Der Verdacht
FBW-Pressetext
In dem präzise inszenierten Drama von Felix Hassenfratz werden die Erfahrungen der sozialen Ächtung spürbar. Zwischen Backstube, Kirchenchor und Dorfkirmes gerät die Protagonistin in die zermalmenden Mühlen einer badischen Dorfgemeinschaft und dadurch in eine scheinbar ausweglose, innere Zerrissenheit. Anne Weinknecht realisiert die Rolle der jungen Bäckersfrau mit stiller Schönheit und wunderbarer Vielseitigkeit, womit sie eindeutig zu der absolut glaubwürdigen Authentizität dieses kleinen Filmjuwels beiträgt. Der Verdacht ist ein beunruhigendes Psychogramm, das die Motive Gruppendruck, Isolation und Selbstzweifel perfekt und ohne zu moralisieren vermittelt.Filminfos
Gattung: | Drama; Kurzfilm |
---|---|
Regie: | Felix Hassenfratz |
Darsteller: | Anne Weinknecht; Heinrich Schmieder; Daniela Holtz |
Drehbuch: | Felix Hassenfratz |
Länge: | 26 Minuten |
Verleih: | ifs Köln |
Produktion: | ifs internationale filmschule köln gmbh, SWR; Arte |
FSK: | 12 |
Förderer: | Filmstiftung NRW |
Jury-Begründung
Welche Folgen es haben kann, wenn ein Verdacht aufkommt, der weder bestätigt noch widerlegt wird, zeigt dieser dichte, atmosphärisch beklemmende Film über ein Ehepaar, das an dieser Situation leidet und langsam zugrunde geht.Der Bäcker des kleinen Dorfes irgendwo im Grenzgebiet zwischen Schwaben und Baden gerät in den Verdacht, eine junge Frau ermordet zu haben. Es ist ihm nicht konkret nachzuweisen, aber der Verdacht schwelt und vergiftet nicht nur die Stimmung in dem kleinen Dorf, sondern vor allem die Seele seiner Frau.
Die dörfliche Gemeinschaft wird zur dörflichen Enge für die junge Frau, die im Kirchenchor mitsingt – das einzige Vergnügen, das sie noch kennt – und das ihr durch die wachsende reservierte Haltung ihrer Chorfreundinnen vergällt wird.
In diesem Film fällt kein Wort zuviel, lebt die Handlung von den großartigen Darstellern, den guten Dialogen – in passender schwäbischer Mundart – und der knappen und dennoch ausdrucks-starken Bildersprache.
Hier wird mit wenigen, fast spröden Mitteln eine Fülle an Emotionen beschworen, werden Stimmungen suggeriert und Spannung mit subtilen dramaturgischen Mitteln erzeugt.
Der Wandel der jungen Frau vom lebensfrohen, in ihrer Heimat verwurzelten Mitglied einer Dorfgemeinschaft zur Gefangenen des eigenen Misstrauens und der Ungewissheit und zum Opfer der wachsenden Feindschaft in ihrem einst vertrauten Umfeld wird präzise und überzeugend von der Auftaktszene bis zum düsteren Schluss des Films, der aber keine eindeutige Lösung der Frage nach Schuld oder Unschuld anbietet, nachvollzogen.
Die überzeugende Regie-Leistung, die gute Besetzung, stimmige, knappe Dialoge sowie die Kameraarbeit und der Schnitt führten zu einem einstimmigen Abstimmungsergebnis. Bravo!