Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
Amelie Befeldt erzählt in ihrem Kurzfilm auf vielen Bedeutungsebenen, ohne dass er je überladen oder konstruiert wirkt. Ein Thema ist die schwierige Situation von Kleinbauern in Zeiten der zunehmenden Industrialisierung und Digitalisierung in der Landwirtschaft. Der Bauer Fritz hat Schwierigkeiten damit, seinen Betrieb an die sich schnell wechselnden Bedingungen des Agrarmarktes anzupassen. Die junge Filmemacherin ist seine Tochter und versucht mit dem Online-Verkauf von Stock-Footage-Videoclips vom Hof eine weitere Verdienstquelle für den kleinen Betrieb aufzubauen. Sie bringt sich also in den Film ein und inszeniert sich selber. Meist nur als Stimme aus dem Off, aber manchmal verlässt sie auch, vor laufender Kamera, ihre Position hinter der Kamera, wodurch dann das Filmemachen selber thematisiert wird. Ihr Film zeigt, wie digitale Bilder entstehen, wie die Realität des Lebens auf einem Bauernhof in Videos abgebildet wird, die für potentielle Kunden möglichst attraktiv sind. Für realistische Bilder vom Alltag auf dem Hof besteht kaum Nachfrage. Eines von ihnen wird wegen „fehlendem ästhetischem und kommerziellem Anspruch“ nicht einmal in die Datenbank aufgenommen. Erfolgreicher sind Videos, die möglichst kurios sind wie jenes von einem Tannenbaum im Kuhstall. So wird hier auch davon erzählt, wie immer mehr Lebensräume kommerzialisiert werden, und wie über das Recht am eigenen Bild verhandelt wird. Denn der Bauer, sein Sohn und dessen Lebenspartnerin haben Bedenken wegen der „Allgemeinen Geschäftsbedingungen“, nach denen es möglich wäre, dass etwa die AFD mit Bildern von ihrem Hof Werbung machen würde. Die Jury war begeistert davon, wie klar und unaufgeregt Amelie Befeldt von dieser komplexen Situation erzählt. Dies gelingt ihr, indem sie ihre eigene, entscheidende Rolle an dem, was der Film zeigt, deutlich macht, ohne sich dabei in den Mittelpunkt zu stellen. So ist ihr Film schließlich auch ein mit großer Zärtlichkeit gedrehtes Familienporträt. Und da der Film ein Gefühl für die Absurditäten der Situation hat, ist er auch komisch. Amelie Befeldt ist mit DIE ALLGEMEINEN GESCHÄFTSBEDINGUNGEN ein ungewöhnlicher, komplexer, unterhaltsamer und gesellschaftskritischer Debütfilm gelungen, der einstimmig mit dem Prädikat „besonders wertvoll“ beurteilt wurde.