Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
Mit den Mitteln des Animationsfilms verfolgen Christian Wittmoser und Zuniel Kim einen dokumentarischen Ansatz: Wie geht ein Lokführer damit um, dass sich in den langen Jahren seines Berufslebens immer wieder Menschen vor seinen Zug geworfen haben? Aus dem Off hört man die Reflexionen eines Mannes, der zunächst darauf besteht, die schrecklichen Erfahrungen bewältigt zu haben. Er scheint sich eine eigene Erzählung zu schaffen für die monströsen Dinge, in die ihn sein Beruf verwickelt hat. Die Animationsbilder dazu aber sind von Anfang von einer Poesie und Raffinesse, die zu den abwiegelnden Aussagen des Lokführers im Widerspruch zu stehen scheinen. Nach und nach finden beide Ebenen zu Entsprechungen und Harmonie, zu Empathie und zum Bekennen des eigenen Traumas – vielleicht aber auch hat nur der Zuschauer gelernt, die Bilder besser zu lesen. Wittmoser und Kim ist ein eindrücklicher Kurzfilm gelungen, der mit seinen ganz eigenen Einfällen zu einem verdrängten Thema lange nachhallt.