Deutschland im Herbst

Kinostart: 17.03.78
1978
Filmplakat: Deutschland im Herbst

Jurybegründung

Der vorgelegte Film erhielt von der Mehrheit des Bewertungsausschusses (3:1 Stimmen) das höchste Prädikat.



Der Bewertungsausschuss geht davon aus, dass hier keine kontinuierliche distanzierte Dokumentation versucht wird, sondern eher eine symbolisch akzentuierte Situationsmontage, die den interessanten Versuch unternimmt, den Herbst 1977 in seinen politischen Perspektiven zu bezeichnen. Damit soll ein bestimmter Zeitabschnitt von einer eindeutig politischen Position her bestimmt werden.

Die Diskussion wurde weiterhin kontrovers geführt in dem Sinne, dass künstlerisch problematische Sequenzen des Films von der einen Seite als sinnvoll in das Ganze integriert gesehen wurden, dass also dieses Ganze in seinem Wert nicht entscheidend behindert erschien (selbst die von der Mehrheit als allzu privat und outriert empfundene Fassbinder-Sequenz wurde da einbezogen). Die andere Seite sah die Proportionen in ihrem Gewicht anders. Vor allem wurde von daher geltend gemacht, Zusammenstellung und filmische Spiegelung der Motive seien allzu oberflächlich und drängten nicht ausreichend in die Problematik der Situation ein. Sie werde der Bedeutung des Themas nicht gerecht.

Die Wichtigkeit dieses Films wurde von der Mehrheit des Ausschusses darin gesehen, dass er einen von Tragik durchwirkten Zeitabschnitt der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte zu umgreifen versuchte. In diesem Zusammenhang wurde das Interview mit Mahler als kritische Nuance gesehen.

Es kann nicht Sache des Bewertungsausschusses sein, die politische Tendenz des Films zu beurteilen, sondern wesentlich die Frage, mit welchem künstlerischen Gewicht der Film realisiert ist. Die Mehrheit fasste das Ganze ins Auge, seine Originalität, seine optisch-akustische Aufbereitung, und kam zu dem Ergebnis "Besonders wertvoll". Es wurde von einigen Beisitzern als künstlerisch besonders relevantes Element gesehen, dass das schwierige, mit Engagement durchgeführte Thema von der Beerdigung Schleyers und der durch Freitod geendeten Häftlinge von Stammheim eingerahmt ist. So werde ein wichtiger tragisch akzentuierter Abschnitt der Zeitgeschichte sinnvoll zusammengefasst, der nach Meinung der Mehrheit das höchste Prädikat verdiene.

Als Einwand gegen die künstlerische Konsequenz des Films wurde neben der Fassbinder-Sequenz auch die merkwürdig unlebendig hochgespielte Programmdiskussion über "Antigone" geltend gemacht.

Die Mehrheit des Ausschusses teilte indessen nicht die Einschätzung der Gegenposition.

Die kritische Einstellung der Gegenposition beruhte auf der Überzeugung, dass das gravierende Versäumnis dieser Ansammlung von Regisseuren in der allzu unterschiedlichen Bedeutung und gleichzeitig Qualität der einzelnen Motive und Sequenzen des Films liege. Daraus ergäben sich wie von selbst dramaturgische Schwächen, die nicht zuließen, die gemeinte Situation mit jener distanzierenden Sorgfalt zu analysieren, die dem Thema angemessen gewesen wäre.



Theo Fürstenau, Gert W. Settje, Editha Beckmann, Rudolf Stobbe
Prädikat besonders wertvoll

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Der vorgelegte Film erhielt von der Mehrheit des Bewertungsausschusses (3:1 Stimmen) das höchste Prädikat.

Der Bewertungsausschuss geht davon aus, dass hier keine kontinuierliche distanzierte Dokumentation versucht wird, sondern eher eine symbolisch akzentuierte Situationsmontage, die den interessanten Versuch unternimmt, den Herbst 1977 in seinen politischen Perspektiven zu bezeichnen. Damit soll ein bestimmter Zeitabschnitt von einer eindeutig politischen Position her bestimmt werden.
Die Diskussion wurde weiterhin kontrovers geführt in dem Sinne, dass künstlerisch problematische Sequenzen des Films von der einen Seite als sinnvoll in das Ganze integriert gesehen wurden, dass also dieses Ganze in seinem Wert nicht entscheidend behindert erschien (selbst die von der Mehrheit als allzu privat und outriert empfundene Fassbinder-Sequenz wurde da einbezogen). Die andere Seite sah die Proportionen in ihrem Gewicht anders. Vor allem wurde von daher geltend gemacht, Zusammenstellung und filmische Spiegelung der Motive seien allzu oberflächlich und drängten nicht ausreichend in die Problematik der Situation ein. Sie werde der Bedeutung des Themas nicht gerecht.
Die Wichtigkeit dieses Films wurde von der Mehrheit des Ausschusses darin gesehen, dass er einen von Tragik durchwirkten Zeitabschnitt der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte zu umgreifen versuchte. In diesem Zusammenhang wurde das Interview mit Mahler als kritische Nuance gesehen.
Es kann nicht Sache des Bewertungsausschusses sein, die politische Tendenz des Films zu beurteilen, sondern wesentlich die Frage, mit welchem künstlerischen Gewicht der Film realisiert ist. Die Mehrheit fasste das Ganze ins Auge, seine Originalität, seine optisch-akustische Aufbereitung, und kam zu dem Ergebnis "Besonders wertvoll". Es wurde von einigen Beisitzern als künstlerisch besonders relevantes Element gesehen, dass das schwierige, mit Engagement durchgeführte Thema von der Beerdigung Schleyers und der durch Freitod geendeten Häftlinge von Stammheim eingerahmt ist. So werde ein wichtiger tragisch akzentuierter Abschnitt der Zeitgeschichte sinnvoll zusammengefasst, der nach Meinung der Mehrheit das höchste Prädikat verdiene.
Als Einwand gegen die künstlerische Konsequenz des Films wurde neben der Fassbinder-Sequenz auch die merkwürdig unlebendig hochgespielte Programmdiskussion über "Antigone" geltend gemacht.
Die Mehrheit des Ausschusses teilte indessen nicht die Einschätzung der Gegenposition.
Die kritische Einstellung der Gegenposition beruhte auf der Überzeugung, dass das gravierende Versäumnis dieser Ansammlung von Regisseuren in der allzu unterschiedlichen Bedeutung und gleichzeitig Qualität der einzelnen Motive und Sequenzen des Films liege. Daraus ergäben sich wie von selbst dramaturgische Schwächen, die nicht zuließen, die gemeinte Situation mit jener distanzierenden Sorgfalt zu analysieren, die dem Thema angemessen gewesen wäre.

Theo Fürstenau, Gert W. Settje, Editha Beckmann, Rudolf Stobbe