Der neunte Tag

Kinostart: 02.09.04
2004
Filmplakat: Der neunte Tag

FBW-Pressetext

Die Aufarbeitung des historisch belegten Gewissens- und Glaubenskonflikts (1942) eines Priesters wird in Schlöndorffs Film dank kluger szenischer Askese, bedrückender Authentizität und herausragender Darsteller zu einem bewegenden Zeitdokument.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama; Spielfilm
Regie:Volker Schlöndorff
Darsteller:Ulrich Matthes; August Diehl; Bibiana Beglau; Hilmar Thate
Drehbuch:Eberhard Görner; Andreas Pflüger
Kamera:Tomas Erhart
Schnitt:Peter R. Adam
Musik:Alfred Schnittke
Weblinks:;
Länge:97 Minuten
Kinostart:02.09.2004
Verleih:Progress
Produktion: Provobis Film GmbH, BR; Videopress; Arte;
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Ein rundum reifes und intensives Werk, ein sorgfältiger, vielschichtiger Film auf höchstem filmischen und moralischen Niveau, das ist Volker Schlöndorffs neuer Film, der die Haltung der katholischen Kirche zum Nationalsozialismus exemplarisch thematisiert. Erschütternd und aufwühlend sind – nach einer wahren Begebenheit – die neun Tage Lagerurlaub, die der luxemburgische Priester Henri Kremer 1942 erhält, um in dieser Zeit seinen Bischof zur Zusammenarbeit mit den Nazis zu bewegen. Ulrich Matthes verleiht diesem standhaften und gewissensgeplagten Priester eine glühende Intensität, die als Darstellerleistung gar nicht hoch genug gepriesen werden kann. Aber hier geht es nicht um Spiel. Soweit ein Film vergessen machen kann, daß seine Realität eine begrenzte, eine geschaffene ist, soweit ein Film uns Zuschauer in eine andere Welt zu versetzen mag – soweit das Medium Film das in seinen vornehmsten Beispielen vermag, soweit vorne im künstlerischen Rang operiert Volker Schlöndorff in diesem Film.

Ausstattung, Licht, Kameraführung, Musik, Schnitt, eine wohlüberlegtes Drehbuch und eine Riege bester und demütiger Darsteller versetzen uns Zuschauer hinein in eine Situation, die zwischen Vorhölle und Hölle changiert – und die unsere deutsche Vergangenheit ist.

Ohne ein Thesenfilm zu sein, ganz anschaulich, sinnlich, nachvollziehbar, stellt der Film die Frage nach dem Gewissen, nach Glauben und nach Schuld. Dabei zeichnet Schlöndorff nicht schwarzweiß, August Diehl als Untersturmführer Gebhardt ist eine äußerst komplexe Person. Besonders beeindruckend ist die erzählerische Ruhe, mit der dies alles vorgebracht wird, das macht die Wucht dieses großen Films aus.