Der Pferdeflüsterer

Kinostart: 24.09.98
1997
Filmplakat: Der Pferdeflüsterer

Kurzbeschreibung

Nach einem Reitunfall verliert ein Mädchen ein Bein, das Pferd
wird schwer verletzt und schließlich von einem Pferdedoktor
geheilt.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama; Romanze
Regie:Robert Redford
Darsteller:Sam Neill; Robert Redford; Kristin Scott Thomas; Scarlett Johansson
Drehbuch:Eric Roth
Buchvorlage:Nick Evans
Kamera:Robert Richardson
Schnitt:Hank Corwin; Freeman A. Davies; Tom Rolf
Musik:Thomas Newman; Gwil Owen
Weblinks:;
Länge:169 Minuten
Kinostart:24.09.1998
Verleih:Buena Vista Filmverleih
Produktion: Touchstone Pictures, Touchstone Pictures;
FSK:6

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

"Land mit Raum und Zeit genug" lautet eine alte
Indianerbezeichnung für den amerikanischen Westen. Der Regisseur
Robert Redford hat in einer (eher als trivial eingestuften)
Romanvorlage eine Geschichte gefunden, die Atem genug entwickelt,
um diesen weiten Raum zu füllen. Redford erzählt kompromißlos,
kaum ein anderer amerikanischer Regisseur hätte den Film so
machen können: makellos und brilliant inszeniert und voller
Lebensweisheit. Geduldig und behutsam, so wie er selbst als
Pferdeflüsterer Tom Brooker mit dem traumatisierten Pferd
"Pilgrim" und der beinamputierten 13jährigen Grace umgeht,
behandelt der Film seine Figuren.

Die nach einem dramatischen Reitunfall verletzte Grace, ihr Pferd
"Pilgrim" und auch die herrisch-hektische Mutter Annie finden nur
langsam im Refugium von Montana zur Ruhe. Der in jeder Szene
glaubhafte Film läßt den Dingen ihren Lauf - und er gibt auch den
Zuschauern Zeit zum Durchatmen. Einen altmodisch schönen, humanen
Respekt läßt Redford seinen Figuren angedeihen. Viele
wunderschöne, "gebirgsbachklare" Momente gibt es zu erleben: Den
Weg, bis Mutter und Tochter sich wieder umarmen; die langen
Stunden, in denen Redford auf der großen Wiese auf das entlaufene
Pferd wartet und es dann mit steifen Beinen nach Hause bringt;
wie Grace sich das erste Mal wieder auf ihr Pferd zu wagt; wie
"Pilgrim" endlich ein Halfter akzeptiert. Kitsch ist das nie,
sondern subtil und stimmig, erwachsen in der Konfliktbehandlung,
geradezu überstrahlt von einer buddhistischen Ruhe.
Die Filmbotschaft, wie mancherorts behauptet, ist nicht die, daß
das Landleben edler und schöner sei. Der Film kapriziert sich
auch nicht auf die große Liebesaffäre zwischen dem Westerner und
der East-Coast-Karrierefrau.

Der Film schärft die Sinne für jenen e i n e n bestimmten
Platz, nach dem wohl jede und jeder sucht und den es für jeden
Lebensweg zu entdecken gilt: Den Ort, an den man/frau im Leben
"hingehört", wo das "Zuhause" ist. Das mag Heimat oder Schicksal
heißen, auch ins eigene Herz ist es weit genug.
Der Filmflüsterer Redford rührt an solche Kammertöne, er entführt
uns in einen großen Kino- und Erfahrungsraum. Und er schenkt
Augen-Blicke, in denen die auch noch kleinste Geste zählt und
unser Herz zum Pochen bringt: Wie die großartige Kristin Scott
Thomas (Annie) Redfords Hand beim Tanz auf ihre Brust legt; wie
scheu und schön ihr Abschied bleibt. So zärtlich wie Männer und
Kameras nur sein können, wagt sich diser Film in die weite Zeit
von 169 Minuten, füllt sie mit Bild- und Erzählkraft.