Der Proband

Filmplakat: Der Proband

FBW-Pressetext

Dominique hat seinen Job verloren. Das Geld ist knapp, die Zukunftsaussichten sind alles andere als rosig, vor allem, weil der junge Mann gerade mit seiner Freundin Janine ein Haus baut. Dominique beschließt, sich als Proband für medizinische Studien zu melden. Doch je mehr er an sich testen lässt, desto mehr zeigen sich gesundheitliche Nebenwirkungen. Und auch der Druck, für sich und Janine, vor der er die Tests verheimlicht, kleine und große Träume zu erfüllen, wird immer größer. In seinem neuen mittellangen Spielfilm DER PROBAND behandelt der Regisseur Hannes Schilling wichtige gesellschaftliche Diskurse: Die hohen Ansprüche, von denen man glaubt, sie gehören zum Lebensglück dazu, der Druck des prekären Lebens, der eben diese Ansprüche verhindert, das Bild des starken Mannes, der für sein Zuhause sorgt und keine Schwäche zeigen darf. Schilling und sein Kameramann Jakob Reinhardt filmen in ruhigen, klaren Bildern, die dazu noch stark symbolisch aufgeladen sind. Die Dialoge sind auf ein Minimum reduziert, viel wichtiger sind Blicke und das Ausbleiben der Kommunikation in wichtigen Momenten. Das Spiel zwischen Dominique Zimmer und Janine Wölke ist authentisch, die Konflikte sind nachvollziehbar und der Erzählstil wirkt nahezu dokumentarisch. Hannes Schilling gelingt mit DER PROBAND in nur 30 Minuten ein intensiver Film, der konsequent von einem zutiefst menschlichen Drama erzählt.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama; Kurzfilm
Regie:Hannes Schilling
Darsteller:Dominique Zimmer; Janine Wölke
Drehbuch:Hannes Schilling; Fentje Hanke
Kamera:Jakob Reinhardt
Schnitt:Paul Gröbel
Musik:Till Aldinger; Klaudia Sadowska; Aleksandra Landsmann
Länge:29 Minuten
Verleih:Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf
Produktion: Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF, MDR;
FSK:12
Förderer:Filmuniversität Babelsberg

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Mit seinem zweiten mittellangen Spielfilm Der Proband bietet uns Hannes Schilling ein nüchtern und realistisch erzähltes Sozialdrama, in dem der arbeitslose Dominique sich als Proband in einer Klinik auf immer gefährlichere Tests einlässt, um damit den Traum von einem Haus im Grünen mit seiner Freundin Janine zu finanzieren. Seine Lüge, er arbeite in einem Steinbruch, führt ebenso zu Konflikten wie seine Eifersucht und die deutliche Auszehrung des Körpers. Aus Kommunikationsunfähigkeit und Stolz entsteht eine fatale Situation, die potenziell zur Trennung führen könnte.
Der lakonische Kurzfilm bleibt weitgehend konzentriert auf die Gesichter seiner beiden Hauptdarsteller, die intensiv ihre Rollen ausfüllen. Der semidokumentarische Stil profitiert von einer naturalistischen Tongestaltung und dem Verzicht auf Musik. Man könnte den Film in der Tradition der Berliner Schule sehen. Der teilweise schmerzhafte Körperbezug der medizinischen Szenen deutet eine dauerhafte Schädigung durch die Experimente an, wie vieles bleibt auch das jedoch im Verborgenen.
In intensiven Sequenzen zeigt der Film, wie sich psychische Belastung auf die zwischenmenschlichen Beziehungen auswirkt, und wie sozialer und ökonomischer Druck zu selbstzerstörerischem Verhalten führen. Das ärztliche Laufband wird dabei zur Metapher, zum buchstäblichen Hamsterrad, aus dem Dominique nicht ausbrechen kann.
Die komprimierte und konzentrierte Inszenierung von Der Proband, seine pointierten Bilder, die oft mit Detail-Einstellungen und Ellipsen arbeiten, haben die Jury voll überzeugt. Zudem gelingt es dem Film, konventionelles Genderrollenverständnis nachdrücklich in Frage zu stellen.