Die Ausstattung der Welt

Kinostart: 25.01.24
VÖ-Datum: 02.04.24
2023
Filmplakat: Die Ausstattung der Welt

FBW-Pressetext

Eine dokumentarisch-fiktionale Reise durch die Welt des Film-Fundus. Ein Film, dessen Zauber im liebevollen Blick fürs Detail liegt. Und der uns lehrt, auch bei Objekten, die scheinbar an den Rand gedrängt werden, genauer hinzusehen, um sie ins Zentrum der Aufmerksamkeit zurückzuholen.

Bei Betrachtung eines Spielfilms oder einer Serie blicken viele auf die Leistungen der Darstellenden. Auf die Qualität der Dialoge, auf die Kameraleistung, etc., etc. Doch sollte nicht auch die Ausstattung viel mehr gewürdigt werden? Immerhin gibt es unzählige Menschen, die am Set darauf achten, dass eine Kulisse eben genau nicht als solche wirkt. Sondern wie eine bewohnte Wohnung oder ein genauso vorstellbarer Arbeitsplatz. Um dies herzustellen, gibt es den sogenannten Film-Fundus. Mehrere dieser Orte besuchen die Filmschaffenden Susanne Weirich und Robert Bramkamp, um herauszufinden, wie man die Welt ausstatten kann. Dabei sind sie nicht allein. Auch die Postcolonial Studies-Doktorandin Cleo (gespielt von Thelma Buabeng) macht sich auf den Weg, den Fundus zu erkunden. Und sie entdeckt ein kleines Gemälde, hinter dessen Entstehung ein großes geschichtliches Rätsel steckt.

So wie der Fundus eine unfassbare Fülle an Gegenständen ansammelt, so reichhaltig ist auch der Dokumentarfilm DIE AUSSTATTUNG DER WELT bebildert. Da türmen sich unter der liebevollen Behandlung der Archivare die Telefone, Teppiche, Bilderrahmen, Couch-Garnituren, Kuscheldecken und Uhren bis unters Dach – und werden mit präziser Genauigkeit katalogisiert und untergebracht. Weirich und Bramkamp unterfüttern ihr Filmfundus-Porträt mit kurzen Film- und Seriensequenzen, in der man das eben noch im Fundus Gesehene dann auch in „Action“ wiederfinden kann. Mit dem fiktionalen Subplot rund um die Doktorandin, von Thelma Buabeng überzeugend gespielt, fügt sich noch eine interessante zweite Ebene in das Thema ein. Denn so wie jede Kunst in der Vergangenheit gewissen kulturelle Gruppen marginalisierte, so finden sich auch im Film-Fundus kaum Gegenstände, die auch Menschen anderer Hautfarben oder Kulturen repräsentieren, ohne rassistische Schemata oder stereotypes Denken zu reproduzieren. Als die Doktorandin dem Bild „African Woman holding a Clock“ begegnet und dessen Einzigartigkeit sie gleichzeitig fasziniert und irritiert, fängt sie an zu forschen. Weirich und Bramkamp weben diese fiktionalen Sequenzen spielerisch in den ruhigen Erzählfluss des Films ein und zeigen auf, wie wichtig der Kontext ist für die Dinge und Objekte, die benutzt werden. Auch und gerade in Filmen als fiktionale Reflektion der Realität. DIE AUSSTATTUNG DER WELT ist ein Film, der sich und den Zuschauenden die Zeit lässt, sich in Ruhe umzuschauen. Die Belohnung ist das beglückende Eintauchen in ein Füllhorn an Impressionen. Und in die Komplexität eines Film-Fundus.

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm
Regie:Robert Bramkamp ; Susanne Weirich
Darsteller:Thelma Buabeng
Drehbuch:Robert Bramkamp; Susanne Weirich
Kamera:Markus Koob
Schnitt:Janine Dauterich
Musik:G.F. Händel
Länge:99 Minuten
Kinostart:25.01.2024
VÖ-Datum:02.04.2024
Verleih:imFilm
Produktion: BramkampWeirich GbR, ZDF; Arte;
FSK:0
Förderer:MBB; MOIN Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Alle die Dinge, die in Filmen die Erzählwelten glaubwürdig und lebendig wirken lassen, kommen irgendwo her. Und von diesen Requisiten, die von den Ausstattern zusammengesucht und eingesetzt werden, wird im Kino sonst nie erzählt. In diesem Sinne zeigt DIE AUSSTATTUNG DER WELT eine fremde Welt, in der Dinge in Archiven und Lagern bereitstehen, um ausgewählt und in Filmkulissen fotografiert zu werden. Der Film von Susanne Weirich und Robert Bramkamp wirkt für die Jury immer dann am stärksten, wenn er als reiner Dokumentarfilm zeigt, was alles in verschiedenen Fundus gesammelt wurde, wie es dort archiviert und in Regalen präsentiert wird. Die dort Beschäftigten erzählen von ihrer Arbeit und die Filmemacher*innen nehmen sich die Zeit zu zeigen, wie etwa einzelne Requisiten digital archiviert und dann online katalogisiert werden oder wie ein Rahmen passend für ein altes Gemälde vermessen und zugeschnitten wird. Teilweise werden auch Ausschnitte von Filmen gezeigt, in denen einzelne Requisiten wie etwa eine Couchgarnitur, ein Gemälde oder ein Telefon zu sehen sind. Die Dokufiktion-Anteile des Films wurden von der Jury allerdings eher kritisch gesehen. Dass es in dem Film auch um das postkoloniale Erbe geht, das in verschiedenen Requisiten der Sammlungen weiterlebt, ist zwar ein spannender Ansatz, aber dass die angebliche Doktorandin für „postcolonial studies“ namens Cleo von der BiPOC-Aktivistin Thelma Buabeng gespielt wird, macht ihre „Forschungsergebnisse“ eher suspekt. So wirkt der Film stilistisch für die Jury ein wenig uneinheitlich. Im Anschluss an eine ausführliche Diskussion und in Abwägung aller dargebrachten Argumente vergibt die FBW-Jury gerne das Prädikat WERTVOLL.