt im Auftrag einer großen deutschen Redaktion mit einem Pressefotografen nach Beirut, um von dort, aus dem Zentrum des Geschehens, über den religiös motivierten Bürgerkrieg zu berichten. Der Krieg eskaliert. Distanziertes Zuschauen und Reportieren erweist sich zunehmend als Unmöglichkeit. Der Reporter wird in den Sog der wahnwitzigen Ereignisse hineingezogen, bis in schuldhafte Verstrickungen. Auch eine Liebesaffäre erweist sich für ihn als Täuschung. Als er nach Hamburg zurückkehrt, um einen ungeschminkten Bericht von dem Grauen des Bürgerkrieges zu geben, erkennt er, dass seine persönlichen Erfahrungen nur journalistisch vermarktet werden und dass die Redaktion nur an der jeweils aktuellsten Sensation, nicht aber an der Wahrheit, an der persönlich haftenden Erfahrung des Betroffenen, der Betroffenen interessiert ist. Rückkehr in eine Krise, die den Reporter in seiner ganzen Existenz betrifft.

Volker Schlöndorff ist die herausragende filmkünstlerische Umsetzung wesentlicher innerer Motive eines bedeutenden zeitkritischen Buches von Nicolas Born gelungen. Das ist mehr als nur die Verfilmung einer anspruchsvollen literarischen Vorlage. Schlöndorff hat zu den äußeren wie inneren Geschehnissen dieser Vorlage filmisch eigenständige Bildmetaphern von großer Eindringlichkeit gefunden, Bilder, die eine alles überrollende Katastrophensituation artikulieren und hohen Gleichniswert haben. Zum Beispiel: Hochwasser am Anfang, am Ende; ausrollende Brandung in Beirut, Brecher, die alles unter sich zermalmen. Das steht für Ereignisse, die alle Sicherheit aus den Angeln heben; zerstörende Gewalt, die den Menschen überrollt. So auch eskaliert der Krieg; die Zerstörung von Menschenleben, die Ausbreitung von namenlosem Leid, das mit einer distanziert reportierenden Haltung nicht mehr beschreibbar ist. Inmitten des Untergangs: Die Adoption eines ausgesetzten Kindes; das Selbstverständnis einer Frau; Hoffnung auf einen neuen Anfang mit dem Leben; Erfüllung einer Aufgabe; Identität. Vor solchen Erfahrungen erweist sich jede Form von Escapismus als Täuschung. Das Ende: Regen auf der Windschutzscheibe. Dahinter, kaum noch erkennbar, das Gesicht des Reporters, allein mit seiner Erfahrung. Ein Gesicht, das in den Konturen zerfließt: Identitätskrise eines Mannes.

Ein Film, dessen Bilder sich tief einprägen. Keine Feststellungen, keine billigen Eindeutigkeiten. Statt dessen Bilder, die aufwühlen, die Assoziationen freimachen; Bilder, die Freiräume für mitdenkende, nachdenkende Phantasie lassen. Bilder des Grauens und Bilder von hoher ästhetischer Qualität: Trauer und Schönheit des Lebens beschreibend. Bilder, die nie zum Selbstzweck verkommen, sondern aussagen und hart am Thema bleiben, dramaturgisch notwendig, sinnvoll und richtig. Ein Film über menschliche Krisen und Katastrophen unserer Zeit. Bilder und Ereignisse, die uns wie durch einen Sog erfassen, betroffen machen und die eigenen Haftbarkeit, die eigene Verantwortung in unserer Zeit vor Augen führen, ob im Zusammenleben mit nahen oder fernen Menschen, ob im Beruf, ob in der Gesellschaft, ob in allem, was wir tun. Ein Film, der Fälschung, Täuschungen, Illusionen aufdeckt. Ein kritischer Film, der unaufdringlich und höchst sensibel auf die kaum erträgliche Wahrheit vom unheilen Zustand unseres Lebens, unserer Welt hinweist.

Die schauspielerischen Leistungen von Bruno Ganz, Hanna Schygulla und den genau besetzten kleineren Rollen sind durchweg auf höchstem Niveau. Gleiches gilt für Schnitt, Aufnahmetechnik, die treffende Wahl der Exterieurs und Interieurs und die sparsam und sinnvoll eingesetzte, behutsam ausgewählte Musik. Ein Film, der keine falschen Töne und Bilder kennt. Anspruch und filmische Umsetzung entsprechen einander nach Ansicht des Bewertungsausschusses in nahezu vollkommener Weise.