Der Lokführer

Filmplakat: Der Lokführer

FBW-Pressetext

Bernd Ziegler ist Lokführer. Er wollte nie was anderes sein. Auch nicht nachdem er auf einer seiner Fahrten einen Menschen überfahren hat. Eine Selbstmörderin, die sich auf die Gleise stellte. Insgesamt sechs Menschen machten ihn zu ihrem Henker. Damit muss Bernd Ziegler leben. Doch wie ist das überhaupt möglich? In ihrem Kurzanimationsfilm erzählen Christian Wittmoser und Zuniel Kim die Geschichte von Bernd nach seinen eigenen Worten. Trocken, fast schon lakonisch und gefasst erzählt er von den Momenten, die er verarbeiten musste – und doch wahrscheinlich nie ganz verarbeiten kann. Auf der Bildebene wählen Wittmoser und Kim eine Szenerie, die mit dem Unfassbaren, was man sich gar nicht vorstellen will, auf den ersten Blick nichts zu tun hat: das Angeln. Doch immer wieder wandeln sich die Zeichnungen, geht das Ausnehmen der Fische mit dem Blut auf dem Fenster des Lokführerhäuschens ineinander über, verwandeln sich die Wellen des Wassers mit dem verwehten Haar einer der getöteten Personen. Diese assoziative und in sich fließende Dramaturgie verschafft der harten Realität eine poetische Note. Ein starker Kurzfilm, in dem sich Sensibilität und Eindringlichkeit verbinden.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Animationsfilm; Kurzfilm
Regie:Christian Wittmoser; Zuniel Kim
Drehbuch:Christian Wittmoser; Zuniel Kim
Länge:5 Minuten
Produktion: Raumkapsel Schmidt & Stein-Schomburg GbR
Förderer:HessenFilm und Medien

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Mit den Mitteln des Animationsfilms verfolgen Christian Wittmoser und Zuniel Kim einen dokumentarischen Ansatz: Wie geht ein Lokführer damit um, dass sich in den langen Jahren seines Berufslebens immer wieder Menschen vor seinen Zug geworfen haben? Aus dem Off hört man die Reflexionen eines Mannes, der zunächst darauf besteht, die schrecklichen Erfahrungen bewältigt zu haben. Er scheint sich eine eigene Erzählung zu schaffen für die monströsen Dinge, in die ihn sein Beruf verwickelt hat. Die Animationsbilder dazu aber sind von Anfang von einer Poesie und Raffinesse, die zu den abwiegelnden Aussagen des Lokführers im Widerspruch zu stehen scheinen. Nach und nach finden beide Ebenen zu Entsprechungen und Harmonie, zu Empathie und zum Bekennen des eigenen Traumas – vielleicht aber auch hat nur der Zuschauer gelernt, die Bilder besser zu lesen. Wittmoser und Kim ist ein eindrücklicher Kurzfilm gelungen, der mit seinen ganz eigenen Einfällen zu einem verdrängten Thema lange nachhallt.