Dezember

Filmplakat: Dezember

FBW-Pressetext

Der Junge sitzt hinten im Wagen. Vorne sitzen die Eltern und streiten sich. Wieder einmal. Der Streit wird lauter, verfahrener. Bis der Junge es nicht mehr aushält und das Auto verlässt. Beim Spazierengehen auf einer Autobahnbrücke findet er einen Stein. Er blickt hinunter auf die Straße, wo so viele Autos unter ihm hindurchfahren. Plötzlich sieht er ein Auto, in dem etwas passiert, was ihm nur zu bekannt vorkommt. Und was er einfach nicht mehr ertragen kann. Der Filmemacher Kristian Kiehling erzählt in DEZEMBER eine klare Geschichte, die ohne viele Worte viel erzählt. Von der ersten Minute an, als der Wagen auf einer trostlosen Landstraße, umrankt von kahlem Gehölz, unterwegs ist, vermittelt sich eine bedrückende Atmosphäre, die aus Sicht des Jungen in seiner unschuldigen Hilflosigkeit gegenüber den Eltern absolut nachvollziehbar dargestellt ist. Die einzelnen surrealen Momente in der Mitte und am Ende des Films treiben die Handlung voran und erzeugen Spannung. Vieles zeigt der Film bewusst nicht und lässt dafür die Tonebene alleine stehen. Was genau der Junge gesehen hat, was sein Handeln für Konsequenzen hat oder wie der Film endet: DEZEMBER lässt all diese Fragen offen und erzählt doch eine in sich völlig runde, geschlossene Geschichte. Die mit einer klugen Bildkomposition (Kamera: Pascal Messmer), einer ungewöhnlichen musikalischen Untermalung (Komposition: Iiro Rantala) und einer exzellenten Erzähldramaturgie auch filmisch auf ganzer Länge überzeugt.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Kurzfilm
Regie:Kristian Kiehling
Darsteller:Dylan Blake Mendoza; Nell Pietrzyk; Sebastian Nakajew
Drehbuch:Kristian Kiehling
Kamera:Pascal Messmer
Schnitt:Kristian Kiehling
Musik:Iiro Rantala
Länge:9 Minuten
Produktion: Kristian Kiehling

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Eine Autofahrt. Ein Junge sitzt im Fond des Autos und muss sich den immer weiter eskalierenden Streit der Eltern anhören. Er bittet sie um eine Toilettenpause, die er aber offensichtlich nur zum Weglaufen von den Streitenden nutzt. Auf einer Autobahnbrücke blickt er auf die darunter vorbei fahrenden Autos und sieht in einem sich selbst und ein streitendes Paar. Dann entscheidet er sich, etwas Radikales zu tun. Ein Symbol für den Wunsch, dass der Streit zu Ende sein möge? Wieder im Auto geht der Streit seiner Eltern weiter. Er blickt aus dem Fenster und sieht etwas, was eigentlich nicht sein kann…

Dramaturgisch konsequent gilt der Blick in Kiehlings Kurzspielfilm DEZEMBER immer dem Kind und dessen Wahrnehmung, wobei die Kamera perfekt die Perspektive wechselt, dabei aber immer darauf achtet, dass der Junge im Zentrum der Aufmerksamkeit steht. Die geschickt und sehr organisch eingstreuten surrealen Elemente im Film werden durch eine gelungene musikalische Begleitung (Komponist: Iiro Rantala) verstärkt. Dieser Kurzfilm ist Suspense vom Feinsten.