Der Krieger und die Kaiserin

Kinostart: 12.10.00
2000
Filmplakat: Der Krieger und die Kaiserin

Kurzbeschreibung

Nach einem schweren Unfall begibt sich die Pflegerin einer
psychiatrischen Anstalt auf die Suche ihres Lebensretters, der
sie zurückweist, bis er selbst auf Hilfe angewiesen ist.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama
Regie:Tom Tykwer
Darsteller:Joachim Król; Benno Fürmann; Franka Potente
Länge:135 Minuten
Kinostart:12.10.2000
Verleih:X Verleih
Produktion: X Filme Creative Pool GmbH, X Filme Creative Pool; WDR;
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Alles ist möglich. Nichts ist egal. Sissi, die Kaiserin aus der
Psychiatrie in Wuppertal will es wissen, was es mit dem Zufall
und dem Mann auf sich hat, der ihr das Leben rettete. Sie sucht
das Glück. Er will vergessen. Bodo, der Krieger, hat seine Frau
bei einer Explosion verloren. Seitdem ist er verloren für die
Welt, stößt Sissi zurück. Mehrfach. Immer wieder. Aber sie gibt
nicht auf. Und als ihre Lage gemeinsam hoffnungslos verzweifelt
ist, springen die Krankenschwester und der arbeitslose Ex-Soldat
gemeinsam vom Dach, dem Schicksal von der Schippe, und geradewegs
in ein Happy-End hinein. Aber das ist ein neuer Film.
Tom Tykwer zeigt, wie die beiden zueinander finden, zeigt den
langen, schwierigen Weg. Nichts ist zufällig, was er da
inszeniert, jede Kleinigkeit noch wichtig und verknüpft. Alles
scheint bei Tykwer möglich. Mitten in Wuppertal. Das Leben, ein
kleines Wunder - nicht nur in Mailand, woran das entsprechende
Filmzitat erinnert.
Dramaturgisch bleibt der Regisseur und Autor durchgängig auf dem
Hochseil. Fortwährend geht er Risiken ein, gibt sich mit simplen
Handlungsmustern nicht zufrieden und meistert auch den riskanten
Film-Ort Psychatrie ohne Schaden zu nehmen oder anzurichten.
Tykwer liebt seine Figuren, und er hat Darsteller, die dem Film
Kraft und Ausdruck geben: Franka Potente, Benno Fürmann, Joachim
Król. Auch noch die Nebenfiguren sind präsent, und sei es nur
durch kleine Blicke und Gesten.
Die Atmosphäre ist dicht, manchmal beklemmend dicht. Der Umgang
mit filmischen Formen und Mitteln ist souverän, der Film spielt
mit Zeit und Tempo. Dabei sind die Szenen stets in sich stimmig.
Etwa wie Sissi mit Hilfe eines blinden Begleiters die richtige
Ladenklingel ortet, den Besitzer erfolglos befragt, dann
Gelegenheit zum Herumschnüffeln bekommt, die richtige Idee für
eine kleine Adressenerpressung hat, und sie so zu ihrem
Lebensretter findet. Immer wieder gibt es verblüffende
Kleinigkeiten, und auch für Orte und Landschaften gibt es einen
aufmerksamen Blick. Alles ist möglich, nichts ist egal.