Filmplakat: Die Badewanne

FBW-Pressetext

Georg, Alexander und Niklas sind Brüder und könnten unterschiedlicher nicht sein. Und dennoch stehen sie heute hier im Badezimmer der Eltern, halbnackt und bereit, miteinander in die Wanne zu gehen. Allerdings nur, um ein Foto aus der Kindheit nachzustellen. Auf diesem Foto sind sie noch klein, schauen fröhlich in die Kamera, machen Scherze. Nun allerdings sind Georg, Alexander und Niklas erwachsen. Und außer Niklas, von wem die Idee stammt, ist keiner so richtig in Stimmung. Vor allem Georg, der Älteste, denkt, dass das einfach Schwachsinn ist. Aber er fügt sich. Bis es zum ersten Streit mit Alexander kommt. Niklas will schlichten. Doch dann steht er auf einmal in der Schusslinie. Und schon bald wird klar, dass die Idee, die drei Brüder auf einem Foto zu vereinen, in weite Ferne gerückt ist. Aber zumindest benehmen sie sich alle wieder wie Kinder. 13 Minuten und kein Schnitt. Nur ein grün gekacheltes Badezimmer, drei Schauspieler und die Kamera als Bildauslöser. Das ist die geniale Ausgangssituation von Tim Ellrichs DIE BADEWANNE – und all diese Zutaten vermengt der Film auf grandiose Art und Weise. Durch das großartige Drehbuch, in dem die Dialoge im Stile Loriots gestochen scharf und auf den Punkt formuliert sind, werden enorm viele Konflikte, die einer Geschwisterbeziehung nun mal eigen sind, miteinander verbunden und verhandelt. Dabei wird nicht alles offen ausgesprochen, vieles nur angedeutet, was die Ambivalenz und Vielschichtigkeit der einzelnen Figuren noch erhöht. Auch schauspielerisch leisten die Darsteller Großes. Witz, Genauigkeit, Dramatik – all dies wird deutlich gezeigt, aber niemals pathetisch überhöht. Am Ende des Films wird ein Foto entstehen. Ob es dem Original nahekommt, ist dabei gar nicht wichtig. Es ist trotzdem auf alle Fälle ein Erfolg. Ein konsequent durchdachter, unspektakulär kluger und gewitzter Film mit tollem Timing und jeder Menge Pfiff.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Tragikomödie; Kurzfilm
Regie:Tim Ellrich
Darsteller:Simon Jaritz; Rainer Wöss; Stefan Pohl
Drehbuch:Tim Ellrich; Dominik Huber
Kamera:Lukas Gnaiger
Schnitt:Andreas Ribarits; Maximilian Merth
Länge:12 Minuten
Verleih:Kurzfilm Agentur Hamburg
Produktion: Tim Ellrich

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Wozu Badewannen gut sind, das hat seinerzeit schon Loriot gezeigt. In Tim Ellrichs Kurzfilm DIE BADEWANNE wird sie zu einem Moment familiärer Wahrheit. Georg, Alexander und Niklas treffen sich in der elterlichen Wohnung. Die Brüder wollen für ihre Mutter ein Bild aus Kindertagen nachstellen. Dreißig Jahre sind vergangen, seitdem sie als Kinder in einer Badewanne posierten. Dreißig Jahre, in denen offensichtlich so einiges passiert ist, wie Ellrichs Film vermuten lässt.

Knapp 12 Minuten lang hat die Jury drei Brüder beim Versuch verfolgen können, das Badewannenbild nachzustellen. Tim Ellrich macht sein Publikum dabei zu Voyeuren, die das Szenario durch das Objektiv der Fotokamera beobachten, 12 Minuten lang, ein einziger Take, kein einziger Schnitt. Was sich dem Publikum bietet, sind nicht nur furchtlose Schnappschüsse von Männern in ihren Unterhosen, sondern auch 12 Minuten Schauspielkunst, die so natürlich wirkt, dass die Jury in der, der Sichtung angeschlossenen, Diskussion das Gefühl hatte, Ellrichs kleines Schauspielensemble würde ohne Drehbuchund ganz aus der Situation heraus agieren.

DIE BADEWANNE hat der Jury sofort das Gefühl vermittelt „...das hast Du doch auch schon erlebt...“ Innerhalb kürzester Zeit entfaltet der Film intime Einblicke in eine durchaus glaubhafte, familiäre Konstellation. Der älteste Bruder, ein Politiker, der fürchtet, das Badewannenbild könnte auf Facebook gepostet werden, der Jüngste als der, der sich aktiv um die Mutter kümmert und der mittlere Bruder als überforderter Moderator. Die Badewanne wird zum Katalysator. Sie treibt langwährende Spannungen unter den Brüdern voran, bis sie einen Punkt erreicht haben, an dem eine Aussprache nötig wird.

Das Besondere an Ellrichs Film ist, nach Ansicht der Jury, dass es, bei allen familiären Untiefen und Abgründen, in DIE BADEWANNE immer etwas zum Schmunzeln gibt. DIE BADEWANNE ist ein perfekt getimter Film über all das, was Zeit aus Freundschaften und Geschwisterbeziehungen macht. Wenn am Ende das Nachstellen des ursprünglichen Bildes scheitert, dann ist das ein Hinweis darauf, dass Zeit nicht zurück gedreht werden kann und zwischenmenschliche Beziehungen beständig neu ausgehandelt werden müssen.

DIE BADEWANNE ist pointiert und bissig, prima geschrieben und genauso gespielt und ein erstklassiges Beispiel dafür, dass es keines großen Budgets bedarf, um eine gute Geschichte zu erzählen. Dafür vergibt die Jury einstimmig das Prädikat „besonders wertvoll“.