Die Allgemeinen Geschäftsbedingungen

Filmplakat: Die Allgemeinen Geschäftsbedingungen

FBW-Pressetext

Der Hof von Bauer Fritz läuft mehr schlecht als recht. Und doch möchte er an seinen Methoden nichts ändern. Doch nun entschließen sich seine Tochter Amelie, ihr Bruder und dessen Frau dazu, etwas zu unternehmen. Sie möchten über ein Unternehmen Stock-Footage-Bilder vom Hof verkaufen, auf dem nicht nur das idyllische Landleben, sondern auch die Bewohner des idyllischen Landlebens zu sehen sind. Doch genau hier liegt das Problem. Denn die Allgemeinen Geschäftsbedingungen des Anbieters sind alles andere als transparent. In Amelie Befeldts Kurzdokumentarfilm DIE ALLGEMEINEN GESCHÄFTSBEDINGUNGEN trifft die analoge auf die digitale Welt – mit allen Begleiterscheinungen. Befeldt erzählt eine Geschichte auf mehreren Ebenen. Sie schildert die Situation der Landwirtschaft, die sich immer mehr mit wirtschaftlichen Problemen herumschlagen muss. Dazu kommt die Problematik der digitalen Umgangsformen, die immer komplexer werden und es einzelnen Nutzern erschweren, sich in der Datenwüste zurechtzufinden. Das alles erzählt der Film ganz unaufdringlich, unaufgeregt und mit vielen schönen Bildideen. Und nicht zuletzt ist DIE ALLGEMEINEN GESCHÄFTSBEDINGUNGEN auch ein Film übers Filmemachen. Über das Finden und den Wert von Bildern, die erzählerische Nähe zum Geschehen und das, was zwischen den Zeilen erzählt wird. Ein kluger, vielschichtiger Film.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm; Kurzfilm
Regie:Amelie Befeldt
Drehbuch:Amelie Befeldt
Kamera:Amelie Befeldt
Schnitt:Amelie Befeldt
Musik:Marc Cherem
Länge:20 Minuten
Produktion: Worklights Media Production GmbH
Förderer:MDM; Kulturstiftung Sachsen

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Amelie Befeldt erzählt in ihrem Kurzfilm auf vielen Bedeutungsebenen, ohne dass er je überladen oder konstruiert wirkt. Ein Thema ist die schwierige Situation von Kleinbauern in Zeiten der zunehmenden Industrialisierung und Digitalisierung in der Landwirtschaft. Der Bauer Fritz hat Schwierigkeiten damit, seinen Betrieb an die sich schnell wechselnden Bedingungen des Agrarmarktes anzupassen. Die junge Filmemacherin ist seine Tochter und versucht mit dem Online-Verkauf von Stock-Footage-Videoclips vom Hof eine weitere Verdienstquelle für den kleinen Betrieb aufzubauen. Sie bringt sich also in den Film ein und inszeniert sich selber. Meist nur als Stimme aus dem Off, aber manchmal verlässt sie auch, vor laufender Kamera, ihre Position hinter der Kamera, wodurch dann das Filmemachen selber thematisiert wird. Ihr Film zeigt, wie digitale Bilder entstehen, wie die Realität des Lebens auf einem Bauernhof in Videos abgebildet wird, die für potentielle Kunden möglichst attraktiv sind. Für realistische Bilder vom Alltag auf dem Hof besteht kaum Nachfrage. Eines von ihnen wird wegen „fehlendem ästhetischem und kommerziellem Anspruch“ nicht einmal in die Datenbank aufgenommen. Erfolgreicher sind Videos, die möglichst kurios sind wie jenes von einem Tannenbaum im Kuhstall. So wird hier auch davon erzählt, wie immer mehr Lebensräume kommerzialisiert werden, und wie über das Recht am eigenen Bild verhandelt wird. Denn der Bauer, sein Sohn und dessen Lebenspartnerin haben Bedenken wegen der „Allgemeinen Geschäftsbedingungen“, nach denen es möglich wäre, dass etwa die AFD mit Bildern von ihrem Hof Werbung machen würde. Die Jury war begeistert davon, wie klar und unaufgeregt Amelie Befeldt von dieser komplexen Situation erzählt. Dies gelingt ihr, indem sie ihre eigene, entscheidende Rolle an dem, was der Film zeigt, deutlich macht, ohne sich dabei in den Mittelpunkt zu stellen. So ist ihr Film schließlich auch ein mit großer Zärtlichkeit gedrehtes Familienporträt. Und da der Film ein Gefühl für die Absurditäten der Situation hat, ist er auch komisch. Amelie Befeldt ist mit DIE ALLGEMEINEN GESCHÄFTSBEDINGUNGEN ein ungewöhnlicher, komplexer, unterhaltsamer und gesellschaftskritischer Debütfilm gelungen, der einstimmig mit dem Prädikat „besonders wertvoll“ beurteilt wurde.